Kane
sich von der Frau, die immer noch regungslos und wie unter Schock, vor ihm stand, entfernt. Er brauchte dringend etwas zu essen, oder zumindest einen Whiskey. Er konnte sich beim besten Willen nicht daran erinnern, woher er all die Dinge kannte. Einerseits fühlte sich alles so an, als hätte er einen gewöhnlichen Tag. Eben normale Abläufe. Andererseits hatte er keinerlei Erinnerungen an etwas Vergleichbares. Wieder und wieder erforschte er seinen Geist. Nichts! Nichts von all dem hatte er erlebt, und doch wusste er, was ein Whiskey war, oder ein Pub. Autos, Menschen, Restaurants, nichts war ihm fremd, ähnlich wie die Beschwörungen in der Höhle.
Vor dem Eingang eines Pub's, mit dem typischen Namen „the Red Lion“ blieb er stehen. Der Hunger brachte ihn fast um. Seit er aus der Ohnmacht erwacht war, hatte er einen weiten Weg zurück gelegt. Er wusste nicht, wie lange er an der Landstraße entlang gegangen war, bis hinter ihm ein kleiner, weißer Transporter gehalten hatte. Der Fahrer war ein freundlicher, dicklicher Herr, namens Will McMillon gewesen, der ihn aufforderte einzusteigen und mit zu fahren. Da er sich immer noch recht schwach fühlte, nahm er das Angebot des Fremden an. Ihm war so ziemlich egal, wo die Reise hinging. Er wollte nur versuchen, sich an irgendetwas zu erinnern, was in abgelegenen Wäldern oder auf freien Feldern, ohne Hinweise ziemlich schwierig war. Vielleicht würde er sich in einer Stadt oder in einem Dorf an etwas aus seiner Vergangenheit erinnern.
Will war nicht nur freundlich, sondern auch neugierig. Die Fragen prasselten nur so auf sein geschundenes Hirn nieder. Manchmal hatte er genickt, oder sogar ein „Mhmh“ hervorgebracht, wenn ihm die Frage belanglos genug vorkam. Er hätte eh nicht viele dieser, eher persönlichen Fragen, beantworten können. Wo kommst du her? Wo willst du hin? Was machst du beruflich? Hast du Familie? Kinder? Und so weiter....
Er hatte hauptsächlich aus dem Fenster gestarrt und so getan, als wäre er vor Erschöpfung eingeschlafen, was er dann auch ziemlich bald tat. Ein unsanftes Rütteln an seinem Arm hatte ihn dann geweckt. Erschrocken über seinen traumlosen Tiefschlaf ohne fremde Stimmen im Kopf, fuhr er hoch. Mittlerweile war es draußen stockdunkel und seine Knochen steif wie ein Brett. Will schenkte ihm ein breites Lächeln und wies mit dem Finger auf ein baufälliges Hotel. ,,Das ist das Billigste in der ganzen Gegend. Die alte Dame, die es leitet, hat ein Herz für Leute wie dich, die nach einem Neuanfang, oder einem Job suchen. Sei einfach nett zu ihr, dann kommt ihr schon klar.“
Er hatte genickt und sich mit einem knappen „Danke“ verabschiedet.
Mit einem laut brummenden Geräusch und eben so viel Gestank, verschwand der Transporter in der Dunkelheit. Es musste schon sehr spät sein, da auf der Straße kaum noch Fahrzeuge fuhren und so hatte er genug Zeit, sich erst einmal umzusehen. Ein Gefühl von Heimat und Vertrautheit stieg in ihm hoch, und er atmete noch einmal tief, die wunderbar kühle Nachtluft ein, bevor er das empfohlene Hotel hinter sich ließ und sich dann auf den Weg machte.
Die Tür des Pub's wurde aufgerissen und ein sturzbetrunkener, junger Mann wurde unsanft aus dem Lokal heraus befördert. Er konnte gerade noch ausweichen, indem er unter den Armen des Rausschmeißers wegtauchte und direkt in dem Pub landete. Niemand beachtete ihn. Nur für Sekunden schien es, als würden die Geräusche und Unterhaltungen verstummen. Doch dann schwoll der Geräuschpegel wieder bis zu seinem Ausgangspunkt an.
Er suchte sich einen Tisch in einer dunklen Ecke, die relativ uneinsehbar war.
Nur Sekunden später stand ein junges, schlankes Mädchen vor ihm. Sie konnte höchstens neunzehn, zwanzig sein. Sie lächelte ihm mit ihren vollen Lippen, freundlich entgegen. „Was darf ich ihnen bringen?“
„Fick sie und dann töte sie!“, schwoll der Satz wieder in seinem Hirn laut und deutlich an. Verwirrt schüttelte er den Kopf, als wolle er die dreckigen Worte aus seinem Gehirn schleudern.
„Geht es ihnen nicht gut Sir?“, fragte das junge Mädchen besorgt.
„Ich brauche Nahrung. Fleisch wäre gut. Blutig nicht durch. Und Bier, ja, viel Bier oder Whiskey.“
„Wir haben heute nur Lammkeule und Hammelragout da,“ entschuldigte sich die junge Bedienung.
„Auch gut“, erwiderte er und versuchte ein Lächeln, während sein Kopf vor lauter Hasstiraden fast platzte. Das Ding in ihm, kochte vor Wut und Gier, nach mörderischer
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