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Kampf der Gefuehle

Titel: Kampf der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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als sie seine Sorgen und seinen Kummer. Und wer wollte sagen, wessen Last größer oder schwerer zu tragen war?
    Sie hatte geschworen, ihn zu töten, hatte es geschworen, als ihre Trauer noch frisch gewesen war. Der Tod von Francis schrie nach Rache. Doch wie sollte sie den Tod des Fechtmeisters herbeiführen, wenn sie es nicht ertrug, ihn bluten zu sehen, wenn sie den Schmerz, den sie ihm zufügte, am eigenen Leib spürte?
    »Verzeihen Sie«, sagte sie, während sie von ihm wegrutschte und von der Matratze herunterkletterte. »Ich kann das nicht machen. Jemand anders muss die Sache zu Ende führen.«
    »Das werde ich selbst tun«, sagte er, indem er nach dem Handtuch griff und sich den Schaum vom Gesicht wischte.
    Sie starrte ihn an, weil irgendetwas in seiner Stimme, ein Unterton, den sie nicht zu deuten vermochte, sie aufmerken ließ. Mit ausdruckslosem Gesicht sah er sie an. Selbst mit einem Schaumspritzer auf der Nase und einem Blutfleck am Hals wirkte er ungemein attraktiv, und dabei war er innerlich so unnachgiebig. Seine Kraft war nicht nur körperlicher Art, steckte nicht nur in seinen Muskeln und Sehnen, sondern war eine Kraft des Geistes, die Kraft einer intelligenten Persönlichkeit.
    Ariadne hatte vorgehabt, ihn besser kennenzulernen, seine Schwächen in Erfahrung zu bringen und gegen ihn auszuspielen. Dass er keine Schwächen haben könnte, war ihr nie in den Sinn gekommen.
    Ein Schauder lief ihr über den Rücken. Gleichzeitig befiel sie eine derartige Verzweiflung, dass ihre Kehle sich zusammenschnürte und ihr Tränen in die Augen traten. Bevor er etwas davon mitbekam, wandte sie sich ab und ging zur Tür. Erst als sie draußen war und die Tür hinter sich geschlossen hatte, vermochte sie wieder frei zu atmen.

Zwanzigstes Kapitel
    Madame Zoe Savoie hatte keinerlei Bedenken, den Engländer zu stören. Wie eine unaufhaltsame Naturgewalt rauschte sie aus dem Salon, in dem Ariadne und Maurelle sie empfangen hatten, durchmaß unablässig redend die Galerie und stürmte in das Krankenzimmer. Als ihr Papagei Gavin erblickte, fing er an, kreischend auf ihrer Schulter auf und ab zu hüpfen. Sobald sie in der Nähe des Bettes waren, flatterte er mit seinen gestutzten Flügeln herab und ließ sich auf dem Fußende des Betts nieder.
    »Napoleon und ich sind heute Abend gekommen, um Ihre Kissen aufzuschütteln und dafür zu sorgen, dass Ihre Stimmung sich hebt, mon ami«, verkündete die Diva, um mit spitzbübischem Lächeln hinzuzufügen: »Ob sich noch etwas anderes bei Ihnen hebt, hängt gänzlich von Ihrer Laune und Ihrer Verfassung ab. Ah, aber wie unfair von Ihnen, so hinreißend bleich in den Kissen zu liegen. Das macht mich richtig ungehalten.«
    »Napoleon scheint es nichts auszumachen.«
    »Napoleon ist ein Männchen, deshalb rührt ihn so etwas nicht. Sind Sie nicht auch meiner Meinung, Ariadne?«
    Als der Papagei seinen Namen hörte, schlug er mit den Flügeln und plusterte sich auf. Die Possen des Vogels belächelnd, sagte Ariadne: »Wenn Sie damit meinen, ob ich ungehalten bin ...«
    »Nun sagen Sie bloß nicht, ihr zwei hättet bereits Streit miteinander!«
    »Natürlich nicht. Monsieur Blackford ist hier Gast, und ich ebenfalls.«
    »Ganz recht«, erwiderte die Diva verschmitzt dreinblickend. »Überdies sind Sie ihm zu Dank verpflichtet, weil er Ihren guten Ruf verteidigt hat, obwohl das nutzlos gewesen zu sein scheint, da er ihn jetzt in Gefahr bringt. Aber Männer auf dem Krankenlager neigen dazu, schlecht gelaunt zu sein. Deshalb bin ich mir sicher, dass er Ihnen Verdruss bereitet hat. Aus diesem Grund bin ich hier.« Sie drehte sich Gavin zu und zog eine mit Geschenkband verschnürte Schachtel aus dem riesigen Muff aus Biberpelz, den sie am Arm trug. »Pralinen. Natürlich aus Schokolade, um Ihnen Ihre Lage zu versüßen, mon ami. Ich habe sie bei Vincent's gekauft, folglich sind sie viel zu reichhaltig, um allesamt von einem Invaliden verzehrt zu werden. Ich werde Ihnen dabei behilflich sein, sie aufzuessen.«
    »Sie sind zu freundlich«, stellte Gavin grinsend fest.
    »Nicht wahr?« Sie lächelte schelmisch. »Und ich wage zu behaupten, dass Ariadne uns ebenfalls gern dabei behilflich sein wird. Alles, was uns noch fehlt, ist...»
    »Kaffee, würde ich sagen«, warf Ariadne ein, während sie durchs Zimmer ging, um den Klingelzug zu betätigen.
    »Genau.« Madame Savoie warf ihren Muff auf den Stuhl auf der anderen Seite des Bettes und machte sich daran, ihn wie ein Kissen zurechtzurücken.

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