Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kanak Sprak: 24 Mißtöne vom Rande der Gesellschaft

Kanak Sprak: 24 Mißtöne vom Rande der Gesellschaft

Titel: Kanak Sprak: 24 Mißtöne vom Rande der Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Feridun Zaimoglu
Vom Netzwerk:
bösefrau, die weißefrau, die macht das licht aus, und die will mir, ehrlich wahr, am arsch fummeln, die wollen doch alle dafür sorgen, daß ich einer werde, der sich gern am arsch fummeln läßt. Ich bin’n macker, der erzobermacker, laß doch so was nicht zu, die haben ihre gottapparate mit großen strohhalmen, die sie mir ständig ins fett treiben, und das pillepallefett liegt schön artig im netz mit dem fleisch, und eine nette sehne geht da durch wie autobahn von nord zu süd, ist so breit, daß kleinkleinste kriechen können, ohne sich zu verirren, weil da is ja auch viel viel blut mit kriechtieren. Der patriarch hat blendende augen, weil er in einen großen erzhaufen aus nassen kleidern gehüpft ist, nur sein erdgroßer kopf schaut heraus und dreht sich wie ein apfel, apfel apfel apfel, er ist ein großer krieger und wirft indianerspeere in die ferne, um die schuldigen zu prüfen. So viele patriarchen, miese schöne blechmänner. Findest du so etwas etwa bei dir zu hause? Bestimmt nicht, du frißt doch dauernd maden, die dir in der kehle steckenbleiben, tausend hohlköpfige maden, die sich ringeln, und du kannst dann nie und nimmer sprechen. Du bist stumm. Ich schreie so oft nicht, aber wenn die gefahr kommt, eß ich die schluckwürmer einfach auf, da ist so viel platz im magen. Wer gibt dir denn den magen, sag, der erzoberfummelige gottogott gibt dir das, und du stopfst wie ein schwein unkoscheren dreck da rein, was ER nicht will. ER will es nicht, hörst du. Du mieser!
    Der raum hier ist vorzüglich, ich gehe ungern aus, früher tat ich es oft, in schönfummeln durch die straßen wandeln. Viele augen blieben an mir haften, und wahrscheinlich traf mich der böse blick. Es traf mich der blick des feisten krämers, er hat seinen laden an der ecke, und ich hatte an dem tag mein klimperklumperochsenauge nicht bei mir, also hat er mich bummbumm erwischt, und ich fiel wirklich erledigt um und verschwand geschwind in der versenkung: ein heilig mann taucht ab in den schnickschnackschleim, wo es vielvielviel gottgefallen gibt und feuer, das nicht weh tut. Du zuckst vor schmerz, wenn du deine hand in die flamme hältst und die haut stinkt schlimm. Ein heilig mann ist dolle versengt und er findet sich unter einer dicken kruste aus farbemaden, wo er viel schlaf braucht und wo es ihm gottgut geht und wo das licht die glieder bricht. Ich habe glieder aus tonmehl.

’n Schwarzseher bin ich nich immer
Dschemaleddin, 20, Gelegenheitsstricher
    Kräh, wie’n finsterer teig steht sie da in der kalten buche, wie die inner gerupften landschaft platz nimmt und reckt’s blattlose geäst, und nach winters einfall ne schlichte beinharte nummer is mit nem eignen kram, da im nebel aus nix-zum-greifen-stoff, und kräh und buche stehn da im putz aus dunst. Der nebel ins land stahlhart einbricht und raum gewinnt und unschuldsweiß und auch noch blendung is, der nebel hat leichtes spiel mit seinen facetten. Also, kommst du mit, bruder, folgendes bild: schwer war mir der mut gesunken, und ich dachte, ne runde drehn durchs grün wird wohl helfen oder besser ertragen helfen, ich seh man also mitten im grübelgang ’n kräh auf knolligem holz der buche so seltsam ruhe schieben, und’n spitzer polierter Schnabel, is nich krummzukriegen, is nich stumpfzumachen, mann gottes: is ne höllenfeine art, ’n maul zu haben. Wenn ’n kräh mit ner stockfinstren schnabellänge aus’m plotz kraaht, heißt’s: hier inner buche und im nebel bin ich’n ehrenmann, und aller arten vogelvolk mag mich hören im fernen, mir steckt’n unwille in der kehle, den ich man hier loswerde, ich send euch’n morsezeichen, der kahle bittre nimmer-will-ich-weichen-puder is’n weißes übel, is’n dieb in meinem revier, ich will von mir dem hochsitz ’n kraah, und noch’n kraah euch in die nester senden, und für ne weile könnt ihr man s’wildjagen und’s bloße auf’m-ast-hocken lassen. Ich kraah euch, daß nebel ’n raubtier is, und unser aller gebieter, weil er man mit null maßnahme übern sterblichen kommt. Und ich kraah euch, daß ihm sein richten über uns ’n teurer spaß is, und was ich euch kunde tu, das steht nich mal für’n einfältgen rater im klugen duden: mensch is ein für alle mal und zeiten ’n unklares geschlecht!
    Furcht war uns nie genommen,

Weitere Kostenlose Bücher