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Kampf der Gefuehle

Titel: Kampf der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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Ariadne, die ihren leiblichen Vater nie richtig kennengelernt hatte.
    »Meinen Sie? Er hatte für kleine Kinder nichts übrig. Deswegen wurden wir, meine Brüder und ich, zu unserm Großvater abgeschoben, der dachte ... Aber lassen wir das.«
    »Reden Sie weiter. Ich würde die Geschichte gern hören.« Dass seine Gedanken in der Vergangenheit weilten, ermutigte sie so, dass sie anfing, mit der erschreckend scharfen Klinge des Rasiermessers die Bartstoppeln auf seiner rechten Wange abzuschaben.
    »Sie ist aber ziemlich langweilig.«
    »Nicht für mich.«
    Direkt unterhalb des Bereichs, den sie mit dem Messer bearbeitete, pulsierte seine Halsschlagader. Nachdem sie einen Blick darauf geworfen hatte, schaute sie rasch wieder weg. Es wäre ihr ein Leichtes gewesen, ihm mit einem schnellen, kräftigen Schnitt die Ader zu durchtrennen. Fast kam es ihr so vor, als böte er ihr die-
    sen ungeschützten Bereich dar, als halte er ihn ihr bereitwillig hin.
    Sie schluckte schwer. Irgendetwas in ihr verbot ihr diese zu leichte Lösung. Das wäre zu brutal gewesen, hätte zu sehr nach Mord geschmeckt. Sie musste sich auf das konzentrieren, was sie machte.
    »Gibt es irgendein Problem?«, fragte er mit sanfter Stimme.
    »Nein ... oder doch«, antwortete sie verwirrt, um sogleich nach der ersten Ausrede, die ihr einfiel, zu haschen. »Ich ... glaube, Sie hatten recht, was die Position für diese Aufgabe angeht. Es ist ein bisschen unbequem, Sie von hier aus zu erreichen.«
    »Dann kommen Sie doch näher.«
    Obwohl sie es für unklug hielt, seiner Aufforderung zu folgen - vor allem in Anbetracht des Feuers, das in seinen Augen loderte —, konnte sie keinen Rückzieher mehr machen. Nachdem sie das Rasiermesser abgelegt und die Bettvorhänge zur Seite geschoben hatte, zog sie die kleine Trittleiter zum Kopfende des Bettes und kletterte neben ihm auf die Matratze. Indem sie einen Fuß gegen die Trittleiter stemmte, schob sie sich weiter vor, bis ihr Körper den seinen fast berührte.
    Falls ihre ruckartigen Bewegungen ihm Unbehagen bereiteten, ließ er sich nichts anmerken. Stattdessen hob er den Arm, damit sie besser an ihn herankam. Als sie in der richtigen Position war, senkte er den Arm wieder und legte ihn so über ihr gebeugtes Knie, dass seine Finger locker in der Einbuchtung ihrer Taille ruhten.
    »Besser?«, fragte er mit leicht heiserer Stimme.
    »Ja. Bitte erzählen Sie weiter«, stieß sie ein wenig atemlos hervor.
    In den blauen Tiefen seiner Augen blitzte es kurz auf. »Wo war ich stehen geblieben? Ach ja, bei meinem Großvater, wenn ich mich recht entsinne.«
    Jetzt drang seine klangvolle, leicht spöttische Stimme aus größerer Nähe an ihr Ohr. Sie vermied es jedoch, ihn noch einmal anzusehen. »Genau.«
    »Nun ja, da es meinem Großvater nicht gelungen war, einen Landedelmann aus seinem Sohn zu machen, war er fest entschlossen, bei seinen Enkelsöhnen mehr Erfolg zu haben. Mein älterer Bruder Thomas, der Erbe des Titels, war dazu ausersehen, nach dem Vorbild meines Großvaters ein großer Reiter, Angler und Jäger vor dem Herrn zu werden. Zum großen Verdruss meines Großvaters interessierte ich mich mehr für Bücher, hatte ein Faible für Astronomie und Geographie, die es mir ermöglichten, in eine größere Welt zu fliehen. Das Fechten — die von mir bevorzugte Methode, meine Aggressionen abzureagieren — hielt er für weibisch und fremdländisch, für etwas, das sich für einen englischen Gentleman nicht recht schickt. Das ist vermutlich der Grund dafür, warum meine Vorliebe fürs Fechten so tiefe Wurzeln in mir geschlagen hat.«
    »Aus Trotz, meinen Sie.«
    »Aus purem Trotz. Trotz der schlimmsten Sorte.«
    »Aber dennoch wurde Ihnen gestattet, das Haus Ihres Großvaters zu verlassen.« Die Berührung seiner Hand lenkte sie so sehr ab, dass sie nicht wusste, ob das, was sie sagte, Sinn ergab. Gewiss wollte er sie auf diese Weise stützen, doch das Ganze kam einer Umarmung derart nahe, dass sie kaum zu atmen vermochte.
    »Gestattet ist nicht ganz der richtige Ausdruck«, erwiderte er. »Es war eher so, dass ich dazu ermutigt wurde.
    Beziehungsweise überredet. Gezwungen dürfte am zutreffendsten sein.«
    Die Hitze, die sein Körper ausstrahlte, war ebenso beunruhigend wie seine Berührung. Rasch warf sie ihm einen Blick zu, um sogleich mit ihrer Arbeit fortzufahren. »Dann müssen Sie etwas Unverzeihliches getan haben.«
    »Scharfsinnig und unerbittlich - bei einer Dame eine tödliche Kombination von

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