Kampf um das Zauberschwert "Drachenauge"
Ja? Gut. Dort kann man parken, und man hat Überblick,
wer antanzt. Ich denke an Bullen. Die halbtoten Junkies ( Rauschgiftsüchtige )
stören uns nicht.“
Er lauschte in den Hörer.
Gaby spähte unter einen
kirschroten japanischen Kleinwagen, eine sogenannte Knutschkugel.
„18 Uhr!“ sagte Drauschilt.
„Und pünktlich, ja! Ich komme in einem schwarzen Rolls Royce. Mit meinen
Leibwächtern. Jaja, Sie kriegen Ihre Millionen. Das geht klar. Und ich die
Truhe mit allem, was reingehört. Ende!“
Er legte auf.
Gaby war jetzt neben dem
Nobel-Fahrzeug.
„Brauchen Sie uns nachher,
Chef?“ fragte Hahrmann.
Er sprach, als wäre seine Nase
verkorkt. Offenbar war sie infolge Schlagwirkung zum totalen Bluterguß
geworden. Jedenfalls hörte es sich so an.
Drauschilt antwortete nicht. Er
hatte Gaby bemerkt.
„Heh, Mädchen!“ blaffte er sie
an. „Was suchst du hier?“ Gaby richtete sich auf. „Mein Meerschweinchen.“
Drauschilt kniff die Augen noch
schmaler. „Ähhhh... gehörst du zu den Kids, die das Schwert gefunden haben?“
„Ja, aber jetzt ist mein
Meerschweinchen abgehauen. Es sitzt irgendwo unter den Autos. Wenn es
überfahren wird, weine ich mir die Augen aus.“
„Ist doch nur ein
Meerschweinchen“, meinte Drauschilt. „Von denen gibt es viele.“
Du Dreckskerl! dachte Gaby. Ein
kleines Lebewesen ist für dich natürlich nichts wert. Würdest sicherlich nicht
mal bremsen seinetwegen — sondern mit Vollgas drüber fahren.
„Mein Sigismund“, rief sie,
„darf aber nicht umkommen. Hätte ich ihn doch nur zu Hause gelassen!“
Drauschilt verzog das Gesicht.
Und Gaby wußte, weshalb. Sigismund — so hieß auch der Schwertsammler.
„Das ist doch kein Name für ein
Meerschweinchen.“
„Ich rufe es nur Sigi“, Gaby
blickte unter den Rolls Royce. „Weil mein Cousin seine Ratte — er hat eine
zahme Ratte — auch so genannt hat: Sigismund. Mein Cousin sagt, es wäre der
richtige Name für Ratten. Und... ach, bitte, fahren Sie vorsichtig an.
Vielleicht sitzt Sigi irgendwo.“
Gabys gespielte Besorgnis war
berechtigt. Denn Drauschilt schien verärgert zu sein und ließ den Motor an.
„Um halb sechs bei mir“, befahl
er den beiden Typen, dann riß er den Schlag zu — was aber nur ein halblautes
Geräusch erzeugte, denn der Rolls Royce ist ein leises Fahrzeug, gebaut für
vornehme Leute oder die, die sich so fühlen.
Drauschilt fuhr ab.
18. Ganovenjäger kommen früher
„Ich habe Sigismund nicht
gefunden“, sagte Gaby, als sie zurückkam zu Tim, Karl und Klößchen. „Möchte
wissen, wo er steckt.“
„Wer ist Sigismund?“ fragte
Tim.
„Mein Meerschweinchen.“
„Du hast doch gar keins.“
„Eben drum. Aber Drauschilt
hört auf Sigismund“, erklärte sie lachend und wiederholte dann wortwörtlich,
was sie aufgeschnappt hatte.
Den Jungs blieb die Spucke weg.
Tim fragte nach. „Hat er
wirklich gesagt: Sie kriegen Ihre Millionen. Und ich die Truhe mit allem, was
reingehört.“
Gaby nickte und pustete dabei
gegen ihren Pony.
„Es wäre zu schön, um wahr zu
sein“, meinte Karl. „Andererseits entbehrt es nicht einer gewissen Logik.
Drauschilt ist unermeßlich reich, wie wir von Kommissar Glockner wissen, und
leidenschaftlicher Schwertsammler. Mit undurchsichtiger Vergangenheit. Auf
ehrliche Weise — das steht mal fest — hat er seinen Reichtum nicht erworben,
und zu welcher Hinterlist er fähig ist, wissen wir. Er tut vertraulich mit
Hirnvogel, aber Hahrmann und Dröhnkop sollten dem das Schwert abjagen. Daß die
uns seinen Namen preisgaben, haben sie ihm natürlich nicht erzählt. Damit
würden sie sich ja ins Knie schießen. Drauschilt denkt also, er agiere total im
dunkeln. Wer Schwerter sammelt, interessiert sich bestimmt auch für andere
historische Kostbarkeiten. Und die Prückler-Melbasche Schatztruhe gehört ja zum
Tollsten — gleich nach den britischen Kronjuwelen. Vielleicht lag,
beziehungsweise stand die Schatztruhe ein Jahr lang auf Eis. Aber jetzt kommt’s
zum Verkauf, und Drauschilt ist der Käufer.“
„Deiner Überlegung“, sagte Tim,
„ist nichts hinzuzufügen.“
„Wäre irre!“ meinte Klößchen.
„Wir wollen verhindern, daß Drachenauge geklaut wird, und stoßen dabei auf den
Schatz.“
„So geht es manchmal zu im
normalen Leben“, nickte Tim. „Ein Angler gräbt nach Regenwürmern und findet
eine Ölquelle. Ein Metzgerlehrling schüttet versehentlich Milch in die
Wurstmasse — und die Weißwurst entsteht. Warum soll uns
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