Kampf um die Sonne (Orion 05)
diskutieren.« Villa war bitter wie selten.
»Danke für die positive Beurteilung!« schnappte von Wennerstein. Villa nickte ihm wohlwollend zu.
»Und der beschlossene Einsatzbefehl?«
Villa hatte einen erneuten Vorschlag bereit.
»Modifizieren Sie ihn«, sagte er laut. »Richten Sie es so ein, daß die Flotte von einem Schiff zurückgerufen werden kann, wenn die Versuche aufhören. In diesem Schiff sitzt einer von uns und hört die Gegenseite an. Sollte dann die Vernunft noch immer nicht gesiegt haben, kann das Bombardement beginnen. Einverstanden?«
Von Wennerstein stand auf.
»Meine Herren«, sagte er, »wir haben den Anordnungen der Regierung zu gehorchen. Die Regierung hat klar entschieden. Es liegt nicht in unserer Macht, von dieser Entscheidung abzuweichen oder sie zu ändern. Ich bin der Verbindungsmann zwischen der Legislative und der Exekutive.«
»Wunderschön ausgedrückt«, sagte Villa bissig, »aber das ändert auch nichts daran, daß Sie keinen persönlichen Mut besitzen. Ein kleiner Kreuzerkommandant hat mehr Mut bewiesen als Sie und wir alle hier zusammen.«
»Was?« Von Wennerstein fuhr erschrocken zurück.
»Major McLane befindet sich auf Chroma und versucht, die dortige Regierung auf eigene Faust umzustimmen. Wenn noch etwas geschehen sollte, was den Präventivschlag aufhalten kann, dann verdanken wir es Cliff McLane.«
Von Wennerstein durchbohrte Villa fast mit seinen Blicken.
»Das wird Sie einiges kosten, Oberst!« versicherte er drohend. Villas Lächeln blieb konstant mild und überlegen.
»Keinesfalls mehr als unbefugte Benützung von Regierungseigentum, da Major McLane den Auftrag auf eigenen Wunsch innerhalb seines Urlaubs durchgeführt hat. Und über diese Form der Anklage bin ich in meinem Alter schon weit hinaus.«
Von Wennerstein sah auf seine Uhr und verglich sie dann mit der großen Uhr an der Wand.
»Mister Kublai-Krim?«
»Ja?« erwiderte der Chef der Raumstreitkräfte.
»Ihre Einheiten befinden sich in Alarmbereitschaft?«
»Jawohl.«
»Dann erteile ich Ihnen stellvertretend für die Regierung des Systems den Auftrag, den Präventivschlag gegen Chroma einzuleiten. Erteilen Sie die Startfreigabe und die genauen Zielkoordinaten. Es ist achtzehn Uhr fünfundfünfzig.«
Von Wennerstein drehte sich wieder um und blickte ruhig von einem Gesicht zum anderen.
Villa sah er nicht an.
Kublai-Krim ging aus dem Raum hinaus und setzte sich in der Funkstelle vor das Pult und sprach den vorbereiteten Text in die Mikrophone. Die Aktion gegen Chroma hatte begonnen. Zehn Stunden später würden Detonationen den Planeten erschüttern.
Eine Ordonnanz lief schweratmend in den Raum hinein, in dem die Männer in kleinen Gruppen zusammenstanden und sich leise unterhielten. Wamsler und Villa standen sich gegenüber und unterhielten sich über von Wennerstein. Was sie im einzelnen sagten, hätte für einen Monsterprozeß wegen Beleidigung gereicht. Die Ordonnanz wandte sich an Wamsler und sagte:
»Marschall – dieser Spruch kam soeben über Earth Outer Space Station IV zu uns herein.«
Wamsler las den Text sehr schnell, stutzte und las ihn ein zweitesmal. Dann gab er wortlos das Blatt Villa, der ebenfalls las. Die Männer blickten sich betroffen an.
»Meine Herren!« rief Wamsler, »ich habe eben einen merkwürdigen Funkspruch erhalten. Kommen Sie bitte näher – es ist von großer Wichtigkeit!«
Er wartete, bis sich das Gremium um ihn versammelt hatte, dann begann er vorzulesen.
10
Sie konnten weder Ruhe noch Schlaf finden. Hasso Sigbjörnson, Atan Shubashi und Helga Legrelle saßen in der Kommandokanzel, und Mario de Monti ging unruhig hin und her.
»Wenn du vorhaben solltest, unsere Nerven mit deinen Gewaltmärschen völlig zu ruinieren, stelle ich dir ein Bein«, sagte Hasso drohend. »Setz dich endlich hin.«
Mario blieb stehen, sah sich nach einer Sitzgelegenheit um und setzte sich endlich in den verwaisten Kommandantensessel.
Helga sah auf die Uhr.
»Jetzt starten sie«, stellte sie fest. »In zehn Stunden ist alles vorbei.«
Hasso nickte.
»In zehn Stunden kann Cliff eine Menge reden«, sagte er. »Und wenn er einmal in Fahrt ist, hört er so schnell nicht wieder auf.«
Helga betrachtete ihre Fingernägel. Der Lack splitterte schon etwas ab.
»Der einzige Mensch, den ich kenne, der ihn aufhalten kann, ist Tamara. Und diesmal will sie ihn nicht aufhalten. Immerhin – gelandet ist sie sicher, wie du sagst, Atan?«
»Natürlich.«
»Also. Warten wir
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