Kane
seinen Glücksbringer, das Klappmesser, in seinem Stiefel. Man konnte ja nie wissen! Danach zog er sein T-Shirt über den Kopf, um seine Wunde zu überprüfen.
Wo war Victor, wenn man einen Heiler brauchte? Okay, jetzt wo der Bolzen entfernt war, würde er auch so relativ schnell heilen, da keine wichtigen inneren Organe getroffen waren, würde es sogar noch schneller gehen.
Er erhob sich und wankte nach draußen, wo er eine Tonne mit Regenwasser gesehen hatte als er die Frau hineingetragen hatte. Er tauchte sein Shirt in das Wasser, wrang es aus und ging wieder hinein. Unterwegs wischte er sich mit der einen Ecke das Blut von Brust und Bauch, so gut es eben ging. Dann kniete er sich vor die Frau hin und tupfte sanft auch bei ihr das Blut von ihrem Hals. Sie öffnete die Augen und starrte ihn mit einem entsetzten Blick an.
Hektisch schob sie sich nach hinten um von ihm wegzukommen. Mit einem dumpfen Plumps, landete sie neben den Strohballen auf dem harten, staubigem Betonboden. Noch immer starr vor Angst, rührte sie sich nicht vom Fleck und versuchte, mit flatternden Augenlidern zu begreifen, wo sie war und wer er war. Kane erhob sich langsam und setzte sich wieder eine Armlänge von ihr entfernt auf die Heuballen. Er hoffte, dass er so weniger bedrohlich auf sie wirken würde. Und es funktionierte. ,,Ich heiße Kane, und ich bin ein Wächter. Ich bin gekommen um dich hier rauszuholen." Als sie immer noch keine Anstalten machte mit ihm zu reden, setzte er noch hinzu: ,,Wir haben vor kurzem von dir und den anderen Frauen erfahren und uns sofort auf die Suche nach euch gemacht."
Sie zog sich vorsichtig wieder auf die Strohballen und setzte sich mit dem Gesicht zu ihm hin, doch man konnte ihre Anspannung förmlich riechen und auch an ihren, in das Stroh gekrallten Fingern, sehen. ,,Bist du, ich meine, bist du auch ein Schutzengel?"
Uups! Sollte es etwa noch Nephilim geben die ihn nicht sofort als Wächter erkannten? Oder war sie nach der ganzen Sache hier, einfach nur durch den Wind? ,,Also genau genommen bin ich halb Mensch, halb Engel, so wie du auch und soweit ich informiert bin, gibt es keine Schutzengel."
Sie starrte auf ihre Schuhe, als müsse sie über seine Worte nachdenken. ,,Du warst in meinen Träumen", flüsterte sie jetzt mehr zu sich selbst als zu ihm, ,,aber ich weiß natürlich, dass das nicht sein kann, doch ich habe dich gerufen als ich im Wald solche Angst hatte. Vielleicht bist du ja doch mein Schutzengel?"
Man o man, das würde eine schwere Geburt werden. Irgendetwas stimmte so gar nicht mit diesem wunderschönen Engel, mit dieser wunderbar weichen Stimme, die ihn mehr berührte als er sich selbst eingestehen wollte. Wahrscheinlich hatte man sie unter Drogen gesetzt, oder ihr eine Gehirnwäsche verpasst. Er erinnerte sich an das Gefühl, das wie ein Stechen in seinen Kopf gefahren war, kurz bevor er sie im Wald gefunden hatte. Ihr Hilferuf, war klar und deutlich vor ihm aufgetaucht und er hatte das Gefühl, sie schon immer zu kennen. Sie sagte, er wäre in ihren Träumen gewesen, wobei es doch ziemlich unwahrscheinlich war, dass sie von seiner Gabe - in die Träume anderer zu gelangen - wusste. Außerdem müsste doch auch er sich an diese Begebenheit erinnern...oder? Er war sich sogar ganz sicher, dass er sich an sie speziell, in einem Traum erinnern würde. Und er wollte sein Klappmesser darauf verwetten, dass es, mit ihr als Hauptfigur, ein sehr feuchter Traum gewesen wäre. ,,Wie viel weißt du über uns Wächter?", fragte er und bemerkte gleichzeitig wie sich süße kleine Fältchen auf ihrer Stirn bildeten, gefolgt von einem Schmollmund, der einer aufgehenden Rose glich. Ganz locker, Kane. Sie ist eine Schutzbefohlene!
,,Oder was weißt du überhaupt über unser Volk?" Er verlagerte sein Gewicht auf dem wackeligen Heuballen, um seine Schulter etwas zu entlasten. Wieder zuckte sie ängstlich zusammen, als hätte er versucht über sie herzufallen.
,,Ich weiß nichts von deinem Volk, ich weiß nur das du auch Flügel hast wie ich. Wirst du mir etwas antun, oder mich töten?" Fest blickte sie ihm in die Augen, blau traf grau, als wäre sie auf alles gefasst und darauf vorbereitet was sie nun erleiden müsste.
Wie eine echte Kriegerin, dachte Kane und musterte sie von Kopf bis Fuß, um sich zu vergewissern, ob ihre Körpersprache irgendein Hinweis darauf gab, dass sie nicht die Wahrheit sagte. ,,Nein, ich werde dir nichts antun, ganz bestimmt nicht. Wie ist dein Name?"
Sie entspannte
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