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Kanak Sprak: 24 Mißtöne vom Rande der Gesellschaft

Kanak Sprak: 24 Mißtöne vom Rande der Gesellschaft

Titel: Kanak Sprak: 24 Mißtöne vom Rande der Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Feridun Zaimoglu
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steife brise fährt eisern in die kronen, wo die man bäume haben auf’n kopp, daß’s laub ewig tummelt und wie papierschleifen reich begehrt, aufzuschleifen und nimmer einzukehern ins sinnige blatt an blatt, und darüber ’n blau zum fausterweichen, diesig gestreckt und da und dort ne gespaltene zunge als wolkenbild. Ne wolkenwatte franst dann mal, und’s auge erkennt so schemen, die ihm als horoskop herhalten tun und’s leben ’n stück echt leichtermachen. Ich nenn das wünscheln, bruder, wenn so’n kaffeesatz einem sieben fette jahre verheißt, vernehm ich’s gern und nimm es mit und wünschel mir denn was zurecht. Sowas macht einen denken, man braucht da nicht jetzt die mündung an die schläfe führen, vielleicht später. Und ich wünschel auch mal, daß da nicht ’n kräh inner buche sitzt und kraah sendet, daß ich nicht’n looserkanake wär, aber’n wachküsser für die rechte braut, wo die man mich gottvoll ersehnen täte und warten und frohlocken, wenn ich nun endlich nahe, mit ihr gute nummern zu schieben, und zu sorgen, daß’s olle heil auch man so bleibt.

Sex ist Händeschütteln
Ercan, 24, Gigolo
    Sex ist händeschütteln, bruder, hier im land ist das erst mal seife und persil und frische wäsche und nach ner prägsamen nummer duft vom andern mit gel und stinkwässerchen abschuppen, damit’s haar und d’geschlechtshefe und verriebener abdruck vonnem körper, den man in der lust an sich ließ, unterm duschstrahl wegsprengt, und das, was im teuren lustmoment heiße ware war und echt unentbehrlich, rutscht wieder man unter ne gürtellinie, wo da die prüde stalinregion is: s’fleisch schrumpelt inner bleihülle vor sich hin, und darf von gelegenheit zu gelegenheit heiß- und feuchtlaufen. ’n strolchiger vogel kann da gern mal ’n nest bauen und schrill zwitschern, ohne daß der rest vonnem leib so’n unterschied mitkriegt, oder sich zwischen die ollen beine fassen tut, um den zusatz nach charakter zu befummeln. Vier hirnlappen glibschen und glibbern, und schmatzen und drücken, bis’n oberfeines rieseln duch die stränge ruckt, und denn machen die lappen auf trautes paar und gehen mal rüber über die schwammige rinde, weil so’n verschissener anstand gebietet, daß laues streicheln jetzt man wirklich sein muß: bruder, das nenn ich in meiner zunge hirnfick des alemannen, der wie’n stockelender kommandeur die gerade anpeilt und beim vögeln geometrisch daherkommt, er denkt, jetzt man ran, und wie’s aussieht haben wir hier ne pulsige latte, die innen weichen schlauch reindonnert, und wenn’n bißchen saft aus’n poren schwappt, kann ich man die pforte dichtmachen oder eben den kleinen freund hinter die salamige vorhaut schieben, und denn hat man die kapitel vonnem weisen handbuch abgefickt und kann gerecht die schissige zimmerdecke anglotzen. Null tempo und viel hirn und danach weg mit’m schmutz, und wie’s der olle zufall will is da neben ner bodenmatratze, wo die man mit’m japanschnack bezeichnen tun, ne tüte voll mit leckerlis, und’s programm vonner glotze hat auch’n thriller parat, so daß der abend denn auch gerettet ist, weil sonst müssen ja macker und tussi s’maul aufmachen und ne meinung kundtun, und weil sone menschenrede zwischen mann und frau bei den alemannen meist inne dumpfe suppe abschmiert, tut man so, als hätte der fick ’n dutzend affen zum brüllen gebracht oder hundert rindviecher aus’m stall gejagt. Und die tussi gibt dem macker ’n christliches bussi und sagt: Hans, das hast du man wieder gut gemacht, und hans ist oberwohl in seiner brust, weil der denkt: mensch, ich hab petra wieder einen gegönnt und kann morgens vor den kumpeln mit meiner hochintakten potenz protzen. Ich frag dich, bruder: was is’n das, wenn nicht ne winterschlafvögelei, wo da’n ganz fettes versagen heftigen atem und leibhaftiges verhaken und ne geschlechtsbegegnung aus’m bett bannt, und wo’s begehrliche zündeln eher erschreckt als scharfmacht. Ne orthodoxe scham mit ner steinschwere und klebriger innerei hockt in der seelenmitte, und denen ihre haut is wie’n robuster schirm, wo der man null eindringen oder unter die olle haut gehen duldet, und zwischen scham und schirm ist trübsal, ist elend, ist ne schlimme zone, aus der der alemanne ne

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