Kann denn Fado fade sein?
mir einmal einen ganzen Fünf-Liter-Eimer selbst eingelegter tremoços mitgegeben. Es war ein ziemlicher Akt, den am Ende tropfenden Eimer in Flugzeug, Bahn und Taxi heil nach Hause zu bekommen …
Der Abend am Meer ist wunderschön. Auch weil es noch richtig warm ist (in Deutschland frieren sie bestimmt schon wieder mal). Natürlich ist nicht nur das portugiesische Wetter eine ausgesprochen positive Erfahrung. Vom Nordwind mal abgesehen, selbstverständlich. Dabei hatte man mich mehr als einmal vorgewarnt.
Es ist ja ziemlich einfach, Informationen aller Art aus dem Internet zu fischen. Als bei António und mir feststand: »Wir gehen nach Portugal!«, habe ich mich als Erstes ins World Wide Web eingeloggt. Ich surfte aber nicht auf langweiligen Informationsseiten mit Statistiken und trockenen Länderdaten. Sondern ich wollte gleich mitten rein ins Leben. Ich suchte und fand schnell ein Länderforum, in dem man sich mit Urlaubern und in Portugal Residierenden über das Land austauschen konnte. Daraus entstanden, so merkwürdig das klingen mag, in dem knappen halben Jahr bis zu meinem Umzug bereits Freundschaften. Erst einmal natürlich virtuell. Es gab nicht nur reinen Informationsaustausch, sondern auch witzige Unterhaltungen im Chat, originelle Diskussionen über alles Mögliche. Schnell kam daher die Idee auf, nicht nur im Internet zu chatten, sondern den einen oder anderen persönlich kennenzulernen.
Fast alle deutschsprachigen Menschen, die ich hier in Portugal kenne, habe ich über dieses Portugal-Forum kennengelernt. Direkt, etwa bei einem »offiziellen« Forumstreffen. Oder weil der eine oder andere einfach eine E-Mail schickte oder zum Telefonhörer griff. Oder weil man jemanden persönlich kennenlernte, der wiederum mit einem anderen befreundet ist.
Da gab und gibt es Menschen, die mir wirklich geholfen haben: mit wichtigen Informationen, guten Tipps, mit fundierten Hinweisen und Auskünften. Manchmal einfach nur mit lustigem, ernsthaftem, geselligem Beisammensein. Mit aufmunternden Telefonaten, wenn ich mal einen Durchhänger oder mich das Heimweh befallen hatte. Mit dem Austausch von Rezepten, lokalen Geheimtipps, der preiswertesten Quelle für guten Wein oder für portugiesische Spezialitäten. Daraus sind – nicht mit allen, aber mit einigen – echte Freundschaften entstanden. Durch dick und dünn, mit Aufs und Abs.
Völlig neu ist für mich die Erfahrung, wie die Leute »im portugiesischen Ausland« zusammenhalten. Es soll zwar in manchen reinen estrangeiro -Kommunen und -Gettos, etwa an der Algarve, anders zugehen. Meine Erfahrungen hier in Lissabon und Umgebung, aber auch in anderen Regionen Portugals, sind anders: nämlich durchweg positiv. Selbst wenn man sich vorher kaum gekannt hat oder weit entfernt voneinander lebt: Wenn Not am Mann ist, wenn man jemanden wirklich braucht – dann ist der da. Ganz gleich, was vorher passiert ist. Diese Art von gegenseitiger Hilfe, von Zusammenhalt von im Grunde Unbekannten – das kenne ich von Deutschland nicht. Es mag daran liegen, dass man »in der Fremde« eher zusammensteht. Weil jeder eben – genauso wie ich – die Erfahrung gemacht hat, dass das Leben in einem anderen Land seine Sonnen-, aber durchaus auch seine Schattenseiten hat.
Es gab selbstverständlich andere Begegnungen. Virtuell und manchmal leider »im richtigen Leben«. Etwa mit jenen, die lediglich ihren Urlaub im »Gelobten Land« verbracht haben – gerne einmalig und dies maximal vierzehn Tage – und meinen, mitreden zu können. Die der Überzeugung sind, sie würden Portugal und vor allem »die Portugiesen« kennen. Sie wissen, dass man »denen« zeigen muss, wie man es besser macht. Da kommt es dann zu Beschwörungen wie: »Du wirst schon sehen, wie dein António wirklich tickt. Die Portugiesen sind doch alle Machos.« Oder: »Sind doch alle gleich – arbeiten wollen sie nicht, aber Touristen ausnehmen.« So etwas hört man gern, vor allem wenn man einen Liebsten hat, der ständig mit Touristen zu tun hat.
Es gibt Begegnungen mit jenen, die Jahr für Jahr hierherkommen, immer an denselben Ort, immer zur selben Jahreszeit, immer exakt für drei Wochen. Sie glauben ebenfalls, sich auszukennen. Sie wissen, dass es in einem überlaufenen Touristenort im August an der Algarve genauso zugeht wie in Grande Lisboa, also im Großraum Lissabon, wo António und ich unsere neue Bleibe haben. Von denen höre ich, dass sowieso alles überteuert ist. Dass einheimische Produkte eh nichts
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