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Kanalfeuer: Ein Fall für Olga Island (German Edition)

Kanalfeuer: Ein Fall für Olga Island (German Edition)

Titel: Kanalfeuer: Ein Fall für Olga Island (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirstin Warschau
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Schweiß.
    »Der Mann ist Privatdetektiv!«
    »Ach?«, fragte sie ungerührt.
    »Er spioniert hier herum.«
    »So?«
    »Aber ich weiß, wer ihn beauftragt hat.«
    »Ja?«
    »Carolin Theissen, die Frau deines verehrten Feriengastes.«
    »Meines Gastes? Tsss.«
    »Wie darf ich ihn sonst nennen? Lover, Adonis?«
    Aus dem Pool kam ein dünnes Lachen. »Was denkst du von mir?«
    »Was soll ich wohl denken? Es ist unfassbar peinlich, wie du dich benimmst, und das wissen wir beide.«
    Mit einer langsamen Bewegung steckte sich Stefanie Rubi-Tüx die Haare auf dem Kopf neu zusammen. »Hast du ihn getötet?«, fragte sie ruhig.
    »Ich wünschte, ich hätte es getan«, antwortete er zornig.
    »Du bist ja richtig romantisch, wenn du eifersüchtig bist.« Sie lächelte schief.
    »Du hältst den Mund, du …!«, schrie er los. Unvermittelt holte er aus und schlug seiner Frau mit voller Wucht ins Gesicht. Ihr Kopf flog zur Seite und knallte gegen den Wasserzulauf. Es gab einen hell klingenden Ton, der die Loungemusik übertönte.
    Wie erstarrt blieb Stefanie Rubi-Tüx vornübergebeugt im Pool sitzen, während ihr das Blut aus der Nase lief. Theodor Tüx massierte sich die Hand, verzog den Mund und lachte bitter.
    »Lass dir das Gesicht richten«, sagte er, »dann hast du endlich wieder was vor.«

39
    D as Schluchzen der Frau verfolgte sie, während sie durch den dunklen Gang zur Wendeltreppe zurückschlich. Vorsichtig stieg sie nach unten und gelangte in den muffig riechenden Keller. Der erste Raum, durch den sie kam, hatte eine niedrige Gewölbedecke und meterdicke, weiß gekalkte Ziegelwände. An einer Außenwand waren Klapptische und Bänke gestapelt, Sitzgelegenheiten für etwa hundert Personen. Im anschließenden Raum standen gut gefüllte Weinregale. Die Etiketten schmückten antike Ruinen: Weingut Villa Rubi-Tüx. Montemerano .
    Der kleine, dunkle Raum neben dem Weinkeller hatte die Maße einer Gefängniszelle. Im Dämmerlicht erkannte sie eine Pritsche aus rissigem Holz. An Kopf- und Fußende befanden sich eiserne Räder, über die Ketten liefen. Eine mittelalterliche Streckbank. An den Wänden hingen Holzschlegel, Morgensterne und weitere Hieb- und Stichwaffen. In der Fensternische stand eine Guillotine. Das Metall des Fallbeiles sah glatt aus und frisch geputzt.
    Island zog ihr Handy hervor und leuchtete die makabre Kellerkammer aus. Zu jedem Schloss gehörte ein Folterkeller, also wohl auch zu diesem. Hinter der Streckbank stand eine Holzkiste. Sie klappte den Deckel auf und sah hinein. Ein Tätowiergerät, Farbkartuschen, Pauspapier, ein Tischmülleimer mit farb- und blutverschmierten Tüchern. Ein Tätowierstudio in einer Folterkammer – sie hatte schon viel gesehen, aber so etwas noch nicht.
    In der Kiste steckte ein Plastikhefter, der Ringbuchfolien mit zahlreichen Fotos von frisch tätowierten Hautstellen enthielt. Leider waren die Gesichter der Personen nicht zu erkennen. Ein Motiv war mehrfach zu sehen, und zwar das Porträt eines düster wirkenden Mannes mit schmalem Gesicht und langen Haaren, darunter ein gotischer Schriftzug: Vasco da Gama . Island fragte sich, ob ihr dieser Name etwas sagen sollte. Ratlos steckte sie alles zurück und schob die Kiste wieder unter die Streckbank.
    Der an das Folterkabinett anschließende Raum hatte immerhin eine Tür, von der aus offenbar eine Treppe hinauf in den Garten führte. Ein leichter Geruch nach Chlor lag in der Luft, was wohl daran lag, dass hier unten die Utensilien für die Reinigung des Pools aufbewahrt wurden: Eimer, Schrubber, Schwämme sowie diverse Kescher. Und schon wieder rüttelte sie erfolglos an einer verschlossenen Tür.
    Sie fuhr fort, den Keller zu durchstreifen, aber im Gegensatz zu den vorherigen Räumen waren alle anderen fast leer. Endlich gelangte sie an eine Treppe, die nach oben führte und an einer Eichentür endete. Es kam ihr fast unwirklich vor, dass diese sich ohne Weiteres öffnen ließ und sie sich in der Eingangshalle wiederfand. Atemlos und erschöpft erreichte sie ihr Zimmer, ließ sich aufs Bett fallen und machte ihren – wie sie fand – wohlverdienten Mittagsschlaf.
    Am Abend um kurz nach acht saß sie ausgeruht auf der Terrasse des Fischmeisters in Wrohe und blickte über den Westensee. Als Vorspeise hatte sie sich einen Salatteller und eine Hamburger Aalsuppe bestellt, sie nippte ab und zu an ihrem Mineralwasser und wartete auf Henna Franzen. Dicke, weiße Cumuluswolken zogen über den Abendhimmel. Draußen in der Bucht

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