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Kampf um das Zauberschwert "Drachenauge"

Kampf um das Zauberschwert "Drachenauge"

Titel: Kampf um das Zauberschwert "Drachenauge" Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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seine Stablampe an
den Rennradlenker, dann ging’s über Stock und Stein. Nicht zur Stadt, sondern
in Richtung Burg, also über Feldwege und Pfade.
    Nach einer halben Stunde
erreichten sie den Burgberg, ein bewaldetes Felsmassiv. Burg Zährensteyn liegt
vor der westlichen Hangseite, die zwar steil ist, aber für Geübte begehbar —
jedenfalls auf Händen und Füßen.
    Karl wartete unter den Bäumen.
    „Alles klar?“ fragte Tim.
    „Bin schon ziemlich lange da.“
    „Eher konnten wir nicht. Ist zu
gefährlich. Der neue EvD hat die unbegreifliche Vorstellung, in unserem Alter
gehöre man um halb zehn ins Bett. Man kann sich auch blöd schlafen. Ich hab’s
ihm gesagt.“ Tim lachte. „Aber der reitet herum auf der Hausordnung. Wie ist
denn hier die Verkehrsdichte?“
    Karl feixte. „Annäherung null.
Kein Auto, kein Krad, kein Mountainbike. Ein Uhu flog vorbei. Im Gras turnen
Waldmäuse herum. Über der Burg kreisten Turmfalken, als der Himmel noch heller
war. Und einmal dröhnte Blech — oben auf dem Burghof. Offenbar ist jemand gegen
einen Eimer gestoßen.“
    „Wohnt da eigentlich wer?“
fragte Klößchen.
    „Nur der Burgverwalter und
seine Frau“, wußte Karl.
    „Dann mal los!“ sagte Tim.
    Der Weg stieg steil an. Bäume überdachten
ihn. Die Jungs ließen ihre Tretmühlen zurück, versteckten sie hinter Büschen.
Der Wind fauchte um den Burgberg, zerrte an Ästen und Zweigen. Aber es regnete
noch nicht.
    Schaurig schön, dachte Tim.
Schade, daß Gaby nicht hier ist. Vielleicht hätte sie ein kleines bißchen
Angst. Gerade genug, um den Kopf an meine Schulter zu kuscheln. Bei Tageslicht
gibt’s diese Situationen viel zu selten.
    Sie erreichten das Burgtor. Es
war ständig offen. Um Angeln und Scharniere zu schonen, wurde hier nichts bewegt.
Unter dem Torhaus brannte eine Laterne, andere kleckerten ihr Licht auf den
Hof. Aber zwischen den Lichtinseln waren lange Strecken suppendicker
Finsternis.
    Tim spähte zum Palas-Gebäude,
wo sich die Wohnung des Verwalters befand. Alle Fenster dunkel. Ein Kombi stand
neben der Treppe. Gab’s einen Hund?
    Als hätte der TKKG-Häuptling
das Stichwort gedacht, bellte ein dünnes Hundestimmchen hinter der schweren
Palas-Tür. Es klang nach Rehpinscher. Und wahrscheinlich bellte der kleine
Vierbeiner oft während der Nacht.
    Die Jungs beeilten sich,
hasteten über den Hof zu dem Gebäude, auf das Karl — er hatte sich kundig
gemacht und führte — zuhielt. Es lag zwischen Kemenate und Wirtschaftsgebäude,
ein unfreundliches Gemäuer.
    Bei der Tür war es dunkel. Karl
drückte auf die Klinke.
    „Leute, hier ist offen. Da
brauche ich die nicht.“
    Er klopfte auf seine
Gürteltasche. Es klirrte. Sie enthielt Nachschlüssel — unerläßliches Werkzeug,
um verschlossene Türen zu öffnen. Rechtens ist das zwar nicht, und die
TKKG-Bande macht davon auch nur selten Gebrauch. Aber manchmal heiligt der
Zweck die Mittel, und man kam ja nie als diebischer Einbrecher, sondern immer,
um Schlimmes zu verhüten oder Schandbares aufzudecken.
    Ein finsterer Gang.
    Die Jungs huschten hinein und
schlossen die Tür.
    Tim schaltete seine Stablampe
ein.
    Der Lichtkegel glitt über
schartige Wände und abblätternde Farbe. Die Mauern rochen säuerlich. Es war
kühl — nichts zu spüren von der lauen Sommernacht.
    „Zum Verlies“, sagte Karl,
„geht’s hier entlang. Ich habe den Grundriß der Burg studiert. Ich würde mich
zurechtfinden mit verbundenen Augen.“
    „Ungemütliche Bude“, meinte
Klößchen. „Muß ätzend gewesen sein im Mittelalter. Besonders im Winter. Keine
Zentralheizung, keine Klima-Anlage, kein Fernsehen. Als Bücher nur die Bibel —
wenn überhaupt. Wahrscheinlich haben sie den ganzen Tag gefressen oder süßen
Wein in sich reingeschüttet. Also, ich lebe lieber heute. Nicht zuletzt wegen
der Schoko.“
    Er zog eine Tafel aus der
Tasche und riß das Papier auf.
    Karl blieb stehen vor einer
Tür. Man sah ihr an, was sich dahinter versteckte: das Verlies. Die Tür war
dick wie eine Zwischenwand in modernen Häusern, zusätzlich mit Eisen
beschlagen, wirkte drohend und abweisend. Die Jahrhunderte hatten dem Holz
Risse zugefügt und Scharten, aber sonst erstaunlich wenig verändert.
    Wie viele Menschen wohl durch
diese Tür gingen — über die Schwelle gestoßen wurden? überlegte Tim. Schuldige
und Unschuldige. Die meisten sind umgekommen im Verließ. Wurde dort auch
hingerichtet?
    Die Tür knarrte, als er sie
öffnete. Grabesluft — so schien es —

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