Kampf um die Ewigkeit
einem Strauch stehen. Weil er mit Verspätung eingetroffen war, sprang er rasch aus dem Fahrzeug und rannte auf sie zu. Er durfte sich auch nicht allzu lange aus seinem Appartementgefängnis entfernen.
Obwohl er eine Mahlzeit ausgelassen hatte, um zusätzliche Zeit zu gewinnen, nahm er an, daß er die Stunde schon überschritten hatte. Also Tempo! In den Wagen mit ihr und zurück in die Stadt.
Er kletterte die leichte Anhöhe zu dem Strauch hinauf, hinter dem sie stand. Und aus dieser Höhe sah er Eket. Der Insektenwissenschaftler war ungefähr hundertfünfzig Meter über dem Tal und zweifellos im Begriff, wieder hinter die Barriere zurückzukehren.
Dieser Anblick brachte Modyun auf eine Idee. Er blieb stehen und indizierte seinen Gedanken auf einer der Insektenwellenlängen. Zunächst begrüßte er das Insekt, empfing den höflichen Gegengruß und gab dann seine Meldung für die anderen Menschenwesen auf.
In seinem geistigen Bericht schilderte er kurz seine bisherigen Beobachtungen und Erfahrungen, den Wechsel in der Computerprogrammierung, den neuen Status der Hyänenmenschen und die Nunuli-Eroberung der Erde im Auftrag eines fernen Komitees.
Was er sagte, sollte lediglich der ersten Information dienen – und auf genaue Einzelheiten legten die meisten hinter der Barriere lebenden Menschen ohnehin keinen großen Wert. Doda würde natürlich zufrieden sein und das Gefühl haben, daß sein von vielen Seiten kritisiertes Experiment gerechtfertigt war. Ein paar Männer hatten besonders den Umstand kritisiert, daß er auch Soodleel in dieses Experiment einbezogen hatte. Nichtsdestoweniger wäre es fraglich gewesen, ob ein anderer bereit gewesen wäre, ein sich selbst tragender Körper mit all seinen degradierenden Nöten zu werden.
Durch Eket ließ er mitteilen: »Weil Soodleel und ich verdammt sind, noch drei weitere Jahre im Fegefeuer einer vollkörperlichen Existenz zu verbringen – zwei Jahre hier draußen –, würde ich vorschlagen, daß sie auf die endgültige Klärung und alle weiteren Überlegungen verzichten und die gesammelten Daten uns allein zur Verfügung stellen.«
Obwohl diese Meldung, infolge Zeitmangels, nur kurz war, war es Modyun nicht entgangen, daß die Frau sich aus seinem Blickfeld entfernt hatte. Für einen Moment nur zögerte er, blickte über das dunstige Tal, wo der Insektenträger rasch kleiner wurde.
Ein wenig unangenehm war ihm das Gefühl, daß er etwas Unwahres übermittelt hatte. Die Wahrheit war, daß er mit der Situation nicht fertig wurde und daran zweifelte, daß Soodleel ebenfalls die Absicht hatte, sie zu lösen.
Aber dieses Gefühl verschwand. Was machte das schon aus? Was konnte der Nunuli gegen die menschlichen Wesen unternehmen? Nichts … so sah es aus. Mit diesem Gedanken ging er um den Strauch herum. Und blieb stehen. Und starrte.
Um Himmels willen, dachte er.
Soodleel stand am Straßenrand und beobachtete den endlosen Verkehrsstrom. Sie war nur dreißig Meter von ihm entfernt und schien noch keinerlei Notiz von ihm zu nehmen. Modyun ging weiter auf sie zu – und da sah sie ihn an. Und was ihn schon in Erstaunen versetzt hatte, trat noch deutlicher hervor: ihre Lebendigkeit.
Sie sah ihn lächelnd an. Es war ein elektrisierend schönes Lächeln. Da stand sie nun vor ihm, etwas ungeschickt bekleidet mit einer Hose und einer Bluse. Aber das goldene Haar fiel über ihre Schultern. Ihre blauen Augen waren so hell, als erstrahlten sie in einen eigenen Licht. Ihre Lippen waren leicht geöffnet. Der Gesamteindruck war verwirrend.
Modyun hatte noch nie eine Frau betrachtet, die menschlich und voll erwachsen war. Vor einigen Wochen – als er sie zum letztenmal gesehen hatte – war sie noch bedeutend kleiner gewesen. Und darum machte sie auf ihn einen so unerwarteten Eindruck. Damals war sie auch irgendwie mürrisch und griesgrämig gewesen, was Doda dem extrem raschen Zellenwuchs zugeschrieben hatte. Und natürlich den Drogen.
All das war verschwunden.
Plötzlich war sie hier und strahlte vor Gesundheit. Ihr Gesicht und ihr ganzer Körper schienen vor Leben zu vibrieren. Und diese Vibrationen hörten nicht auf.
Diese bewunderswerte Erscheinung sagte mit einer angenehmen Stimme: »Eket ließ mich deine Nachricht den anderen übermitteln. Das ist also das Problem …«
An dieser Stelle fand Modyun seine Sprache wieder. »Ein Teil davon«, sagte er hastig. »Steigen wir in einen Wagen; dann erzähle ich dir den Rest.«
Er war jetzt besorgt, weil man ihn in seinem
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