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Kann denn Fado fade sein?

Kann denn Fado fade sein?

Titel: Kann denn Fado fade sein? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Zacker
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vorbeizukommen.
    Dennoch ist etwas ganz anderes, als mal schnell um die Ecke zu flitzen und sich mit Freunden zu treffen. Oder drei Stunden auf der Autobahn »nach Hause« zu fahren, nach Bayern, wo meine Familie lebt.
    Es ist schon merkwürdig: Drei Stunden Autofahrt steckt man locker weg. Der Flug nach Portugal dauert ebenfalls nur drei Stunden – dennoch ist es eine »richtige« Reise, die man nicht eben mal spontan antritt. Gar nicht »schnell mal eben« antreten kann, wenn man nicht gerade im Lotto gewonnen hat und einem deshalb die Flugpreise egal sein können.
    Noch zehn Tage.
    Ich hoffe, dass mein Blues nicht noch intensiver wird. Es war schon schlimm genug, als ich am Vortag in der Firma verabschiedet wurde. Heulend stand ich da. Hundertfünfzig Leute haben geklatscht und Reden gehalten und Geschenke überreicht. Niemals hätte ich gedacht, dass man in knapp eineinhalb Jahren so viel bewegen kann und so viele »Fans« hat. Dabei war das nur ein Nebenjob. Als mir dann die »alten Hasen« noch erzählt haben, dass noch niemals jemand so verabschiedet wurde, war es endgültig vorbei mit meiner Contenance. Obwohl das natürlich meinem Ego ein bisschen guttut. Muss ich zugeben.
    Natürlich sind manche ein bisschen neidisch: Schließlich wohne ich künftig da, wo andere Urlaub machen. Am Meer. Im Süden. Wo es immer warm und schön ist.
    Noch neun Tage.
    Ich zähle beinahe schon die Stunden. Komme mir vor wie bei der NASA. Sitze zwischen täglich höher werdenden Kistenbergen.
    Ja, es sind wahre Berge: mittlerweile fünf, sechs Kartons übereinandergestapelt, und das an jedem freien Plätzchen. Der PC ist gerade noch erreichbar, und ich hoffe täglich, dass nicht irgendjemand irgendwelche Auskünfte von mir braucht, denn alle Aktenordner sind bereits verpackt.
    Es macht keinen richtigen Spaß mehr, hier zu wohnen.
    Die ersten Tage in Portugal wird es nicht anders sein – Kartons werden mich umgeben. Bis das alles ausgepackt und eingeräumt ist!
    Aber: Die Sonne ist heller, die Luft ist wärmer. Und der Strand ist nur zehn Minuten entfernt. Da ist Lebensfreude schon beinahe garantiert.
    António geht es genauso.
    »Ich komme mir langsam vor«, sagt er, »wie ein Nomade. Ich lebe zwar schon in unserer neuen Wohnung, aber ich habe nur die Küche und ein Notbett. Außer Duschgel, Handtuch, ein paar Klamotten und Pulverkaffee ist nichts vorhanden.« Aber wenigstens Kaffee! Becher, Löffel und Zucker hat er sich von seiner Mutter mitgenommen. Zum Essen geht er in die Kneipe um die Ecke. Oder er isst in der Stadt.
    Noch acht Tage.
    Ich schaue mir immer wieder im Routenplaner an, wie wir fahren werden. Wir haben ein bisschen Zeit, wir müssen die zweieinhalbtausend Kilometer nicht in einem Rutsch durchfahren.
    Post aus Portugal: António hat mir den Mietvertrag geschickt. Kein Vergleich mit Deutschland: nur eineinhalb Seiten, zehn Klauseln; offiziell festgehalten sind die erste und die letzte Miete und die Kündigungsfrist. Erst nach sechs Monaten können wir kündigen, vorher geht nichts. Es gibt keine Hausordnung. Keine Kehrwoche. Nachdem meine hausfraulichen Fähigkeiten (beziehungsweise die Lust dazu) sich ja eher auf Kochen und Weintrinken beschränken, kommt mir das sehr entgegen.
    Noch sieben Tage.
    Langsam wird mir wirklich bange. Nicht unbedingt, weil ich Deutschland verlasse und mein neues Lebensabenteuer beginnt. Aber jeder, der schon einmal umgezogen ist, weiß: Irgendwie findet man kein Ende. Alles, was ich selbst einpacken kann, ist eingepackt. Jetzt ist wirklich die Spedition am Zug. Ich kann nichts mehr tun. Trotzdem liegt immer noch so viel herum – die Packer werden noch eine Menge erledigen müssen. Vor allem Porzellan, Glas und Kleinkram. Aber gerade der macht viel Arbeit.
    Heute wässere ich meine heiß geliebten Pflanzen nochmals gründlich, damit sie die lange Fahrt und die ersten Tage in Portugal gut überstehen.
    Für António habe ich einen »ultimativen Umzugsguide« geschrieben, den maile ich ihm. Damit ich nicht ins totale Chaos gerate zwischen Kartons, Koffern, Kisten, wenn wir nach der langen Fahrt in Portugal im neuen Zuhause ankommen.
    Manchmal bin ich schon (noch) sehr deutsch organisiert.
    António meint: »Das wird sich geben! Mach dir keine Sorgen – du lernst schon, dass man nicht alles planen kann, dass ein bisschen südliches Lebensgefühl viel entspannender ist.«
    Noch sechs Tage.
    Ein bisschen muss ich noch arbeiten – ein paar Texte sind zu redigieren. Und dann geht es auf

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