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Kanadische Traeume

Kanadische Traeume

Titel: Kanadische Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Quinn Wilder
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für dich gewesen”, unterbrach Matthew sie.
    “Und ich bin nicht bezaubernd und möchte es auch gar nicht sein, weder das eine noch das andere”, informierte ihn Charity.
    “Wenn eine schöne Frau behauptet, sie sei nicht schön, fischt sie nach Komplimenten. Wer weiß, wohin das führt?”
    “Das ist nicht wahr. Ich mag nicht einmal das Wort
    ‘bezaubernd’. Es klingt unwirklich.”
    “Was ist dein Nebenfach? Semantik?”
    Es klang amüsiert.
    “So schlaf doch”, schlug Charity gereizt vor, obwohl es ihr in einer Hinsicht Spaß machte, ihren Intellekt mit seinem zu messen. Verdammt noch mal, mußte er auch noch interessant sein! Es war schlimm genug, daß er gut aussah. ‘
    “Ich bin auch nicht müde. Was hast du zu deinem zehnten Geburtstag bekommen?” fragte er plötzlich.
    “Was?”
    “Es ist nur ein Spiel, um die Zeit zu vertreiben.”
    Warum hatte sie das Gefühl, von einem Falschspieler in etwas hineingezogen zu werden? Gutaussehend, interessant und jetzt auch noch unterhaltsam - eine Frau mußte bei ihm auf der Hut sein.
    “Zu meinem zehnten Geburtstag?” Charity überlegte laut.
    “Ich glaube einen Chemiekasten.”
    “Auch damals schon die kleine Wissenschaftlerin!”
    “Man hielt mich für ein ungewöhnliches Kind”, sagte sie langsam. Es gab ihr einen Stich, wie er “kleine Wissenschaftlerin” sagte. Damals hatte man sie ausgelacht, weil sie sich nicht eine Barbiepuppe oder mehrere Nancy-Drew-Bücher gewünscht hatte.
    “Auf welche Art ungewöhnlich?” Seine Stimme hatte einen ganz anderen Ton angenommen, als würde er wissen, daß er einen wunden Punkt bei ihr getroffen hatte.
    “Ich war sehr gescheit”, sagte sie steif. Sie wollte nicht angeben. Das hatte man ihr auch immer vorgeworfen. “Was hast du in der Mathearbeit bekommen?” hatte der schreckliche Tommy Bellinger gefragt. “Hundert”, hatte sie aufrichtig erwidert. “Angeberin! Angeberin!” So und ähnlich war es oft gegangen.
    “Dachtest du, das überrascht mich?” fragte er zärtlich.
    “Ich kann mir nicht einmal den Preis für ein Canadian Club mit Cola merken”, erinnerte sie ihn.
    “Alle wirklich intelligenten Leute sind spezialisiert. Sie können phantastisch in Mathematik sein und stolpern über ihre eigene Zunge, wenn sie dem Briefträger guten Morgen sagen sollen.”
    Dazu gehöre ich, dachte Charity.
    “Obwohl, du drückst dich sehr gut aus”, fuhr er fort. “Eines der Dinge, die ich nicht ganz mit deinem Beruf als Kellnerin vereinbaren kann. Willst du mich nicht aufklären?”
    “Ich bin eine arme Studentin, die in den Sommerferien etwas Geld verdienen will, und ich finde nicht, daß ich mich besonders gut ausdrücke.” Und schon gar nicht in seiner Nähe, dachte Charity. Sie hatte keine Ahnung, wie man sich mit Männern unterhielt. Mandy, zum Beispiel, war da viel gewandter.’
    “Es tut mir leid, daß du als Kind einsam warst”, sagte Matthew behutsam.
    Und Charity tat es leid, daß er das gesagt hatte.
    Gutaussehend, interessant, unterhaltsam und jetzt auch noch mitfühlend. Was war er: der ideale Mann? Er hatte sie geliebt und weggeschoben und würde es wieder tun, wenn sie ihm die Gelegenheit dazu gab.
    “Was hast du zu deinem zehnten Geburtstag bekommen?”
    fragte Charity leichtfertig.
    “Ein kleines Ruderboot, um den See zu erkunden. Weißt du, ich bin hier aufgewachsen.”
    “Wie schön, hier aufzuwachsen.”
    “Ja, das war es”, gab Matthew zu. “Unsere Familiengeschichte ist sehr mit diesem Ort verbunden. Mein Urgroßvater hat das Hotel gebaut. Er war ledig zu der Zeit, aber nicht sehr lange. Die Familie meiner Urgroßmutter war zu Gast in der Eröffnungswoche.”
    “Wie romantisch”, sagte Charity.
    “Es wird noch besser. Magst du Liebesgeschichten, Charity?”
    “Eigentlich nicht besonders”, sagte Charity kurz angebunden.
    Matthew lachte. “Ich erzähle dir den Rest der Geschichte trotzdem. Sie wurden getraut, direkt vor dieser Tür. Es war damals noch keine Lounge, sondern eine große Sonnenterrasse.”
    “Mrs. Forster hat ihren Ehemann da auch kennengelernt”, erinnerte sich Charity.
    “Stimmt. Sie war eine von drei Töchtern meiner Urgroßeltern. Alle drei haben hier ihre Ehemänner gefunden.”
    “Du meine Güte, was für ein Zufall!” Charity fühlte sich plötzlich - seltsam war nicht gerade das richtige Wort -
    irgendwie nicht allein. An diesem Ort hatten Liebesgeschichten begonnen, immer wieder. Es war, als hätte sie schon die ganze Zeit den Geist der

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