Kann das auch für immer sein?: Sommerflirt 3 (German Edition)
Hörst du?«, sagt er eindringlich.
»Ja.«
»Und zweitens –« Er beendet seinen Satz nicht, stößt dafür aber diverse Flüche aus. Manche sind auf Englisch, und ein paar auf Hebräisch verstehe ich auch, weil ich sie von meinem Dad kenne. Die lässt er bei jenen seltenen Gelegenheiten ab, wenn er so richtig angepisst ist.
Ich sehe zu, wie Avi einen kleinen Knopf an einem Headset drückt, das mir zuvor gar nicht aufgefallen war, und etwas auf Hebräisch hineinsagt. Die Antwort kann ich nicht hören, denn der Empfänger muss irgendein Stöpsel sein, den er im Ohr trägt.
»Dann macht ihr also keine Übungen am Schießstand, hm?«
Er schüttelt den Kopf.
»Lauftraining?«
Er schüttelt den Kopf. »Amy, ich sag es dir ja nur ungern, aber du bist mitten in ein militärisches Kriegsspiel reingeraten.«
»Ein Kriegsspiel? Mit echten Waffen?«
»Mit echten Paintball -Waffen.« Er hebt sein Gewehr und zeigt mir die daran montierte Vorrichtung, die aus der Waffe eine Paintball-Waffe macht. »Es ist gefährlich. Ich bring dich zurück.«
»Tut mir leid. Ich wollte mich nur von dir verabschieden. Es war ein Fehler, aber ich hab ’ s nur gut gemeint.«
»Alle deine Fehler sind nicht böse gemeint und trotzdem bescheren sie dir eine Menge Ärger. Komm«, befiehlt er. Während er mich den Berg hinaufführt, spricht er wieder in sein Headset, dann stöhnt er ins Mikrofon und sieht mich an. »Ich habe gerade von Nimrod erfahren, dass sie Ori geschnappt haben. Er hat es aber noch geschafft, seine Waffe zu verstecken, bevor sie ihn erwischt haben.«
»Was bedeutet das?«
Er seufzt, offenkundig angenervt von dieser neuesten Entwicklung. »Es bedeutet, dass ich dich nicht zurückbringen kann. Nicht jetzt.«
»Dann gehe ich allein.«
»Wenn das andere Team dich sieht, wie du den Berg raufläufst, wird das meine Position verraten. Das kann ich nicht zulassen. Das könnte mein Team in Gefahr bringen.« Nachdem er mir seine Weste gegeben hat, damit ich sie zum Schutz überziehe, macht er mir ein Zeichen, ihm zu folgen.
»Wann ist diese Übung beendet?«, flüstere ich.
Er gibt ein kurzes Lachen von sich. »Wenn unsere Mannschaft gewonnen hat und die Kontrahenten entweder tot oder gefangen sind. Damit meine ich Paintball-tot … nicht wirklich tot.«
»Ah«, sage ich, dankbar für die Erklärung.
Avi führt mich über felsiges Terrain. Immer wieder rutsche ich weg, weil meine Knöchelturnschuhe nicht gerade für dieses Gekraxel gemacht sind … und auch nicht für Kriegsspiele, wo wir schon dabei sind. Avi bewegt sich schnell und hält meine Hand fest, damit ich nicht auf den Arsch falle.
»Runter«, formt er lautlos mit den Lippen und gibt mir mit einer Geste zu verstehen, dass ich mich neben ihm auf den Boden legen und ruhig verhalten soll. »Du bleibst hier.« Er kriecht davon. Noch ehe eine Minute vergangen ist, ist er wieder zurück. Er nimmt mir meine M 16 weg und drückt mir eine andere Waffe in die Hand. »Das ist die von Ori. Sie ist mit Paintballs geladen. Die sind nicht ungefährlich, also schieß nicht auf kurze Entfernung und auch nur, wenn jemand das Feuer auf dich eröffnet.«
»Keine Sorge.« Ich mag zwar eine jüdische Kriegerin sein, aber ich werde bestimmt nicht mit diesem Ding rumballern, außer wenn Avi es mir sagt.
Während er einen kleinen Feldstecher aus der Tasche zieht und die Umgebung inspiziert, robbe ich neben ihn. Er betätigt wieder den Knopf an seinem Headset und spricht leise auf Hebräisch in sein Mikrofon.
»Wir bleiben, wo wir sind, und warten auf weitere Anweisungen des Teamleiters.«
»Wer ist der Teamleiter?«
»Nimrod.«
»Warum nicht du?«
»Weil Nimrod keine Zivilistin im Schlepptau hat, mit der er, wie es der Zufall will, auch noch liiert ist.«
Moment mal. Heißt das …? »Avi, warst bis vor zehn Minuten noch du der Anführer?«
»Ist doch egal.«
Oh nein. Schlimm genug, dass ich durch meine eigene Neugierde und Dummheit in militärische Kriegsspiele verwickelt worden bin. Doch dass das Avi auch noch seinen Teamleiter-Status gekostet hat, ist schrecklich. »Ich lasse mich gefangen nehmen, dann kannst du wieder Anführer sein.«
Er schüttelt den Kopf. »Das wird nicht passieren.«
»Warum nicht?«
»Weil das hier real ist, Amy. Auch wenn es kein echter Krieg ist, sollen wir uns doch verhalten, als wäre es so. Wir sind hier nicht im Sportunterricht und spielen ›Völkerball‹. Bei einem richtigen Kampfeinsatz würde ich mein Leben geben, um deines zu
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