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Kampf um die Sonne (Orion 05)

Kampf um die Sonne (Orion 05)

Titel: Kampf um die Sonne (Orion 05) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Liege nennen konnte. Kein Fenster.
    »Bis hierher hat mein Plan immerhin geführt«, sagte Tamara und setzte sich auf die dünne Schaumstoffunterlage. Einige Minuten später streckte sie die Beine aus, verschränkte die Hände hinter dem Kopf und begann nachzudenken.
    Es waren im wesentlichen die gleichen Gedankengänge, die auch Mario de Monti gehabt hatte; sie kreisten jetzt im Kopf von Tamara Jagellovsk. Sie würde noch einige Minuten warten – wenn man sie dann nicht holte, würde sie zu toben anfangen und den Schirm zertrümmern. Womit? Sie sah sich um. Selbstverständlich hatte man ihr den Strahler und das Armfunkgerät abgenommen.
    »Geräusche?« überlegte sie laut.
    Sie hörte Stimmen und Schritte, dann klickte das Schloß, und die Tür schwang nach außen auf. Commander McLane stand gegen das hellere Licht des Ganges deutlich sichtbar im Türrahmen. Hinter ihm wurde die Tür wieder zugeschlagen, und das Schloß gab erneut ein Klicken von sich.
    Langsam kam McLane näher und blickte auf Tamara herunter.
    »Ah!« sagte er. »Leutnant Tamara Jagellovsk. Meinen Glückwunsch!«
    Sie schwang die Beine von der Liege und sagte:
    »Bitte nehmen Sie Platz. Glückwunsch wofür?«
    Cliff wußte noch immer nicht, ob er an ihr Mut oder unangebrachte Naivität bewundern sollte.
    »Das haben Sie sauber hingekriegt!« stellte er fest und blieb stehen.
    Tamara breitete die Arme aus und sagte:
    »Ich wollte nichts anderes als mit Ihnen zusammentreffen. Über Funk war es nicht möglich, also kam ich persönlich.«
    Sie sagte dies mit entwaffnender Gleichgültigkeit, obwohl ihr anders zumute war.
    »Wie?«
    »Genau so. Ich habe eine Botschaft im beta-x-Kode erhalten. Die Aktion gegen Chroma läuft an.«
    »Fein!« sagte Cliff tonlos. »Genau das habe ich befürchtet.«
    »Wir müssen hier herauskommen und den Planeten warnen!« sagte Tamara mit Nachdruck.
    Cliff lachte fassungslos auf.
    »Wir sind eben erst hier hereingekommen«, sagte er. »Nichts leichter als wieder diese schmucke Zelle zu verlassen. Darf ich um Ihren Arm bitten?«
    Tamara ging nicht auf seinen Sarkasmus ein.
    »Verstehen Sie denn nicht – die taktische Flotte wird angreifen!«
    »Und?« fragte Cliff grob zurück. »Kann ich das vielleicht verhindern?«
    Tamara überlegte kurz.
    »Haben Sie mit dieser Frau gesprochen, Cliff?« fragte sie.
    »Was dachten Sie, daß ich mit dieser Dame getan habe?« fragte er zurück. »Geflirtet sicher nicht.«
    »Da bin ich aber gar nicht sicher«, sagte sie.
    »Unsinn!«
    »Was haben Sie erreicht?«
    Cliff ging langsam in der Zelle hin und her, streckte dem leeren Kontrollschirm die Zunge heraus und blieb vor Tamara stehen. Sie blickte wie ein Kind zu ihm auf.
    »Sie hat mir erklärt, was eine Nachtigall ist, wie sie singt und warum. Die Vorzeichen auf der c-dur-Tonleiter haben wir nicht durchgenommen.«
    »Also haben Sie mit ihr geflirtet!« stellte Tamara fest. »Kein normaler Mensch unterhält sich angesichts einer solchen Gefahr über Nachtigallen oder andere Vögel.«
    »Das beweist wieder einmal mehr, daß Frauen ... lassen wir das. Ich habe ihr sogar gesagt, was mit dem Planeten geschieht, wenn die Versuche nicht augenblicklich eingestellt werden.«
    Cliff begann wieder, drei Meter vorwärts und drei Meter zurück zu wandern.
    Tamara sprach ihn an, und er blieb wieder stehen.
    »Ist sie hübsch?« fragte sie.
    »Wer?« erkundigte er sich gedankenverloren, »die Nachtigall? Nein, ein ganz unscheinbarer Vogel.«
    »Nein, diese Frau!«
    Cliff glaubte, sich verhört zu haben.
    »Ob sie was ist?« fragte er konsterniert und riß die Augen auf.
    »Ich habe Sie, Major Cliff McLane, gefragt, ob die erste Dame dieses mysteriösen Planeten hübsch ist. Hübsch, verstehen Sie? Ein gutaussehendes Weib?«
    Cliff schüttelte wieder den Kopf.
    »Ich habe bisher nicht gewußt, daß Sie soviel echten Humor besitzen«, sagte er leise und kochend vor Wut. »Entschuldigen Sie, ich unterschätzte Sie wohl bislang. Wir können hier jeden Augenblick von den Steinen der Decke erschlagen werden, und Sie interessieren sich für das äußere Erscheinungsbild der Chefin von dieser planetarischen Mädchenklasse!«
    Tamara lächelte versonnen.
    »Vielleicht bin ich eifersüchtig?« fragte sie laut.
    Cliffs Wut verflog augenblicklich und machte einem Gefühl Platz, von dem er glaubte, daß es das Vorstadium ausbrechender Hysterie sei. Er schwieg erstaunt und betrachtete Tamara von oben bis unten.
    »Was soll das heißen?« fragte er

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