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Kampf der Gefuehle

Titel: Kampf der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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hatte, ihre Entschlossenheit bewusst auf die Probe stellen wollen? Oder war er einfach von Lüsternheit dazu getrieben worden? Das hätte er zu gern gewusst, ebenso wie er gern gewusst hätte, ob er seine Begierde wohl gezügelt und sie losgelassen hätte, wenn sie nicht diesen schluchzenden Laut von sich gegeben hätte.
    Er war sich in keiner Weise sicher.
    Immerhin brauste die ungeheure Kraft, die er hatte aufbringen müssen, um sich von ihr loszureißen, nach wie vor durch seine Adern. Wenn er Glück hatte, würde ihm das die Gelassenheit verschaffen, die erforderlich war, um dem Tod ins Auge zu sehen, während er auf einem Tier saß, das instinktiv versuchen würde, den Tod zu vermeiden. Sein einziger Trost war, dass Nowgorodtschews Pferd, ein großer grauer Wallach mit weißer Blesse, wahrscheinlich auch nicht besser trainiert war. Duelle wie dieses waren so selten, dass man in den Stallungen von New Orleans so gut wie kein Pferd zu finden vermochte, das darauf abgerichtet war, sich ruhig zu verhalten, während jemand versuchte, ihm die Ohren abzuhacken.
    Gavins Reittier war ihm von Caid zur Verfügung gestellt worden, der sich zusammen mit seiner Frau Lisette eine Anzahl von Pferden hielt. Seinem Aussehen nach war der schwarze Hengst eine Mischung aus Präriepony, Bauerngaul und Araber, eine Zucht, die Durchhaltevermögen und Schnelligkeit besaß und sich mit einem Druck des Knies lenken ließ. Gavin hatte ihn am Nachmittag zuvor gründlich ausprobiert und hielt ihn für akzeptabel.
    Der Morgen war grau und nieselig und kündigte einen weiteren nassen Tag an. Das sorgte für höchst unsichere Bedingungen hier unter den Eichen, von deren Ästen jedes Mal, wenn der Wind sie bewegte, schwere Tropfen zu Boden klatschten. Inwiefern das ins Gewicht fiel, würde von der Länge des Treffens abhängen, denn je länger es dauerte, desto mehr würden die Pferdehufe die Erde aufwühlen und in Schlamm verwandeln. Gavin war nicht geneigt, das Ganze in die Länge zu ziehen, und er vermutete, dass der Russe ebenfalls auf eine rasche Entscheidung drängen würde.
    Nowgorodtschew trug, passend zum Morgen und zur Farbe seines Pferds, Grau, was angesichts der ungewissen Lichtverhältnisse eine hervorragende Wahl war. Nathaniel hatte für Gavin Hosen aus Wildleder bereitgelegt sowie einen zweireihigen, königsblauen Gehrock, dessen goldene Knöpfe derart glänzend poliert waren, dass sie seinen Gegner geradezu zu einem Rundumhieb aufzufordern schienen. Obwohl Gavin es bedauerte, dass der Junge nicht davon abzubringen war, sich wie sein Diener aufzuführen, billigte er die Wahl der Kleidung, deren herausfordernde Extravaganz seiner Stimmung entsprach.
    Der als Sekundant fungierende Nathaniel stand neben dem zu Pferde sitzenden Gavin und sah, sich auf die Unterlippe beißend, zu, wie der Russe in gestrecktem Galopp den Platz umkreiste, als wolle er seinem Pferd auf diese Weise die Nervosität austreiben. Es war eine eindrucksvolle Darbietung, sofern man sich von einer stocksteifen, militärischen Haltung beeindrucken ließ. Da es sich hier jedoch nicht um eine Militärparade handelte, enthielt Gavin sich jedes Urteils.
    Die Hauptsekundanten standen in der Mitte des Platzes zusammen und waren in ein Gespräch vertieft. Nach einer Weile gingen sie auseinander, um ihre Position an den gegenüberliegenden Enden des Platzes einzunehmen. Nowgorodtschew ritt seinem Sekundanten entgegen, während Gavin wartete, bis Kerr Wallace zu ihm gelangte.
    Mit ernstem Gesicht machte der Amerikaner vor ihm halt. »Die Regeln, auf die wir uns geeinigt haben, sind, wie du dir vorstellen kannst, grundsätzlich diejenigen, die bei jedem anderen Duell gelten«, sagte er mit gedämpfter Stimme. »Du wirst dich mit Nowgorodtschew in der Mitte des Platzes treffen, wo ihr den üblichen Gruß austauschen werdet. Auf den en garde- Befehl hin werdet ihr euch bereithalten. Das Signal zum Beginn wird ein zu Boden fallendes Taschentuch sein. Hiebe und Stöße dürfen nur oberhalb der Gürtellinie ausgeführt werden. Jede vorsätzlich einem Reittier zugefügte Verletzung wird als Foul gewertet und gilt als Grund, das Treffen zu beenden. Derjenige, der über die abgesteckten Grenzen hinausreitet, hat den Waffengang verloren. Wenn einer von euch vom Pferd fällt, wird der andere sofort absteigen, und der Kampf wird zu Fuß fortgesetzt. Verstanden?«
    »Das Ganze soll also auf ein brutales Gemetzel hinauslaufen«, erwiderte Gavin, »dem niemand wird nachsagen können,

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