Kampf für Freiheit
der Kehle. Der bäumte sich unter dem Würgegriff auf; seine Hände krallten sich in Titus’ Armen fest und er knurrte wie ein wütendes Tier. Der Zenturio packte noch fester zu und der Laut verstummte. Der Sklave ergriff mit der linken Hand Titus’ Handgelenk und versuchte, dessen Finger von seinem Hals zu lösen, während seine Rechte zu Titus’ Gesicht hochwanderte und er ihm mit zersplitterten Fingernägeln über die Wange kratzte. Die Finger des Sklaven tasteten immer weiter nach oben, und Titus kniff die Augen so fest zu, wie er nur konnte, und verstärkte mit aller Kraft den Druck seiner Hände. Die Knie des Sklaven begannen wild zu zucken, und die Augen traten ihm beinahe aus dem Kopf, während er seinerseits mit seinen Fingernägeln Titus die Augen auszukratzen versuchte. Der Zenturio drehte den Kopf zur Seite.
Immer wilder wurden die Bewegungen des Mannes, doch dann lockerten sich plötzlich seine Hände, und der Kopf fiel ihm nach hinten. Titus hielt ihn noch einen Augenblick länger fest, um ganz sicher zu sein, dass keine Gefahr mehr drohte. Als er die Augen, die er immer noch zugekniffen hatte, öffnete, sah er, dass dem Toten die Zunge aus dem Mund hing. Titus ließ den Hals des Sklaven los, schob sich unter der Leiche hervor und rappelte sich keuchend hoch. Als er nach unten blickte, bemerkte er, dass sein Schwert sich in die Rippen des Mannes gebohrt hatte. Deswegen hatte er es nicht bewegen können. Der Sklave wäre ohnehin gestorben.
Neben ihm kam der General, den das Gewicht seines kunstvoll verzierten Brustschilds zu Boden drückte, mühselig wieder auf die Füße. Er schaute auf den toten Sklaven und auf Titus, der sich über den Leichnam beugte und sein Schwert aus der Leiche des Mannes zog.
»Bei allen Göttern! Das war knapp!« Pompeius warf einen Blick auf den Toten. »Wenn Ihr nicht gewesen wärt, Zenturio Titus, hätte er mich umgebracht.«
Titus antwortete nicht, sondern wischte nur mit der Tunika des Sklaven das Blut von der Klinge seines Schwertes. Dann steckte er die Waffe wieder in die Scheide und stand stramm. Der General sagte mit einem leisen Lächeln: »Ich verdanke Euch mein Leben. Das werde ich Euch niemals vergessen.«
Titus nickte.
»Ihr sollt eine Belohnung bekommen.« Der General fuhr sich übers Kinn und deutete dann mit der Hand auf die Gruppe gefangener Sklaven. »Nehmt Euch einen davon, in meinem Namen. Das ist ein angemessener Preis für mein Leben. Aber eines müsst Ihr auch wissen, Zenturio: Wenn Ihr je meine Hilfe benötigt, dann habt Ihr mein Wort, dass ich alles für Euch tun werde, was in meiner Macht steht.«
»Ihr seid zu freundlich, General.«
»Nein. Ihr habt mir das Leben gerettet. Dafür ist keine Belohnung groß genug. Jetzt wählt Euch einen Gefangenen aus, der Euer Sklave sein soll. Oder eine gute Sklavin vielleicht.«
»Jawohl, General. Was ist mit den anderen? Werden die unter den Männern aufgeteilt?«
General Pompeius schüttelte den Kopf. »Sonst würde ich das so machen. Aber ich will allen Sklaven im Römischen Reich eine gründliche Lektion erteilen. Man muss ihnen zeigen, was die zu erwarten haben, die sich gegen ihre Herren auflehnen.« Er hielt inne und sein Gesichtsausdruck verhärtete sich. »Sobald Ihr Eure Wahl getroffen habt, gebt den Befehl, dass man diejenigen, die im Kampf gefangen genommen wurden, hinrichten soll. Sie sollen ans Kreuz genagelt werden, und zwar an der Straße von Rom nach Capua, wo der Aufstand begonnen hat.«
Titus lief ein kalter Schauer über den Rücken, als er den brutalen Befehl des Generals hörte. Einen Augenblick lang verspürte er den dringenden Wunsch, ihm zu widersprechen. Die Sklaven waren besiegt. Der Aufstand war niedergeschlagen. Wozu brauchte man da noch eine so barbarische Bestrafung? Doch dann siegten seine Ausbildung und seine Disziplin, und Titus salutierte seinem General, ehe er sich auf den Weg über das Schlachtfeld zu den Gefangenen machte, um sich den einen auszusuchen, der diesem schrecklichen Schicksal entrinnen würde, ehe die meisten anderen zu einem langen, schmerzvollen Tod abgeführt wurden.
Marcus wusste, dass es Ärger geben würde, als der alte Aristides eines frühen Sommermorgens atemlos auf den Hof gerannt kam. Marcus hatte zufrieden mit Zerberus gespielt und versucht, dem rauhaarigen Jagdhund beizubringen, sich auf Befehl zu setzen und hinzulegen. Aber Zerberus hatte nur den Kopf schief gelegt, die Zunge heraushängen lassen und seinen jungen Herrn ausdruckslos
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