Kampf um die Liebe
„Natürlich, ich bringe sie gleich nach oben. Wenn sie wollen, kann ich ihnen noch einen Eintopf anbieten.“ „Danke, nicht nötig, ich habe in Inverness gegessen, aber Morgen komme ich gerne auf das Angebot zurück.“ Die Frau holte den Schlüssel von der Schank und führte Talia zum Zimmer. Auf dem Weg dorthin fragte Talia: „Abby darf ich dir eine Frage stellen?“ „Natürlich.“ „Du sagtest dein Nachname ist Mac Gregor, ich dachte den Mac Gregors gehört die Burg?“ „Das stimmt schon, mein Sohn und sein Cousin sind die Besitzer.“ Da war sie ja goldrichtig, Talia beschloss ganz besonders aufmerksam zu lauschen, wenn Abby mit den anderen Gästen sprach. Abby sah sie neugierig an und fragte: „Bist du auch wegen der Burg hier?“ „Teilweise“, gab Talia zu, „eigentlich geht es mir um die ganze Geschichte von Eden Hill, ich bin Reporterin und möchte für meinen Bericht die ganze Legende recherchieren. Dryaden leben ja schließlich nicht auf Burgen, sondern in Wäldern.“ Für einen kurzen Moment schien Abbys Miene zu entgleisen. Aber sie verbarg es schnell wieder hinter einem Lächeln und erwiderte abwinkend: „Das ist ja alles schon ewig her, da wirst du außer ein paar Geschichten nichts mehr finden.“ So, so, da war aber jemand mächtig nervös. Nicht dass Talia an die Dryadengeschichte geglaubt hätte, aber offenbar wollte Abby sie vom Wäldchen fernhalten, noch mehr Grund sich dort umzusehen. Möglicherweise war ja sogar die freundliche Wirtin in die ganze Sache mit den verwirrten Frauen verwickelt.
Caleb hatte die ganze Nacht mit sich gekämpft, ob er Elisa von der Sache mit Adam erzählen sollte. Die alte Hexe war nämlich in letzter Zeit sehr gebrechlich geworden. Nun das war auch kein Wunder, Elly war ihre einzige Enkelin, und noch dazu die Einzige, die ihre Nachfolge als Hüterin hätte antreten können. Caleb war zwar unterstützend eingesprungen, aber weitergeben konnte er, falls Elly nicht bald zurückkam, das Hexenerbe nicht, war er doch selbst kein Hexer. Aber schließlich war er zu dem Entschluss gekommen, dass die Hüterin davon wissen sollte, vielleicht konnte ja sie Adam zur Vernunft bringen, immerhin hatte sie ihn aufgezogen.
Er hatte sich also auf den Weg zum kleinen Cottage am Rande des Hains gemacht und trat jetzt durch die, niemals verschlossene, Tür. Bei seinem Eintreten hob die alte Frau zwar den Kopf, erhob sich aber nicht, wie sie es früher immer getan hatte. Inzwischen war sie siebzig und sichtlich erschöpft. Caleb rang sein schlechtes Gewissen sie zu belasten nieder und sagte ernst: „Es tut mir leid dich zu belästigen, aber es geht um Adam, wir haben ein Problem.“ „Ich weiß, er ist für die Frauen mit den Gedächtnislücken verantwortlich, er bezaubert sie“, erwiderte sie ruhig. Caleb schnappte verblüfft nach Luft und stieß dann hervor: „Du weißt davon?“ Die alte Hexe seufzte: „Ich bin alt Caleb, nicht tot, und ich bin immer noch die Hüterin. Ich merke, wenn im Hain etwas vor sich geht.“ „Und was hast du unternommen?“ „Nichts, es ist seine Natur. Seine Mutter hat früher auch immer wieder Männer bezaubert.“ Caleb hatte Mühe Worte zu finden, er würgte heraus: „Aber da hat niemand etwas gemerkt. Jetzt ist es das Stadtgespräch.“ Die alte Hexe antwortete ruhig: „Sie hatte Jahrhunderte Zeit um ihre Fertigkeiten zu schulen, und sie musste es nicht ohne Hilfe lernen.“ Er begann ernsthaft zu verstehen, warum Elly es mit ihrer Großmutter nicht mehr ausgehalten hatte, die alte Frau war einfach unglaublich, wenn es um den Hain ging. Er versuchte zu argumentieren: „Aber wir haben keine Jahrhunderte, in denen er es lernen könnte. Es grenzt ohnehin schon beinahe an ein Wunder, dass niemand zur Polizei gegangen ist. Vor allem jetzt wo auch viele Fremde hier sind.“
Sie hob hilflos die Hände, „was hätte ich tun sollen?“ „Ihm sagen, dass es falsch ist. Auf dich hätte er gehört, du bist wie eine Mutter für ihn,“ warf er ihr vor. Sie lächelte bitter, „das weiß ich. Aber ich kann ihm nicht geben, was er wirklich braucht, und sie wollen es nicht. Mit welchem Recht könnte ich ihm verbieten weiterzumachen?“ Caleb sackte auf den nächsten Sessel und starrte sie fassungslos an. Die alte Elisa hatte ihm sein ganzes Leben lang, immer Anstand gepredigt. „Aber ...“, versuchte er zu widersprechen, aber sie unterbrach ihn traurig: „Unser Zauber war zu schwach um ihn zu einer richtigen Dryade zu machen. Wir
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