Kampf um die Sonne (Orion 05)
garantieren, daß diese achtundvierzig Stunden eingehalten werden. Es muß nicht sein.«
Die Frau blickte Cliff mit undurchdringlicher Miene an.
Cliff trank den Rest, der noch in seinem Glas war und stellte dann das schlanke Gefäß zurück auf die Platte der Bar.
Für eine halbe Minute waren nur noch die Atemzüge und die Melodie aus dem Lautsprecher zu hören, sonst nichts.
Cliff lächelte hilflos und deutete auf das Fenster.
»Es ist zu befürchten, daß auch Ihre Nachtigallen nicht mehr lange singen werden.«
»Und Sie, McLane?« fragte die Frau.
»Ich singe nicht«, erwiderte Cliff.
Sie lachte kurz.
»Ich meine – wird Ihre Regierung losschlagen, selbst wenn die ORION und die Mannschaft auf Chroma sind?«
Cliff senkte den Kopf und schob sein Glas auf den Tisch. Mit mechanischen Bewegungen füllte es die Frau wieder und gab neues Eis dazu.
»Sie überschätzen meine Bedeutung«, antwortete er ernst.
»Wohl kaum«, war die Antwort.
»Ich bin nichts anderes als ein kleiner Raumschiffskommandant. Außerdem zur Raumpatrouille strafversetzt worden. Mein Aufenthalt hier ist mein eigenes persönliches Risiko.«
Das Glas wurde vor ihn hingestellt.
»Ich werde anordnen«, sagte SIE, »daß die Untersuchung der Proben von N 116 A mit allen Mitteln beschleunigt werden soll. Schmeckt es Ihnen?«
»Ja, danke.«
Er hatte gehofft, SIE würde anordnen, augenblicklich die Versuche mit dem energieableitenden Strahl einzustellen. Statt dessen versprach SIE nur eine beschleunigte Untersuchung.
»Aber ich ...«, begann er.
SIE sagte bestimmt:
»Sie werden einen Hyperraumspruch zur Erde absetzen und Ihren Leuten etwa folgendes sagen: Die Regulierung der Sonnenaktivität kann nur von Chroma aus erfolgen.«
»Das bedeutet«, erwiderte Cliff, »daß ich zurück in mein Schiff kann?«
»Natürlich. Ich bin noch nicht fertig. Was würde der Erde ein Präventivschlag nützen, wenn die Schalteinrichtungen auf Chroma vernichtet werden. Nur durch sie könnte die Sonnenstrahlung wieder normalisiert werden.«
»Stimmt das?« fragte Cliff mißtrauisch.
»Nicht ganz«, sagte SIE lächelnd. »Aber es könnte stimmen.«
»Beim Mars!« sagte Cliff.
»Sie scheinen erstaunt zu sein, Commander?«
»Allerdings. Ist Ihnen denn nicht klar, daß Sie einfach alles riskieren mit dieser Forderung?«
»Ich riskiere nicht weniger als Sie, Cliff«, sagte SIE einfach.
»Das ist mir mehr als unheimlich«, flüsterte Cliff erstaunt. »Frauen wie Sie gibt es bei uns nicht. Und es wäre nicht auszudenken, was passieren würde, wenn es sie gäbe.«
IHR Lächeln war einen langen Augenblick fast zärtlich.
»Und Männer wie Sie, Major, gibt es bei uns nicht mehr!« sagte SIE.
»Das ist weder meine Schuld noch Ihr Verdienst«, gab Cliff zurück.
Ein schwach hörbarer Gongschlag ertönte. Es schien ein Signal zu sein. SIE drehte sich um und öffnete ein Fach der Bar, hinter dem sich ein kleiner Monitor verbarg.
Cliff konnte nicht sehen, was der winzige Schirm zeigte, aber er ahnte einige Dinge. Immerhin war seine Crew schon seit Stunden allein, und sie würden sich an Bord der ORION Gedanken gemacht haben.
*
Tamara flog mit der LANCET langsam zwischen den Säulen entlang und näherte sich dem Portal des Gebäudes. Dreißig, vierzig Meter davor steuerte sie das Beiboot nach rechts und fuhr die Landestützen aus. Dann setzte sie die LANCET im Gras einer runden Fläche ab.
Mit zwei Handgriffen stellte sie die Maschinen ab und verriegelte die Armaturen.
»Wir steigen aus«, sagte sie.
»Ja«, antwortete der Wissenschaftler.
Die beiden Schleusentüren öffneten sich hintereinander, und die Leiter wurde ausgefahren. Tamara stieg zuerst aus und blieb wartend neben dem Beiboot stehen.
Langsam ging sie neben dem Wissenschaftler auf den breiten Plattenweg hinaus und wandte sich nach rechts.
»Und das ist Ihr Regierungsgebäude?« fragte sie leise.
»Ja«, erwiderte der Mann.
Sie gingen rund fünfundzwanzig Meter, dann zog Tamara die HM 4 und richtete den Projektor auf den Fremden.
»Ich halte es für besser«, erklärte sie, als sie seine erschrockene Miene bemerkte, »wenn Ihre Leute den Eindruck haben, ich hätte Sie gezwungen, mir den Weg zu zeigen.«
Tamara war natürlich klug genug, zu wissen, daß jeder ihrer Schritte genau überwacht wurde. Sie ging knapp hinter dem Wissenschaftler auf das Regierungsgebäude zu und stieg fünf Stufen hoch.
Der Weg führte durch eine matterleuchtete Halle, in der kunstvoll gearbeitete
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