Kane
Vorsichtig legte er sie auf den leicht feuchten Boden, direkt an die schattige Rückwand des schon halb verfallenen Gebäudes. Er warf noch einen schnellen Blick nach oben um sich zu vergewissern das man sie von dort aus nicht sehen konnte. So weit, so gut.
Langsam tastete er sich um die Scheune herum mit seiner Glock im Anschlag. Ohne den Blick vom Himmel abzuwenden, suchte er nach seinem Handy.
Verdammt! Ein ekelhaft, stechender Schmerz fuhr durch seine Schulter als er gegen den Bolzen stieß der leider - war ja klar - sein Handy in ein Metall-Kunststoffpuzzle zerlegt hatte. Vorsichtig zog er ein paar der Teile aus der Jackentasche. Shit! Selbst mit einer Kiste Spezialwerkzeug würde er das dämliche Ding nicht wieder zum laufen bringen! Okay, dann eben Plan B. Ein lauschiges Versteck für den Tag - denn es würde bald hell werden - in der Scheune suchen, um bei Anbruch der Nacht - wieder fast geheilt - den Rückflug anzutreten. Nicht zu vergessen: Dem Entführungsopfer erklären - möglichst schonend - warum es abermals entführt wurde! Das war bestimmt alles ein Kinderspiel!
Trotz der Schmerzen und des noch immer anhaltenden Blutverlustes musste er lachen. Der Morgen brach langsam an und er konnte nur hoffen, dass seine Verfolger nicht so dumm waren um am Tage, bei so guter Sicht wie die Aasgeier über freiem Feld zu kreisen und sie damit Gefahr liefen, entdeckt zu werden.
So leise es ging schob er das große Scheunentor auf und spähte hinein. Nichts als ein paar alte Heu und Strohballen. Dicht an der Wellblechwand lief er zu der Frau zurück die immer noch genau so bewusstlos dalag, wie er sie verlassen hatte. Er hob sie an und trug sie in die Scheune. Wo er noch all die Kraft hernahm wusste er nicht genau... obwohl... sie war leicht wie eine Feder und fühlte sich verdammt gut an, wie sie so ihren Kopf an seine Brust schmiegte,
vielleicht etwas zu gut für seinen Geschmack. Vorsichtig bettete er sie auf drei Strohballen, die er zuvor mit seinem Fuß noch enger zusammengeschoben hatte. Er hob ihren Kopf leicht an, um ihr die Mütze vom Kopf zu ziehen.
Eine Flut von weichen, hellblonden Haaren kamen zum Vorschein, die sich lang und wie ein Wasserfall aus Seide über das Stroh ergossen. Was für eine Pracht; dachte er, als er mit seiner Hand hineinfuhr um ihren Kopf anzuheben und die Wollmütze als Kissenersatz darunter zu schieben. Sie stieß einen kleinen Seufzer aus und kuschelte sich an die Mütze. Kane beobachtete sie einen Moment, um sicher zu gehen, dass sie weiter schlief. Heilige Erzengel, sie war so unglaublich schön. Sicher, alle Nephilimfrauen waren schön, ausnahmslos, doch wenn er sie bewerten sollte - natürlich völlig unvoreingenommen - würde sie, auf einer Skala von eins bis zehn, eine glatte eins belegen. Sie war nicht geschminkt, wie die Frauen die er sonst so kannte, aus den Club´s oder von der Straße. Ihre Haut hatte einen natürlich rosigen Teint und ihre Lippen waren voll und wunderbar weich geschwungen, in einem warmen Rotton, der jeden Mann um den Verstand hätte bringen können, wenn er sie küsste. Die Wimpern, leicht gebogen und unendlich dicht und lang, warfen einen leichten Schatten unter ihre geschlossenen Augen. Ihre Haare umspielten das Gesicht wie ein teurer Bilderrahmen der das ganze Bild noch aufwertete. Er hätte sie noch Stunden so ansehen können, doch er hatte Angst sich in ihrem Anblick zu verlieren.
Also wendete er sich von ihr ab und kümmerte sich erst einmal um den dicken Pfeil der in seiner Schulter steckte.
Er zog seinen Gürtel aus der Hose, faltete ihn und steckte sich das Leder in den Mund, dann brach er die Spitze des Bolzens ab, griff mit dem linken Arm über seine Schulter und zog das Hartholz mit einem Ruck heraus.
Hätte er nicht den Gürtel zwischen den Zähnen gehabt, wäre seine Zunge jetzt wahrscheinlich um einiges kürzer. So, brachte er nur einen erstickenden Schrei hervor!
Kane ließ sich nach hinten an zwei übereinander gestapelte Heuballen fallen. Scheiße! Das tat echt weh.
Doch es war nichts im Vergleich zu den Schmerzen die er damals gehabt hatte, als seine Peiniger ihm die Flügel gebrochen und er auf dem Boden der Schlucht aufgeprallt war.
Langsam zog er seine Lederjacke über die Arme, nahm die Waffen heraus und legte sie fein säuberlich aufgereiht neben sich. Kurz überprüfte er seine beiden Halbautomatischen, die diversen Messer, Wurfsterne und Dolche.
Sein Feuerschwert Kiturie, ließ er in ihrem Holster am Beingurt und
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