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Kanalfeuer: Ein Fall für Olga Island (German Edition)

Kanalfeuer: Ein Fall für Olga Island (German Edition)

Titel: Kanalfeuer: Ein Fall für Olga Island (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirstin Warschau
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Bundesarchivs in Freiburg im Breisgau mitgehen lassen. Es geht darin zum Beispiel um das Öllager der Marine am Flemhuder See. Spannend, was da alles während des Krieges gebaut worden ist und was nach dem Krieg damit passierte. Vielleicht wollte einer der Vorbesitzer des Gutes dort Land erwerben und hat sich deshalb dafür interessiert. Es gibt aber noch Altlasten im Boden, bei den Sprengungen durch die Alliierten ist viel von dem gebunkerten Kraftstoff ausgelaufen. Man kann das Land nicht so einfach landwirtschaftlich nutzen, der Erwerb wäre mit finanziellen Risiken verbunden.« Er machte eine kurze Pause, wie um sich zu besinnen. »Es gab auch Baupläne, zum Beispiel vom U-Boot-Unterstand am Achterwehrer Schifffahrtskanal. Das ist so ein Kuriosum aus der Zeit des Ersten Weltkrieges. Es sollte eigentlich U-Booten als Versteck dienen. Vor Bomben hätte er allerdings kein einziges Boot schützen können, denn die Decken und Wände sind viel zu dünn.«
    »Ich bin da mal vorbeigerudert«, warf Island ein. »Da schwamm Öl auf dem Wasser. Hat Tüx sein U-Boot dort untergebracht?«
    Lembke sah sie ratlos an.
    »Also, zu meiner Zeit haben sie das Boot in der großen Scheune aufbewahrt.«
    »Ist es eigentlich tauchfähig?«
    »Alle Fahrzeuge aus Tüx’ Sammlung sind einsatzbereit.«
    Island wandte sich wieder den Karteikarten zu.
    »Was bedeuten die Aktentitel ›Munition, Chemische Kampfstoffe, Giftgas‹?«
    Der alte Verwalter kratzte sich am Kopf. »Das waren Sammlungen von Presseartikeln über Munition, die kurz nach dem Zweiten Weltkrieg in Nord- und Ostsee versenkt worden ist. Das war ja damals eine beliebte Methode, um die gefährlichen Stoffe und explosiven Kampfmittel aus Wehrmachtsbeständen loszuwerden. In deutschen Küstengewässern liegen diese Munitionsreste noch tonnenweise. Manche Wissenschaftler vermuten dort unten mehrere Hunderttausend Tonnen. Ich erinnere mich auch an eine Seekarte der Kieler Bucht, auf der manche Gebiete mit fettem Leuchtstift markiert waren. Unreine Gründe. Diese Gebiete sind bis heute für Fischerei und Schiffsverkehr gesperrt. Hoffe ich jedenfalls.«
    »Interessant«, meinte Island, aber ihre Gedanken sprangen schon wieder zurück zum Gut. »Können Sie mir etwas über die Ehe der Tüx sagen?«
    Lembke fuhr mit den Fingerspitzen über sein kurz geschnittenes Haar. »Ehrlich gesagt, so eine Ehe möchte ich nicht führen. Er hat nie Zeit für Frau und Kind. Und sie tröstet sich, indem sie dauernd in irgendwelchen Kliniken an sich rumschnippeln lässt. Den hochbegabten Sohn haben sie aufs Internat abgeschoben. Der kann einem auch nur leidtun.« Er beugte sich vor und flüsterte: »Sie hat immer schon eine Schwäche für jüngere Männer gehabt.«
    »Auch für Stallburschen?«
    »Besonders für Stallburschen, würde ich sagen.«
    Im Flur vor dem Wohnzimmer tappte jemand herum. Eine Frau im Bademantel stand in der Tür. Sie rieb sich die Augen.
    »Was gibt es denn?«, fragte sie verwundert.
    »Nichts, Luise«, sagte Herbert Lembke liebevoll. »Die Nichte von Thea Island ist kurz da, um ein paar Fragen zu klären.«
    »Mit den Sachen auf Kreihorst haben wir nichts zu tun«, sagte Luise Lembke ängstlich. »Hier müssen Sie nicht suchen.«
    »Das hab ich auch nie angenommen, Frau Lembke, deshalb bin ich gar nicht hier«, sagte Island. Sie reichte Herrn Lembke die Hand und erhob sich. »Noch mal vielen Dank, dass ich so spät noch vorbeikommen durfte.«
    »Wir haben mit niemandem auf dem Hof mehr zu tun«, erklärte Frau Lembke. »Ich seh die nur noch, wenn sie die Fähre da unten nehmen, um die Pferde auf die Koppeln auf der anderen Kanalseite zu bringen. Ihre Autos kenne ich genau.«
    Island horchte auf. »Sie transportieren die Pferde mit dem Wagen?«
    »Die Tiere sind doch viel zu edel, um solche Strecken selbst zu gehen. Sie könnten ausrutschen und sich die Beine brechen.«
    »Ist die Kanalfähre eigentlich die ganze Nacht hindurch in Betrieb?«
    »Natürlich, wenn auch seltener als am Tag.«
    Als Island sich vor der Tür verabschiedete, hatte Herbert Lembke einen Arm um die Schulter seiner Frau gelegt. Mit der anderen Hand winkte er Island hinterher.
    Auf der Rückfahrt schaltete Island das Radio ein und drehte voll auf. Enjoy the Music. Trotzdem klang ihr immer wieder Frau Lembkes Stimme im Ohr. »Hier müssen Sie nicht suchen.«

40
    A ls Island durch das Torhaus auf den Hof fuhr, waren im Gutshaus alle Fenster dunkel. Nur in einem der Zimmer im Erdgeschoss des Südflügels

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