Kampf für Freiheit
Es gibt keinen Anlass, so ungastlich zu sein. Der Grund, warum wir hier sind, ist einfach genug: Ihr schuldet unserem Herrn Geld, genau genommen tausendfünfzig Sesterze. Er hat uns geschickt, um die Schuld einzutreiben.«
»Neunhundert«, antwortete Titus gleichmütig.
»Verzeihung?«
»Ich schulde ihm neunhundert Sesterze, nicht tausendfünfzig.«
Der Anführer verschränkte seine Hände und ließ die Knöchel krachen. »Ah, Ihr müsst verstehen, dass da zusätzliche Zinsen hinzugekommen sind. Jetzt schuldet Ihr Decimus tausendfünfzig Sesterze, wie ich es gesagt habe. Mein Herr wünscht sein Geld zu bekommen. Jetzt.«
Titus seufzte schwer. »Ich habe es nicht. Und Decimus weiß das. Ich habe seinem Verwalter bereits gesagt, dass ich nächstes Jahr zahle, sobald ich eine gute Ernte hatte. Nun geht zu Decimus zurück und erklärt es ihm gründlich, damit es diesmal kein Missverständnis gibt. Sagt ihm, dass er sein Geld bekommt, sobald ich es mir leisten kann, es ihm zu zahlen.« Titus machte eine kurze Pause. »Und zusätzliche Zinsen gibt es nicht. Er bekommt, was ich ihm schulde, und nicht mehr. Nun fordere ich euch zum letzten Mal auf: Verlasst meinen Grund und Boden.«
Der Anführer blies die Backen auf und schüttelte den Kopf. »Es tut mir leid, Zenturio, das geht nicht. Entweder gehen wir mit dem Geld oder mit Wertgegenständen, die dieser Summe – der gesamten Summe – entsprechen. So ist es und nicht anders.«
Titus starrte die drei wortlos an. Die beiden anderen Männer packten ihre Speere fester und richteten sie auf den ehemaligen Zenturio. Marcus spürte, dass es jetzt jeden Augenblick zu Gewalttätigkeiten kommen würde. Er umklammerte seinen Stock. Auch Zerberus witterte die Gefahr. Die Nackenhaare des Hundes sträubten sich und er knurrte und fletschte drohend seine großen, weißen Reißzähne.
Doch ehe Titus oder seine Besucher etwas tun konnten, war plötzlich eine Bewegung neben dem Tor zu sehen. Aristides trat vor, den Hirtenstab in den gebrechlichen Händen.
»Der Herr hat euch aufgefordert, seinen Grund und Boden zu verlassen!« Seine Stimme war dünn und näselnd, aber es gab keinerlei Zweifel an seiner Entschlossenheit, die in den tief liegenden Augen unter dem weißen Haarschopf funkelte. »Raus!«
Thermon zwinkerte verwundert und lachte dann schallend los. Seine beiden Begleiter fielen, wenn auch etwas nervös, in das Lachen ein, während sie von Aristides zu Titus blickten.
»Zenturio, wo um alles in der Welt habt Ihr denn diese traurige Gestalt her?« Thermon schüttelte den Kopf und schaute Aristides abschätzend an. »Ich bezweifle, dass wir den auf die Liste der Wertgegenstände aufnehmen müssen. Für den würden wir ja wohl gar nichts bekommen – den müssten wir schon verschenken.«
Marcus spürte, wie eine brennende Wut sein Herz ergriff, als die Männer Aristides so beleidigten. Er sah, dass auch sein Vater finsterer blickte. Titus biss die Zähne zusammen und knurrte: »Mein Sklave steht nicht zum Verkauf. Und ihr macht, was er gesagt hat, und verlasst meinen Grund und Boden.«
Thermons Züge verfinsterten sich. Er zog das Schwert und wandte sich mit einem Nicken zu seinen Männern, die sofort ihre Speerspitzen senkten. Thermon drehte sich wieder zu Titus um: »Ihr habt es nicht anders gewollt, Zenturio. Zahlt oder Ihr werdet es bereuen.«
Titus grinste, als er sein Schwert zog und sich in Kampfposition stellte. »Ich glaube nicht, dass ich es bereuen werde.«
Marcus starrte ängstlich auf seinen Vater. Er zitterte an allen Gliedern. Auf keinen Fall konnte Titus allein die drei Männer besiegen. Marcus musste etwas unternehmen.
Genau in diesem Augenblick stürzte sich Aristides mit einem schrillen Schrei auf den von Thermons Männern, der am nächsten bei ihm stand, und hieb mit seinem Hirtenstab auf ihn ein. Der Mann drehte sich um und blockte den Schlag mit dem hölzernen Griff seines Speers ab. Laut krachte Holz auf Holz. Der Ziegenhirt hielt dagegen, aber er stöhnte vor Anstrengung. Thermons Mann war jünger und stärker und den Umgang mit der Waffe eher gewöhnt. Er konnte den Angriff des alten Sklaven leicht abwehren. Er stemmte sich gegen Aristides und drängte ihn nach hinten. Mit einem Schmerzenslaut fiel der Ziegenhirt auf den Rücken. Sogleich stand sein Gegner über ihm und holte mit dem Speer aus, als wollte er zustoßen.
»Zerberus! Fang!«, rief Marcus und schleuderte gleichzeitig die hölzerne Rebstütze nach dem Mann. In einem Wirbel von
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