Kann das auch für immer sein?: Sommerflirt 3 (German Edition)
weiß, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis die anderen checken, dass das Brüste sind und keine Brustmuskeln. Ich spiele den Lockvogel, während sich mein Freund in Unterwäsche und von oben bis unten schwarz bemalt (mein Werk; ermöglicht durch den kleinen Behälter mit Schminkfarbe, den er in seiner Weste bei sich trug) mit seiner eigenen Paintball-Waffe von der anderen Seite anschleicht.
Avi hat mir eingebläut, mich zu ergeben, damit ich keine Paintball-Kugel abkriege. Sie werden nicht das Feuer eröffnen, wenn nicht auf sie geschossen wird – obwohl ich weiß und sie wissen, dass Avi niemals kampflos aufgeben würde.
Ich husche von einem Felsen zum nächsten, genau wie Avi mich instruiert hat. (Stellt es euch vor wie bei diesen Enten an den Jahrmarktschießbuden, die sich immer hin- und herbewegen.) Noch immer stehe ich ein bisschen unter Schock, dass er meinem Plan zugestimmt hat, aber es zeigt eben einfach, dass ein guter Anführer wie Avi nicht nur Befehle erteilen, sondern auch zuhören kann. Zugegeben – ich musste ihn ein wenig beschwatzen. Erst wollte er nicht zulassen, dass ich mich zur Zielscheibe mache. Aber als ich ihm versichert habe, dass ich das schon hinkriege und wir da jetzt sowieso zusammen drinhängen, hat er sich schließlich erweichen lassen.
Er hat gesagt, ich solle bis zehn zählen und dann meine Hände über den Kopf strecken, um mich zu ergeben. Doch als zwei aus dem gegnerischen Team sich näher an mich ranpirschen und mich von beiden Seiten in die Zange nehmen, kriecht Panik in mir hoch. Sie sind zu weit weg, um zu erkennen, dass das ich bin, aber ich will unbedingt, dass Avi genug Zeit hat, die Geiseln seines Teams zu retten – und die ganze verpfuschte Übung gleich mit. Ich muss ihm helfen. Auch wenn das bedeutet, das Feuer auf den Feind zu eröffnen und ihn somit zu töten. Im echten Leben würde ich nie und nimmer auf jemanden schießen, weil ich auch nach all dem Training hier total für Friede, Freude, Eierkuchen und Sushi bin.
Aber das hier ist Paintball. Und ich nehme keine Gefangenen.
Ich stelle meine Waffe auf auto und ballere los.
Peng! Peng! Peng! Peng!
Kleine Paintballs zischen mit Karacho aus meinem Gewehr. Da es dunkel ist, habe ich keinen Schimmer, wo ich hinschieße, und kann nur hoffen, dass ich wenigstens irgendwen von der feindlichen Truppe treffe. Ich bin Rambo und Lara Croft in einem.
Etwas Hartes klatscht gegen meinen Rücken und meinen Oberschenkel. »Autsch!«, schreie ich. »Das hat wehgetan!«
Ich sehe hinunter auf meinen Oberschenkel und kapiere, dass ich getroffen worden bin.
Von einem Paintball.
Ich bin offiziell tot. Glaube ich.
29
Jeder sollte mindestens einmal versuchen, sich in den Grauzonen des Lebens zu tummeln.
Stellt euch vor: Ich habe zwei Kerle ausgeschaltet, ehe ich zu Tode gepaintballt wurde. Mein Plan hat tatsächlich funktioniert. Während des Schusswechsels gelang es Avi, Udi und Ori zu befreien. Zusammen haben sie die Letzten aus dem gegnerischen Team gefangen genommen und wir waren die Sieger.
Das ist die gute Nachricht.
Die schlechte Nachricht (also außer den Beulen in der Größe eines Paintballs an meinem Oberschenkel und am Rücken) ist, dass ich mich jetzt in einem großen Armeezelt befinde – Avi sitzt auf dem Stuhl neben mir – und gleich dazu befragt werden soll, wie ich überhaupt in das Kriegsspiel reingeraten bin. Wenigstens haben sie uns erlaubt, wieder unsere eigenen Sachen anzuziehen.
Für die Kriegsspiele ist nicht Sergeant B-S zuständig, sondern so ein anderer Kerl mit jeder Menge Streifen seitlich am Ärmel, der uns, wie es der Zufall will, an einem Tisch in dem Zelt gegenübersitzt. Er hat dunkle Haut, eine Glatze und macht keinen sonderlich erfreuten Eindruck.
Seinen genauen Rang kenne ich nicht, aber er ist ein hohes Tier.
In Anbetracht der Tatsache, dass ich in der »Rangliste« auf null rangiere, kann ich nicht degradiert werden. Avi dagegen schon. Und obwohl er selbst ja nichts damit zu tun hatte, dass ich in das Kriegsspiel reingeplatzt bin, war er am Schluss doch mein Komplize.
Als Sergeant B-S in das Zelt marschiert, bleibt sein strenger Blick an mir hängen. Das ist nicht gut. Genau so hat mein Dad mich auch angesehen, als er herausbekommen hat, dass ich seine Kreditkarte genommen und ihn bei einer jüdischen Internet-Singlebörse angemeldet habe.
»Wie sind Sie hierhergekommen?«, fragt er mich. Der hochrangige Glatzkopf tritt neben ihn.
Ich räuspere mich und gebe mir alle
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