Kampf um die Ewigkeit
Tür.
Die Bedeutung von Modyuns letzten Worten schien nicht in das Bewußtsein des Rattenmannes zu sinken. »Nun ja«, sagte er, »ein Gericht ist eben ein Gericht.«
Aber Modyun kam es nicht vor wie ein Gericht.
»Sie und ich«, sagte der Rattenmann vertraulich, »hatten nur Pech. Und darum sind wir nun hier.«
Der vierte Mann wandte sich von dem Fensterchen ab, und der Rattenmann sagte hastig: »Am besten, ich blicke jetzt wieder nach vorn. Man muß deutlich sichtbar Respekt zum Ausdruck bringen, sonst bekommt man noch eine Strafe wegen Mißachtung des Gerichts aufgebrummt.«
»Wie heißen Sie?« fragte Modyun.
Er hieß Bunlt, war ständiger Bewohner von Hulee, hatte eine Frau und drei Kinder. Bunlt wollte wissen, weshalb Modyun sich für ihn interessierte.
»In einer Welt, die so perfekt eingerichtet ist, daß die Leute nicht mehr als hundert Schritte zu gehen brauchen«, sagte Modyun, »stehlen Sie einfach. Ich möchte gern Ihre Philosophie kennenlernen …«
Bunlt sagte nichts. Er bekam auch gerade sein Urteil ausgehändigt, warf einen Blick darauf und machte ein maßlos erstauntes Gesicht. Kopfschüttelnd und wie betäubt ging er davon. Modyun wäre am liebsten hinter ihm hergegangen, aber jetzt war er an der Reihe. So schob er dann sein Vorladung durch das Schalterfenster und sah mit beachtlichem Interesse zu, wie die Hyänenfrau die Nummer der Vorladung in eine Maschine zu ihrer Rechten eindrückte. Der Papierstreifen, der sich herausschob, sah fast so steif aus wie die Karte.
Modyun nahm den Papierstreifen an sich und las: »Strafe: Zwanzig Tage Wohnungsarrest. Sie dürfen dreimal täglich zum Essen gehen, dürfen jedoch für keine Mahlzeit mehr als eine Stunde verwenden.«
Er war fasziniert, bückte sich und sagte zu der Frau: »Das kommt mir ein wenig unlogisch vor. Ich habe illegal ein Wohnquartier bezogen, doch jetzt werde ich in diesem gleichen Quartier eingesperrt. Offenbar ist es nunmehr ganz egal, daß ich darin wohne. Kann ich mich über diese Angelegenheit mit jemanden unterhalten?«
»Erkundigen Sie sich bei dem Beamten nach allen Informationen, die Sie brauchen.«
Modyun, der während seiner »Verurteilung« aus einem Augenwinkel beobachtet hatte, wie Bunlt an dem Gerichtsdiener vorbeiging, nachdem er ihm nur eine knappe Frage gestellt hatte, strebte jetzt selbst eilig dem gleichen Ausgang zu. Im Korridor sah er sich, nach Bunlt Ausschau haltend, alle Wartenden an. Doch Bunlt war nicht unter ihnen.
Nun, er mußte sich aus dem Staub gemacht haben, ohne an unsere weitere Unterhaltung zu denken. Das war bedauerlich.
Modyun machte kehrt, um in den Gerichtssaal zurückzugehen.
Der Gerichtsdiener verstellte ihm den Weg. »Wenn Sie in den Gerichtssaal wollen, brauchen Sie dazu eine Vorladung, Sir«, sagte der Hyänenmann höflich.
Modyun schilderte ihm, was geschehen war und zeigte seinen Urteilsstreifen vor.
Der Türwächter, denn mehr war er nicht, wie es sich jetzt herausstellte, schüttelte seinen Kopf. »Tut mir leid, Sir, ich habe keine Instruktionen, jemanden ohne Vorladung hineinzulassen.«
»Nun gut«, sagte das menschliche Wesen, einen Schritt zurücktretend. Er starrte auf die problematische Kreatur, die ihm den Weg versperrte, und dachte: Die ganze Gerichtssache ist ein einziger Hohn. Wie kann man vernünftige Frage stellen, wenn die ganze Prozedur unvernünftig und ungerecht ist?
Immerhin, ein paar Einzelheiten hätte er doch gern erfahren.
Er sagte laut: »Können Sie mir erklären, welche Urteile hier verhängt werden? Da hat sich beispielsweise ein Rattenmann vor mir verabschiedet. Welch eine Strafe bekommt jemand, der einen Wagen gestohlen hat?«
Der Türwächter richtete sich zur vollen Größe auf. »Sir«, sagte er, »ein gerichtliches Urteil soll ausschließlich die verurteilte Person informieren.«
Modyun protestierte: »Was soll eine Person, die zu Unrecht verurteilt wurde, mit dieser Geheimniskrämerei anfangen?«
»Bitte, treten Sie zur Seite«, sagte der Hyänenmann ruhig. »Sie mischen sich in gerichtliche Angelegenheiten ein.«
Es stimmte, daß in diesem Augenblick eine andere Person die Vorladung zeigte. Modyun trat zurück, stand unentschlossen da und setzte sich dann in Richtung des Lifts in Bewegung.
Er hatte die »Gerichtsverhandlung« und den Urteilsspruch zur Kenntnis genommen, nun kam es darauf an, dem Urteil Genüge zu tun – wenigstens bis Soodleel eintraf.
10
Als der Wagen quietschend hielt, sah Modyun die Frau halb verdeckt neben
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