Kampf der Gefuehle
auf der Türklinke stehen. »Ich bin nicht irgendein junges Mädchen, das nichts von Krankenpflege versteht. Bevor mein Mann starb, war er eine Zeit lang krank. Ich bin selten von seiner Seite gewichen, da er mich jeder anderen Krankenschwester vorzog.«
»Er konnte sich glücklich schätzen, eine solche Frau zu haben. Aber so habe ich das nicht gemeint.«
»Dessen bin ich mir bewusst. Da ich Sie zur Genesung habe herbringen lassen, kann ich mir nicht vorstellen, dass es eine Rolle spielt, wie oft oder wie selten ich zu Ihnen komme. Die Klatschmäuler werden uns ohnehin nachsagen, dass wir das Bett miteinander teilen. Das heißt, wenn Sie nicht gerade darüber reden, welchen Anteil ich an Ihrem Duell hatte. Wenn man sowieso berüchtigt ist, dann sollte man auch die Freiheit nutzen, die sich daraus ergibt.«
Sie verließ das Zimmer, ohne ihm Gelegenheit zu einer Antwort zu geben. Das war auch besser so, da ihm ohnehin nichts einfiel. Seine Gedanken waren viel zu beschäftigt mit dem, was sie gesagt hatte, und mit den Bildern, die ihre Worte heraufbeschworen.
... dass wir das Bett miteinander teilen.
Ihre dunklen Augen, die ihn unverwandt ansahen ... ihre langen Beine, die sich um deine Hüften schlangen, während er in ihr feuchtes weiches Fleisch eindrang...
Die süße harte Beere ihrer Brust, die er mit der Zunge bearbeitete, während sie lustvoll stöhnte...
Ihre vor Leidenschaft verschleierten Augen, ihre Haut, die wie vom Tau geküsstes Perlmutt aussah...
Sie würde ihn noch umbringen mit ihren Verlautbarungen und ihrer Tollkühnheit, ihren mitternächtlichen Besuchen und ihren Männerhosen. Aber das war ja auch ihre Absicht.
Sie wollte ihn töten.
Es reichte ihr nicht, dass er in irgendeinem, von einem anderen ausgefochtenen Duell starb. Nein, sie wollte ihn mit eigenen Händen umbringen. So erpicht war sie auf dieses Vergnügen, dass sie bereit war, ihn gesundzupflegen, um ebendieses Ziel zu erreichen.
Er hatte nicht die Absicht, das zuzulassen. Nichts gegen Vergnügen anderer Art, aber gegen dieses hatte er was.
Offenbar delirierte er. Es konnte nicht stimmen, dass sie solche tödlichen Absichten hatte, wenn sie ihm lächelnd Wein brachte und dazu beitrug, die Zweifel und Ängste, die ihn plagten, zu lindern.
Oder?
Er musste es herausfinden.
Welche bessere Methode gab es da, als sich ihr Mitgefühl und ihren Sinn für Fairplay zunutze zu machen? Welche bessere Zeit als diese Phase seiner Genesung, wo sie annahm, er sei zu schwach, um ihr gefährlich zu werden?
Er würde ihre Entschlossenheit auf die Probe stellen, auf mannigfaltige Art und Weise. Das würde ihm Vergnügen und auch Kummer bereiten. Erbarmen konnte er sich nicht leisten, da das, was dabei herauskam, so wichtig, so lebenswichtig war. Und wenn er recht hatte, wenn ihr Plan so tödlich war, wie er annahm, würde er darüber nachdenken, was sich dagegen unternehmen ließ.
Er zog es vor, nicht ihr Feind zu sein, aber wenn sie es darauf anlegte, war er ohne weiteres bereit, es zu sein.
Gerade als Gavin seinen Wein ausgetrunken hatte, ging die Tür von neuem auf. Gespannt blickte er hoch.
»Madame Faucher hat gesagt, Sie seien wieder bei Bewusstsein«, stellte Nathaniel fest, während er die Tür hinter sich schloss und durch das Zimmer schlurfte, um sich am Fußende des Bettes aufzubauen. Sein Gesicht war gerötet, und er blickte besorgt drein. »Sind Sie in Ordnung? Brauchen Sie etwas?«
»Im Moment brauche ich nichts. Ich bin nämlich ziemlich benommen, weil der Bordeaux, wie ich vermute, mit Laudanum versetzt war.« Gavin brachte ein Lächeln zu-
Stande. »Und du? Hat man dir irgendwo ein Strohlager zugewiesen?«
»Im Nebenzimmer. Aber ich schlafe in einem mächtig feinen Bett mit ,ner Art Dach drüber, das aussieht, als könnte es mitten in der Nacht auf mich runterstürzen. Und unter dem Bett steht ein Pisspott aus Porzellan, der mit Fasanen bemalt ist.« Der Junge grinste. »Und den ich nicht mal selbst zu leeren brauche.«
»Dein Glück ist also vollkommen. Hast du eine Ahnung, wie lange ich schon hier bin?«
»Heute Morgen waren's zwei Tage, und jetzt sieht's so aus, als würde die Sonne bald untergehen. Während Ihre Wunde genäht wurde, waren Sie bewusstlos. Madame Maurelle hat gesagt, das sei eine Gnade, die Sie nich' verdienen, nachdem Sie dafür gesorgt haben, dass ihr das Herz stehen geblieben ist, aber ich glaube, das hat sie nich' so gemeint.«
»Hoffen wir's«, erwiderte Gavin. »War Madame Faucher ähnlich
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