Kampf um die Sonne (Orion 05)
Lichtjahre in allen Entfernungen von dem Mittelpunkt der irdischen Sonne.
Der zu heißen, zu intensiven irdischen Sonne.
»Die Regierung, meine Herren, hat beschlossen, einen Präventivschlag gegen Chroma durchzuführen«, sagte von Wennerström. »Da die Rechenanlagen die Chancen für einen großangelegten Schlag sehr optimistisch auslegten, wurde die Regierung des Sonnensystems aller Zweifel enthoben.
Sie gab Vollzugsbefehl. Zeit: Neunzehn Uhr.«
Der Sprecher schwieg wieder.
»Also in einer halben Stunde«, sagte Marschall Wamsler und schob den Rand des Uniformmantels zurück, um auf die große Uhr an seinem Handgelenk sehen zu können. »In genau neunundzwanzig Minuten.«
»Richtig.«
»Ich persönlich«, meldete sich Oberst Villa, »halte diese Aktion für überflüssig und für unmenschlich, obwohl ich ebenfalls dafür eintreten werde, daß unsere Sonne unangetastet bleibt. Hätte es außer diesem Präventivschlag nicht noch eine andere Alternative gegeben?«
»Welche?« fragte Sir Arthur, der grauhaarige Chef des Führungsstabes der O.R.B., der Obersten Raumbehörde.
»Zum Beispiel nach McLane eine offizielle Delegation abschicken?«
Kopfschüttelnd blickte Sir Arthur auf Villa, der diesen Einwand geäußert hatte.
»Oder die Flotte nur drohend über dem Planeten erscheinen zu lassen. Ohne Feuer, ohne Bomben und Overkill? Müssen wir denn immer gleich vernichten?«
Kublai-Krim hob die Hand.
Er würde als Chef der Raumstreitkräfte den Startbefehl an die taktische Flotte geben müssen.
»Wir haben inzwischen schon zu lange über dieses Problem nachgedacht«, sagte er, »und es ist auch in sämtlichen Ausschüssen und Gremien erläutert und behandelt worden. Wir werden nicht etwa von einer unsichtbaren Gefahr bedroht, sondern wir werden dadurch daß unsere Sonne manipuliert wird, angegriffen. Dies ist kein Angriffsfall für Terra, sondern ein akuter Fall von Selbstverteidigung. Wir müssen das Problem in dieser Sicht betrachten.«
Wieder meldete sich Wamsler.
»Wir haben aber kein einziges Wort von der Gegenseite gehört«, sagte er mit einer Stimme, die er selbst nicht mehr erkannte. Sie schwankte zwischen Heiserkeit und völligem Zusammenbruch. Wamsler hatte seit dreiundzwanzig Stunden kein Auge zugetan.
»Das ist richtig«, unterstützte ihn Villa.
»Lassen Sie mich einen Vergleich gebrauchen«, sagte Kublai-Krim und zog seinen Strahler. Er hob ihn hoch, so daß ihn jeder genau sehen konnte und richtete dann die Waffe auf Villa. Der Oberst zuckte nicht einmal mit den Augen.
»Ich habe hier eine tödliche Waffe«, begann Krim. »Ich richte diese Waffe auf Oberst Villa. Wenn ich diese Waffe auslöse, stirbt Oberst Villa oder trägt zumindest schwere Verwundungen davon.«
Die Gesichter der anderen Männer zeigten unterschiedliche Reaktionen. Teilweise Erschrecken, teilweise Gleichgültigkeit, teilweise gespannte Aufmerksamkeit. Niemand dachte eine Sekunde daran, daß Kublai-Krim wirklich schießen würde.
»Ich brauche, um zu wissen, daß mein Schuß tödlich wirkt, keinerlei Äußerung von Oberst Villa. Ich weiß es. Und er weiß es auch. Wenn er seinerseits seine Waffe zieht und mich damit erschießt, ist es ein klarer Fall von Notwehr. Dieser Vergleich illustriert unsere Position gegenüber Chroma.«
Oberst Villa blieb sitzen und hob seine Hand.
»Bitte!« sagte Kublai-Krim bereitwillig.
»Ich als Opfer darf doch wohl auch eine Äußerung dazu beitragen«, sagte er. »Wie verhält es sich, wenn Sie glauben, eine Spielzeugwaffe in der Hand zu haben und dann losdrücken – und ironischerweise entpuppt sich das Ding als verblüffend echt?«
»Das wäre ein tragischer Unglücksfall!« sagte Kublai-Krim.
»Man gibt Kindern auch keine solchen Dinger in die Hand«, bemerkte Sir Arthur überraschend lebhaft. »Das kann zu bösen Ergebnissen führen.«
»Aber Sie machen das Kind nicht dafür verantwortlich!« rief Villa.
»Keinesfalls.«
»Warum dann Chroma?« fragte Villa zurück. Er war ärgerlich.
»Weil auf Chroma keine Kinder sitzen. Eine Rasse, die in der Lage ist, einen Strahl zu errichten, um Sonnenenergie über eine Distanz von fünfzehn Lichtjahren zu bewegen, ist kein Kind mehr. Sie wissen sehr genau, was sie tun. Habe ich recht?«
»Ja und nein«, sagte Villa. »Ich möchte Sie um eines bitten, Krim.«
»Wenn es in meiner Macht steht, bitte.«
»Schicken Sie ein Schiff los und setzen Sie einen von uns hinein. Meinetwegen von Wennerstein, der versteht wenigstens zu
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