Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kanalfeuer: Ein Fall für Olga Island (German Edition)

Kanalfeuer: Ein Fall für Olga Island (German Edition)

Titel: Kanalfeuer: Ein Fall für Olga Island (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirstin Warschau
Vom Netzwerk:
hat sie einen Freund, bei dem sie übernachtet?«
    »Das glaube ich nicht.« Dutzen lachte trocken.
    Also doch, dachte Island. Dutzen hat was mit Franzen. Das kann ja heiter werden mit den beiden zusammen im Team.
    »Warum lachst du?«, fragte sie.
    »Henna ist lesbisch, wusstest du das nicht?«
    Island schluckte. Darauf wäre sie wirklich nicht gekommen. Dabei hatte sie gedacht, sie wüsste die wichtigsten Dinge über ihre engeren Kollegen, doch da hatte sie sich anscheinend getäuscht.
    Das Unwohlsein kam in Wellen. Plötzlich kam diese furchtbare Geschichte mit ihrem Kollegen Mischa aus Berlin wieder hoch. Mischa, den sie in Notwehr getötet hatte. Panik stieg in ihr auf, blutrote Wogen drohten augenblicklich über ihr zusammenzuschlagen. Ihr Hals war trocken, und ihr wurde schwindlig. Sie stützte sich an einer der Bauerntruhen ab und atmete so langsam und tief wie möglich. Sie durfte sich nicht überrollen lassen von diesem beängstigenden Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Kalter Schweiß trat ihr auf die Stirn. Die Sache mit Mischa war über ein Jahr her. Er war drogensüchtig gewesen und hatte mit der Unterwelt zusammengearbeitet, um an den Stoff zu kommen. Und sie als seine Vorgesetzte hatte nichts von seinen Problemen bemerkt. Seitdem machte sie sich Vorwürfe. Wenn sie aufmerksamer gewesen wäre, wäre Mischa noch am Leben. Dann würde sie nicht mit dieser unauslöschbaren Schuld leben müssen.
    Bleib ruhig, dachte sie, Henna Franzen ist doch nichts passiert. Sie ist heute Nacht nicht nach Hause gekommen. Das ist doch kein Drama. Es gibt keinen Grund, sich Sorgen zu machen. Und schon gar kein Grund, vor lauter Schuldgefühlen in Panik zu geraten.
    Sicher würde Franzen im Laufe des Vormittags wieder zum Dienst kommen. Vielleicht war sie in aller Frühe schwimmen gegangen oder saß bei einem Arzt im Wartezimmer herum. Ihre Mitbewohnerin hatte vielleicht gar nicht bemerkt, dass sie zwischendurch doch mal zu Hause gewesen war. Sicher gab es für alles eine ganz einfache, harmlose Erklärung.
    »Nein, wusste ich nicht«, beeilte Island sich zu sagen. »Dann hat sie ja vielleicht eine Freundin, bei der sie übernachtet hat?«
    »Am 23. August wollen sie und Swantje heiraten«, sagte Dutzen. »Da wird sie doch wohl kaum bei einer anderen übernachten, oder?«
    »Ach so. Ja, nee, dann …«
    »Wir sind übrigens alle zur Hochzeit eingeladen. Die Einladung liegt auf deinem Schreibtisch. Ich hoffe, du wirst meine Tischdame. Es gibt Musik und Tanz und gutes Essen. Hennas ganze Verwandtschaft von der Westküste reist an.«
    Inzwischen war Island nach draußen gegangen und hatte sich weit vom Haus entfernt, in der Hoffnung, dass man sie auch durch das geöffnete Fenster des Speisezimmers nicht hören konnte.
    »Da fällt mir ein, dass Henna einen Ausritt machen wollte«, sagte sie leise.
    »Was?«, fragte Dutzen verständnislos.
    »Sie hatte vor, sich bei Freunden in Felde ein Pferd zu leihen und die Spülfelder nach Lissy Heinke, dem Pferdemädchen, abzusuchen. Wir waren uns einig, dass Lissy eine wichtige Zeugin sein könnte.«
    »Seid ihr verrückt? Das ist doch viel zu gefährlich. Dann sollten wir diese Freunde von Henna schleunigst ausfindig machen.«
    »Stimmt, sie braucht ihr Insulin, aber ich glaube, sie hat immer etwas in ihrem Wagen dabei.«
    »Swantje ist sich aber sicher, dass sich Hennas aktuelle Insulinvorräte komplett zu Hause im Kühlschrank befinden.«
    »Shit«, sagte Island. »Dann hat sie wirklich ein Problem. Wir müssen sie dringend suchen.«
    »Sollen wir auch alle über die Felder reiten?«
    »Besprich das mal mit Bruns.«
    Dutzen schnaubte.
    Island wollte gerade auflegen, da fiel ihr noch etwas ein. »Du, Dutzen, schick doch mal einen Streifenwagen zu Familie Lembke in Landwehr. Es kann sein, dass Lissy bei ihnen ist. Sie soll ein gutes Verhältnis zu Frau Lembke gehabt haben.« Sie gab noch schnell die Adresse durch und ging zurück ins Speisezimmer.
    »Probleme?«, fragte Frau Dormann.
    »Nein«, sagte Island leichthin, obwohl sie merkte, dass ihr Kopf vor Anspannung blutleer war. »Nur eine Verabredung.«
    »Kommt dein Mann dich endlich besuchen?«
    »Sieht nicht so aus.«
    »Läuft gerade nicht so gut, was?«
    Island zuckte mit den Achseln. Stimmt, mit dem lief gar nichts. Aber das war ihr gerade egal. Sie nahm sich ein Ei und köpfte es.
    Lotti Dormann vertiefte sich demonstrativ in einen Prospekt über Heuhotels. Island musste so schnell wie möglich nach Kiel fahren,

Weitere Kostenlose Bücher