Kane
sich zu orientieren, indem er sich Steine und Felsen mit außergewöhnlichen Formen merkte und die Richtung, in die das Wasser auf dem Boden floss.
Nach all den Tagen, kannte er schon einige der Höhlengänge, wie die Taschen seines dunkelroten Ledermantels, aber bei anderen war er sich absolut nicht sicher, sie schon jemals zuvor betreten zu haben.
Außer seine gute Nachtsicht und die Fähigkeit, tödliche Feuerbälle zu produzieren, halfen ihm hier unten keine seiner Engelsfähigkeiten. Eigentlich hielt er sich für Jemanden mit einer guten Orientierung, aber hier versagte sie kläglich. Sollte er sich verlaufen, müsste er sein unendliches Dasein wohl für immer, in dieser feuchten, steinigen Dunkelheit fristen. Dennoch war er fest entschlossen, sich davon nicht ablenken zu lassen. Für Jemanden wie ihn, gab es kein, Unmöglich!
Er lauschte noch einmal und bog dann nach rechts ab, wobei er sich die spitze, herausstehende Ecke, an der Seite des Ganges merkte. Dahinter lag eine weitere Höhle mit einem kleinen See. Zuerst sah es nach einer Sackgasse aus, denn es führten keine weiteren Tunnel irgendwo anders hin. Er ließ einen Feuerball auf seiner Hand entstehen und zur Größe einer Bowlingkugel anschwellen. Dann warf er ihn an die Mauer, sodass die rote Kugel wie bei einem Rouletttisch, einmal rund um die ganze Höhle, an der Wand entlang rollte und dabei ein zischendes Geräusch machte, ähnlich einer entzündeten Feuerwerksrakete. Etwa zwanzig Meter vor Baraqéls Position, fiel sie ins Wasser und erlosch mit einem kurzen Puff . Bingo!
Der dunkle Engel, ging so nah wie möglich zu der Stelle, doch um genau zu sehen ob ein Durchgang vorhanden war, musste er ins Wasser. ,,Scheiße!", fluchte er durch seine zusammengebissenen Zähne. Ohne lange nachzudenken, stapfte er in das glasklare, eiskalte Wasser. Es reichte ihm bis zur Hüfte. Wahrscheinlich würde er sich seine Eier abfrieren, doch die Sache war es ihm Wert.
Sein langer Mantel und das Hemd, dass er darunter trug, saugten sich voll. Doch er schenkte dem keine Beachtung, als er sich an der Mauer aus dem Wasser zog, um in den schmalen Gang zu gelangen. Das Gewölbe war hier so niedrig, dass er sich mit seiner Größe von über zwei Metern, nur in gebückter Haltung fortbewegen konnte. Der Gang schien endlos zu sein und er beschloss, morgen weiter zu suchen, als merkwürdige Geräusche an sein Ohr drangen.
Diese Laute waren ihm nur allzu vertraut.
Gequälte Seelen, die hier unten über Jahrtausende in qualvoller Langsamkeit vor sich hin schrumpften, bis sie nur noch ein schwarzes Nichts waren. Mit ihnen ging auch der Rest von Liebe, Leidenschaft, Mitleid und Gefühl.
Niemand konnte genau sagen, wie lange es wirklich dauerte, bis auch die letzte Essenz von Leben, aus den verschiedenen Spezies heraus geflossen war. Doch bis dahin waren es endlose Qualen und eine unbeschreibliche Leere, die damit endete, dass es noch schlimmer wurde. Dieser Ort, war die Vorstufe zur Hölle. Der Tarterus!
Kapitel 12
Und er hatte ihn endlich gefunden! Seit Wochen hatte er nun schon nach diesem Ort gesucht, von dem nur wenige Eingeweihte verschiedener Spezies wussten, und der zur Sicherheit und wie durch Geisterhand, stetig seinen Standort wechselte. Hier wurden die Seelen bestraft, die ein anderes Leben genommen, oder die Seele von einem anderen verletzt hatten.
Die Seelen der Menschen waren hier körperlos, doch die Seelen unsterblicher Spezies, verblieben in ihren Hüllen, damit sie auch die körperlichen Qualen spüren konnten.
Ein Geruch von Fäulnis stieg Baraqél in die Nase. Normalerweise störte es ihn nicht, denn auch er hatte schon viele in seinen unzähligen Kellern und Grotten verrotten lassen, die seine Befehle missachtet hatten, oder seine Autorität in Frage stellten. Oder manchmal nur, weil ihm jemand auf den Sack ging.
Von hier aus teilte sich der Gang in etliche Abzweigungen und einen größeren Tunnel. Er ging hindurch. Es wurde stiller, die Schreie, Seufzer und das qualvolle Gestöhne, wurden zu einem unbehaglichen, fast unerträglichen Summen.
Fackeln mit ewigem Feuer, tauchten vor ihm auf und kurz danach, wieder eine kleine Höhle, die in unwirklich, phosphorisierendes Licht getaucht war.
Er konnte ihn sehen, noch bevor er das Gewölbe ganz betreten hatte...... Azazel!...... Angekettet an Händen und Füßen auf einem ovalen Fels. Sein Kopf fixiert mit einem Ledergurt, der links und rechts an den Stein genagelt war.
Der Körper und das Gesicht
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