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Kanalfeuer: Ein Fall für Olga Island (German Edition)

Kanalfeuer: Ein Fall für Olga Island (German Edition)

Titel: Kanalfeuer: Ein Fall für Olga Island (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirstin Warschau
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breitete das Handtuch aus und streckte sich rücklings darauf aus. Der Sand war weich und warm. Für eine Weile schloss sie die Augen und lauschte den Wellen, die durch den Lärm der Badegäste hindurch an den Strand schlugen. Der Geruch von Grillanzündern, Bratwurst und Sonnenmilch verschmolz mit dem Duft von Tang und Meerwasser zu einer sommerlichen Komposition. Sie seufzte. Genau so sollte ein Feierabend im Hochsommer sein.
    Schon wieder knurrte ihr Magen. Um sich vom Essen noch ein wenig abzulenken, stützte sie die Ellenbogen auf und blickte aufs Meer. Segeljachten zogen vorüber. Ein Speedboot kam von Schilksee herüber und verbreitete ein monotones, alles übertönendes Motorengeräusch. Drüben auf der anderen Seite der Förde erkannte sie den Mastenwald der Boote im alten Hafen und in der neuen Marina, die Windmühle auf dem Berg und das Laboer Ehrenmal. Sie versuchte die Stelle an der Strandpromenade auszumachen, wo das Haus ihrer Tante Thea gestanden hatte. Dort drüben hatte sie ihre Jugend verbracht, mehr als zehn Jahre ihres Lebens. Und ihr fiel ein, dass Tante Thea die winzige, klamme Erdgeschosswohnung immer an Sommergäste vermietet hatte. Olga Island hatte sich jedes Jahr wieder gewundert, dass Leute freiwillig nach Laboe kamen, um dort Urlaub zu machen, denn sie selbst hatte sich oft einfach nur von dort weggewünscht. Nun war das alte Haus längst abgerissen. Tante Thea wohnte bereits seit Jahren in Berlin. Island beschloss, mal wieder bei ihr durchzuklingeln, denn sie hatte länger nichts von ihr gehört. Aber jetzt war sie dazu nicht in der Stimmung.
    Sie räkelte sich. Gern hätte sie einfach so ein paar Tage am Strand gelegen, am liebsten mit jemandem in ihrer Nähe, der ihr gutes Essen servierte. Das würde ihr gefallen, und dem Kind, das manchmal Bewegungen in ihrem Bauch vollführte, sicher auch.
    Kurz bevor sie einnickte, musste sie noch einmal an den toten Rentner denken. Sie hatten keine Angehörigen ermitteln können. Anscheinend gab es niemanden außer dem Arzt und den Pflegerinnen, der nach ihm gesehen hatte. Wie viele solche Fälle hatte sie schon erlebt? Viel zu viele. All die alten oder noch gar nicht mal so alten Menschen, die nicht selten völlig isoliert in ihren Wohnungen lebten und starben. Berlin war voll davon. Kiel auch.
    Der Rentner, der früher beim Finanzamt gearbeitet hatte, hatte ein Sparbuch mit ein paar Hundert Euro hinterlassen. Geld, das nicht mal für Bestattung und Wohnungsauflösung reichen würde. Wenn diese Dinge erledigt waren, würde nichts von ihm übrig bleiben. Was mochte er an den Schleusen beobachtet haben? Hatte es ihn vielleicht so aufgeregt, dass er deswegen einen Herzanfall erlitten hatte?
    Lautes Kreischen unterbrach ihre Gedanken. Ein paar Badenixen in Bikinis spielten im flachen Wasser Volleyball. Sie ließen dekorativ ihre nicht gerade schmalen Hüften kreisen und lachten wild. Am Strand hatten sich einige junge Männer im Halbkreis um einen Grill versammelt und ließen Bierflaschen ploppen.
    Island überlegte, ob sie ein Bad nehmen sollte, aber dann aß sie stattdessen ein paar Brote und blätterte in ihrem Reiseführer. Eine Wanderung in den Abruzzen war zwar erst einmal in weite Ferne gerückt, aber sie durfte ja schließlich noch träumen.
    Gegen halb zehn Uhr brach sie auf. Der Rückweg führte sie an einem Kiosk vorbei, der noch geöffnet hatte. Sie konnte nicht anders, als sich eine doppelte Portion Pommes frites mit Ketchup und Mayonnaise zu bestellen. Mit großer Freude verspeiste sie die fettige Angelegenheit und wischte sich anschließend die Finger an der Serviette ab. Da klingelte ihr Handy.
    »Thoralf hier. Bist du noch wach?«
    Island ließ ihren Blick über den Strand wandern. Es war noch immer taghell, lediglich im Westen, hinter dem Wäldchen, zog eine orange gefärbte Wolke auf, die den Sonnenuntergang ankündigte.
    »Aber hallo«, sagte sie, spürte aber sofort, dass der Erste Kriminalhauptkommissar nicht zum Spaßen aufgelegt war.
    »Im Ostuferhafen hat es einen Zwischenfall mit zwei Toten gegeben«, sagte er ernst.
    »Ich bin noch am Strand, fahr aber gleich los«, sagte sie automatisch.
    »Warte mal.«
    »Warum?«
    »Am Fährterminal soll es eine Schlägerei zwischen Lkw-Fahrern gegeben haben. Dabei ist der Fahrer eines Gefahrguttransporters auf ungeklärte Weise zu Tode gekommen. Außerdem ist ein Mitarbeiter der Fährlinie gestorben, der als Einweiser arbeitete.«
    »Zwei Tote bei einer Schlägerei?«, fragte Island

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