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Kane

Kane

Titel: Kane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Gear
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Abwechslung.
    Nervös starrte das Mädchen ihn an. Sie beugte sich ein wenig nach vorn, um ihn besser zu sehen. Doch er lehnte sich noch mehr nach hinten in den schützenden Schatten. „Ich bringe Ihnen erst mal das Lamm. Es ist wirklich gut, meine Mutter hat es heute erst gekocht.“
    Wieder nickte er, aus Angst, die hässlichen Worte könnten sich aus seinem Kopf befreien. Die junge Frau verließ den Tisch und brachte ihm wenig später das Essen und das gewünschte Bier. Mit nur wenigen Zügen war der Humpen geleert und er drückte ihr das schwere Glas wieder in die Hand. Während das Mädchen den Tisch verließ um Nachschub zu holen, machte er sich, wie ein ausgehungerter Köter, über das Lamm her. Wie eine warme, wohlige Berührung, rutschte das Essen seine Speiseröhre herunter und sogar das Ding in ihm, schien für eine Sekunde den Moment zu genießen, als der Magen anfing, sich zu entkrampfen und die Speise dankbar annahm. Nach wenigen Minuten war der Teller wie leergefegt und er überlegte kurz, die köstlichen Soßenreste vom Teller zu lecken, besann sich dann aber eines Besseren, als er die Blicke zweier Männer und Frauen auf sich spürte, die am Nebentisch schon vor einigen Minuten verstummt waren. Es musste wohl an seinen Tischmanieren gelegen haben. „Töte sie! Sie alle!“
    Er schloss die Augen und versuchte das Ding zurückzudrängen, was ihm außer einem leichten Kopfschmerz, nicht viel brachte. Denn nur Sekunden später, erklärte ihm das Ding in allen Einzelheiten, wie er jeden Einzelnen am Nebentisch langsam, aber präzise auslöschen sollte. Noch bevor das Kopfkino seinen Höhepunkt fand, stand die Bedienung mit dem nächsten Bier wieder vor ihm. „Wünschen Sie noch den Hammel?“, fragte sie und stierte voller Bewunderung auf den blitzblanken Teller.
    „Nein danke. Ich denke für heute ist es erst einmal genug.“ Als sie sich wortlos vom Tisch entfernen wollte, hielt er sie am Arm zurück.
    Mit leicht angewidertem Gesichtsausdruck, starrte sie auf seine ungepflegte, verbrannte Hand. Sofort zog er die Hand wieder in den Schatten zurück. Schon seit einer Ewigkeit, hatte er nicht mehr über seine vom Feuer zerstörte Haut, nachgedacht. Die Hälfte seines Körpers und des Gesichts waren vernarbt, das konnte er fühlen und er war froh, dass es im Tartarus keine Spiegel gab. Bis heute wusste er nicht, wie schlimm er wirklich aussah und vielleicht war das auch gut so.
    Ihre sanfte Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. „Das muss sehr schmerzlich gewesen sein?“ Sie deutete auf die verbrannten Stellen seiner Haut.
    Er räusperte sich, um seine Stimme irgendwo aus den Tiefen seines Körpers zu holen. „Das war es“, brachte er leicht gequält hervor.
    „Sie findet dich abstoßend und ekelerregend. Töte sie! Jetzt!“
    Seine Finger umschlossen das Fleischmesser und die Knöchel seiner Hand, traten noch stärker hervor, als sie es durch die magere Haut sowieso schon taten. Doch seine Stimme blieb sanft und ruhig. „Würden Sie mir sagen, wo genau ich hier bin?“
    Verwundert sah sie ihn an. „Im „Red Lion“ in der Mainstreet.“
    „Nein. Ich meinte, welcher Ort?“
    Jetzt wurden ihre Augen noch ein wenig größer. „Wir sind in Edinburgh, der Hauptstadt Schottlands.“
    „Welches Jahr?“
    Sie war verwirrt. Welchen Grund sollte jemand haben, nach dem Jahr zu fragen. Vielleicht war er vor Kurzem erst aus dem Koma erwacht? Oder lange im Gefängnis gewesen? Es wäre sicherlich unhöflich, ihn danach zu fragen, dachte sie und noch im selben Moment, sprudelten die Worte aus ihr heraus. „Warum fragen Sie mich solche merkwürdigen Dinge?“
    „Glauben Sie mir, dass wollen Sie nicht wissen.“
    Sein Gesichtsausdruck wirkte verschlossen, und doch konnte man eine gewisse Traurigkeit, in seinen schokobraunen Augen erkennen. Sofort hatte er ihr Mitgefühl. Was musste dieser Mann alles durchlitten haben? Trotz der Verbrennung im Gesicht und dem vielen Dreck, der in seinem ungepflegten Bart hing, konnte man erkennen, dass dieser Fremde einmal außergewöhnlich gut ausgesehen haben musste. Seine Augen waren fast übernatürlich schön, wie auch seine perfekt geschwungenen Lippen, die nur schwer unter den vielen Barthaaren zu erkennen waren, und doch erahnen ließen, wie sinnlich dieser Mann einmal gewesen sein musste. Auch seine Stimme war von einem Timbre, dass jede Frau zum Schmelzen bringen musste.
    Immer noch ruhte sein Blick, in Erwartung einer Antwort, auf ihr.
    „Zweitausenddreizehn“,

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