Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kampf um das Zauberschwert "Drachenauge"

Kampf um das Zauberschwert "Drachenauge"

Titel: Kampf um das Zauberschwert "Drachenauge" Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
war so schief wie die Nase, und über diesem Antlitz lag
ständig ein Ausdruck von schlechter Laune und Tücke. Lachen konnte Drauschilt
vermutlich nicht.
    „Was ist denn so wichtig?“
fragte er ungnädig.
    „Ich habe Ihnen was anzubieten,
Herr Drauschilt.“
    „Schmuck?“
    „Damit würde ich Sie nicht
behelligen.“
    „Falschgeld und Antiquitäten
interessieren mich nicht. Ist ohnehin fast dasselbe.“
    Hirnvogel lächelte und wandte
den Blick etwas ab. Drauschilt war ihm unheimlich. Wie der, stellte er sich
vor, hatten die Henker ausgesehen — in alter Zeit. Vielleicht besaß Drauschilt
Ahnen, die dieses grausige Handwerk ausgeübt hatten. „Ich möchte Ihnen ein
Schwert anbieten, Herr Drauschilt.“
    „Ein Schwert? Ich sammele, wie
Sie wissen.“
    „Sie besitzen 942 phantastische
Blankwaffen.“
    „946!“
    „Verzeihung! Dann bin ich nicht
auf dem neuesten Stand.“
    „Was für ein Schwert?“
    „Drachenauge.“
    Über Drauschilts Visage huschte
ein Grinsen. „Verschwunden seit Ende des zwölften Jahrhunderts. Angebliches
Zauberschwert. Zweihänder von Ritter Albrecht von Zährensteyn. 170 Zentimeter,
Damaszener-Klinge. Am Knauf der Rubin Drachenauge. Mit dem Schwert hat Albrecht
mindestens 37 Feinde getötet und ein Ungeheuer. 13 Hinrichtungen hat er
vorgenommen. Wäre alles in allem ein großartiges Zertifikat (Wert-Urkunde). Aber keine Sau findet die Waffe. Wollen Sie behaupten, Sie hätten sie?“
    „Noch nicht. Aber morgen habe
ich sie.“
    „Woher?“
    „Sie befindet sich noch in
ihrem — im wahrsten Sinne des Wortes — sagenhaften Versteck.“
    „In Trauthildes Grab?“
    Hirnvogel nickte.
    Drauschilt massierte sein Kinn.
„Bis jetzt hat das niemand entdeckt.“
    „Doch. Mein Partner hat es
entdeckt. Und heute nacht werden wir das Schwert holen.“
    „Hm. Wer weiß noch davon?“
    „Nur Sie.“
    „Ich biete eine Million — bar
auf die Kralle.“

    Hirnvogel lächelte. „Morgen
können Sie Ihre Schwerter-Sammlung mit Drachenauge krönen. Ich freue mich, daß
wir wieder einmal ein Geschäft machen miteinander.“
    Nachdem Hirnvogel gegangen war,
griff Drauschilt zum Telefon.
    „Hahrmann“, meldete sich eine
seifige Stimme am anderen Ende der Leitung.
    „Ich habe einen Auftrag für
dich“, sagte Drauschilt. „Du kennst Hirnvogel. Der wird heute nacht unterwegs
sein. Zusammen mit einem Typ. Sie wollen ein Schwert ausbuddeln. Laß die beiden
nicht aus den Augen. Sobald sie das Ding haben, nimmst du’s ihnen weg. Klar?“
    „Wenn die zu zweit sind,
brauche ich meinen Kumpel Dröhnkop zur Verstärkung.“
    „Das ist deine Sache.“
    „Ist wohl ein besonderes
Schwert? Wertvoll, ja?“
    „Nur für mich. Du könntest
nichts damit anfangen.“
    „In Ordnung, Chef. Was kriegen
wir?“
    „Jeder 5000.“
    Hahrmann pfiff durch die Zähne.
„Netter Stundenlohn. Aber es ist besser, Sie geben mir die zehn Mille, und ich
teile dann auf.“
    „Von mir aus.“
    Drauschilt legte auf.
    Hahrmann war ein Schweinehund,
genau das richtige Kaliber für gelegentliche Aufträge. Er stammte aus Potsdam,
hatte in der ehemaligen DDR eine gehobene Position gehabt und inoffiziell (heimlich) für die berüchtigte Stasi gearbeitet. Gustl Hahrmann war ein Falschname, den er
angenommen hatte, um sich vor Verfolgung zu schützen.
    Ähnlich verhielt es sich mit
Dröhnkop, der allerdings als Übeltäter nur ein kleines Licht gewesen war und
deshalb seinen Namen beibehielt.

9. Der zweite Eingang
     
    Regen war angesagt für die
Nacht, und schon am Abend sammelten sich fette Wolken über der Millionenstadt.
    Für die meisten Schüler der
Internats-Schule war das ohne Bedeutung. Sie hockten in ihren Buden und würden
die Nacht unter der Bettdecke verbringen.
    Für Tim und Klößchen sah’s
anders aus. Um 22.45 Uhr seilten sie sich ab, buchstäblich: auf die übliche
Weise per Strickleiter durchs Flurfenster im zweiten Obergeschoß. Es war seit
jeher der einzige Weg. Denn spätestens um zehn hatte der EvD (Erzieher vom
Dienst) alle Türen des Haupthauses abgeschlossen. Auch die der Klassenräume
unten im Parterre.
    Die älteren Schüler — ab 18
konnte jeder wegbleiben, solange er wollte — wurden nicht berührt von dieser
Maßnahme. Ihre Buden waren in den anderen Gebäuden. Im Haupthaus logierte die
Unter- und Mittelstufe.
    Lauer Wind peitschte Bäume und
Sträucher, als Tim und Klößchen durchs Tor rannten. Ihre Tretmühlen hatten sie
draußen versteckt, hinter Büschen an der Außenmauer.
    Tim hängte

Weitere Kostenlose Bücher