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Kanalfeuer: Ein Fall für Olga Island (German Edition)

Kanalfeuer: Ein Fall für Olga Island (German Edition)

Titel: Kanalfeuer: Ein Fall für Olga Island (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirstin Warschau
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kräuselte sich das Wasser im schwachen Wind, und ein einsamer Paddler zog seine Bahn auf dem See.
    Das Restaurant »Zum Fischmeister« war gut besucht. Am Nachbartisch, wo sich eine größere Ausflugsgesellschaft in Sporthosen und Funktions-T-Shirts niedergelassen hatte, wurde gebratener Steinbeißer mit Champignons serviert. Sogleich herrschte zufriedenes, gefräßiges Schweigen.
    Islands Magen knurrte so sehr, dass sich einer der Sportler erheitert nach ihr umdrehte. Wieder sah sie auf die Uhr. Wo blieb ihre Kollegin? Eine ältere Bedienung in Rock und Schürze brachte ihre Vorspeisen. Während Island die Suppe löffelte, dachte sie über den fehlenden Karton im Archiv nach. Was steckte hinter den Bezeichnungen auf den Karteikarten? Da fiel ihr jemand ein, der ihr diese Frage vielleicht beantworten konnte, und sie wählte die Nummer ihrer Tante.
    »Hallöchen, Olga! Was macht das gute Leben?« Thea klang eindeutig beschwipst.
    »Super, ich guck grad über den Westensee.«
    »Dann rate mal, wo ich bin?«
    »In Laboe?«
    »Nein, in der Bar auf dem Dach des Atlantic Hotels! Der Kieler Hafen liegt uns zu Füßen, und Rudolf und ich trinken Sex on the Beach.«
    »Da will ich nicht stören«, meinte Island grinsend. »Könntest du mir nur schnell mal die Telefonnummer von deiner Freundin Luise Lembke geben? Ich müsste mal mit ihrem Mann sprechen.«
    »Mit Herbert?« Thea brauchte eine Weile, bis sie die Nummer in ihrem Adressbuch gefunden hatte. »Wann kommst du eigentlich zurück?«, fragte sie, nachdem sie ihrer Nichte die Nummer diktiert hatte.
    »So bald noch nicht. Keine Angst.«
    »Dann weiterhin viel Spaß mit deinen Mördern.«
    »Danke, ebenso.«
    »Wie meinst du das denn?«
    Aber Island hatte schon aufgelegt.
    Die Serviererin kam am Tisch vorbei und fragte, ob sie mit dem Essen zufrieden gewesen sei und ob sie eventuell noch etwas bestellen wolle. Island sah wieder ratlos auf ihre Uhr. Franzen hatte sie wohl wirklich versetzt. Aber war das ein Grund, auf eine Scholle Büsumer Art zu verzichten?
    Während sie auf das Hauptgericht wartete, versuchte sie ihre Kollegin anzurufen, aber es sprang nur die Mailbox an.
    »Hey, Henna, es ist halb neun. Wo steckst du denn? Melde dich doch bitte, auch wenn du nicht mehr kommst.«
    Dann wählte sie die Nummer, die Thea ihr durchgegeben hatte. Es meldete sich eine Männerstimme, und Island stellte sich kurz vor.
    »Dann sind Sie wohl Theas Nichte aus Kiel, die auf Kreihorst Urlaub machen wollte? Sie haben sicher von den unschönen Ereignissen auf dem Hof gehört. Da brauchen Sie nicht hinfahren, wenn Sie Erholung suchen.«
    »Danke für den Hinweis, aber ich bin schon seit ein paar Tagen dort. Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich heute Abend kurz bei Ihnen vorbeikäme? Ich habe ein paar dringende Fragen.«
    »Na klar, kommen Sie nur.« Herbert Lembke gab eine Adresse in Landwehr durch.
    Kaum hatte Island das Gespräch beendet, wurde auch schon die Scholle gebracht.
    Für ein paar Minuten legte Olga ihr Handy zur Seite und genoss einfach nur das Essen und die Aussicht über den See.
    Sie erreichte Landwehr gegen zweiundzwanzig Uhr. Das Haus der Lembkes lag auf einer Anhöhe über dem Nord-Ostsee-Kanal. Das Gebäude sah aus, als könnte es einen neuen Anstrich vertragen. Vor einem Schuppen stand ein untersetzter Mann mit grauem Kapitänsbart und hackte Holz. Als er sie sah, hielt er inne und blickte sie aus kleinen, wachen Augen misstrauisch an.
    »Wir haben eben telefoniert. Ich bin Olga Island.«
    »Lassen Sie uns reingehen. Aber bitte leise, meine Frau hat sich schon hingelegt.«
    Er stellte die Axt beiseite und ging voran zur Eingangstreppe. Durch einen engen Windfang gelangten sie in eine kleine, vollgestellte Stube. Vom Fenster aus sah man auf den Kanal und die Fährstation von Landwehr. Gerade legte die Kanalfähre wieder ab und schlüpfte geschickt zwischen zwei Frachtern hindurch.
    »Schöne Aussicht«, sagte Island.
    »Ausgesucht haben wir uns die nicht.«
    »Das hört sich aber nicht so begeistert an.«
    Herbert Lembke zupfte an seinem Bart. »Wir brauchten schnell eine Unterkunft, und das Haus war frei.«
    »Weil Ihnen auf Kreihorst gekündigt worden ist, nicht wahr?«
    Der Mann senkte den Kopf. »Genau, und zwar von hier auf jetzt, mitten in der Ernte.«
    »Warum?«
    »Wieso sollte ich Ihnen das erzählen?«
    »Entschuldigung. Sie wissen doch, ich bin von der Mordkommission. An dieser Geschichte habe ich ein rein dienstliches Interesse. Ich sichere Ihnen

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