Kanadische Traeume
Verlobte nun hier ist, war das eine sehr persönliche Frage, schoß es Charity durch den Kopf. Und auch wenn er die Frage nicht so auffaßte, wollte sie ihn wirklich wissen lassen, daß sie zärtlich um ihn besorgt war?
“Nein, ich bin noch nicht ins Bett gekommen”, sagte Matthew ohne jede Zweideutigkeit. “Es gab zuviel zu tun, das sich nicht aufschieben ließ.” Er setzte sich auf den Bettrand.
Charity drückte sich in die andere Ecke und zog die Decke mit sich.
Matthew trug ein Flanellhemd und war voller Sägemehl. .Ein Duft von Holz und Seife umhüllte Charity, seit er sich zu ihr gesetzt hatte. Matthew kam ihr eher wie ein derber Holzfäller vor als wie ein Hotelier. Er sah sie durchdringend an. “Und das läßt sich auch nicht aufschieben. Ich muß dir etwas sagen.”
“Du konntest nicht damit warten?” fragte Charity verunsichert.
“Nein.”
“Und da dringst du einfach in mein Schlafzimmer ein und weckst mich?”
“Mandy sagte, es wäre okay.”
Charity schloß die Augen. Mandy, ein kleiner Teufel als Elfe verkleidet. “Es ist nicht okay. Geh sofort aus meinem Zimmer, von meinem Bett, aus meinem Leben! Ich bin müde. Ich möchte weiterschlafen!”
“Müde?” Matthew runzelte die Stirn. “Du weißt, daß es siebzehn Uhr ist, nicht wahr?”
Charity fuhr erschrocken zusammen.” Siebzehn Uhr? Sie war mit Mandy früh um vier heimgekommen. Hatte sie dreizehn Stunden lang geschlafen und fühlte sich noch immer wie gerädert? Sie war jemand, der gewöhnlich sieben Stunden Schlaf oder weniger brauchte.
Schön, sie würde nicht weiterschlafen, und Matthew blieb weiter auf ihrem Bett sitzen. “Dann sag schon, was du zu sagen hast”, forderte sie ihn unfreundlich auf.
“Ich wollte dir sagen, daß Sandra nicht meine Verlobte ist.”
Charitys Herz machte einen Satz. “Warum sollte mir das etwas ausmachen?”
“Ich hätte nie …” Er suchte nach Worten. “Ich wäre nie so intim mit dir gewesen, wenn ich gebunden wäre.”
Charity sah ihn erstaunt an. Es war ihm nicht leichtgefallen, ihr das zu sagen. Sein Blick ruhte auf ihrem Gesicht. Wenn er bloß auf den Boden oder aus dem Fenster sehen würde anstatt in ihre Augen.
“Ich weiß nicht, Charity, du ziehst mich an wie ein Magnet das Eisen. Du machst mich verrückt. Ich bin ein Mann, der sonst immer sein Leben total im Griff hat, und plötzlich habe ich mich nicht mehr unter Kontrolle. Das gefällt mir nicht, aber ich weiß nicht, was ich dagegen tun soll.”
Er hatte genau ausgesprochen, was auch Charity empfand, aber ehe sie zuviel Sympathie für ihn empfinden konnte, ging ihr ein Licht auf. “Du hast dich mit ihr gestritten, nicht wahr?
Deshalb bist du hier?”
Er lächelte freudlos. “Meine aufgelöste Verlobung mit Miss Sandra Bamfield ist vermutlich einer der Gründe, warum ich auf dieser Seite des Ozeans bin.”
Seine Äugen hatten plötzlich einen seltsamen Ausdruck angenommen. Was war es? Leidenschaft, die er noch immer für Sandra empfand?
“Nun, sie ist hier. Sie muß an eine Versöhnung glauben.
Nicht, daß es mich etwas angeht oder interessieren würde.”
Matthew ließ die Finger durch Charitys Haar gleiten. “Dein Gesicht ist ganz mit Make-up verschmiert, dein Haar völlig zerzaust. Und weißt du was? Trotzdem bist du immer noch schön.”
Er küßte sie zärtlich auf die Nasenspitze, stand auf und ging.
Kurz darauf stand auch Charity auf und schaute sich im Spiegel an. Also, wenn er das für schön hielt, fehlte es ihm an Geschmack! Aber es gelang ihr nicht so recht, hartherzig zu sein. Matthew überraschte sie immer wieder.
Charity mußte zugeben, daß ihr diese letzte Begegnung mit ihrem geheimnisvollen Boß noch mehr nachging, als die Stunden, die sie zusammen eingeschlossen waren. Und sie mußte zugeben, daß sie starke Gefühle für ihn hatte, die sich nicht unterdrücken ließen.
“Ach was!” murmelte sie vor sich hin. “Du hast doch Rückgrat. Und wenn nicht, dann wenigstens Skrupel. Matthew Blake ist verlobt!” Nicht offiziell, wenn man ihm glaubte, aber Sandra Bamfield sah es bestimmt anders, sonst wäre sie nicht von so weit hergekommen. Charity wollte das respektieren.
Außerdem war es ein guter Vorwand, ihre Gefühle zu zügeln.
Mandy kam herein. “Sie hatten einen fürchterlichen Krach heute morgen”, verkündete sie strahlend.
Charity warf ihr einen unheilvollen Blick zu.
“Billie, das Zimmermädchen, hat alles gehört,”
“Ich will nichts davon wissen. Dieser Klatsch ist
Weitere Kostenlose Bücher