Kann denn Fado fade sein?
nennen? Mit »Sehnsucht« oder »Heimweh« kann man dieses Wort zwar nur äußerst unzulänglich übersetzen. Aber vielleicht ist der Portugalvirus die Übertragung dieser saudade auf Besucher des Landes. Ob man hier »nur« Urlaub macht oder längere Zeit in Portugal verbringt: Kaum ist man wieder daheim, sehnt man sich zurück.
Mir ging es genauso. Nach diesem ersten Trip in den Norden Portugals kehrte ich immer wieder zurück. Was ich lange Jahre nicht schaffte, was mich aber immer reizte, war Madeira. Die Insel mitten im Atlantik, vom portugiesischen Festland knapp tausend Kilometer entfernt und sogar im Winter ein blühendes Paradies. Hier kam dann die Liebe ins Spiel. Im doppelten – ach, was sag ich: dreifachen! – Sinne …
Kapitel 1
Natürlich ist die Liebe schuld …
Es schneit. Und schneit. Seit Stunden wirbeln dichte weiße Flocken vor dem Fenster. Die Landschaft sieht ganz verzaubert aus. Alles ist mit einer weißen Decke aus Schnee bedeckt. Winterwunderland.
Nein, es handelt sich hier nicht um ein Weihnachtsmärchen. Sondern um meine erste Begegnung mit Madeira. Im weitesten Sinne zumindest.
Auf Madeira als Reiseziel bin ich durch Zufall gekommen. Natürlich ist allen Wissenden bekannt: »Zufälle gibt es nicht!«
Also gut, Tatsache ist: Eine gescheiterte Beziehung im herbstlichen Deutschland bringt mich dazu, möglichst einen Urlaub über Weihnachten in der Sonne zu planen. Dieses Jahr bitte keine Familie.
Keinen deutschen Christbaum, keinen Weihnachtsmarkt samt Glühwein und Bratwurst. Vor allem keine fürsorglich-neugierigen Menschen, die sich immer wieder nach meinem Befinden erkundigen.
Nach Madeira sind etliche preiswerte Flüge im Angebot. Und nachdem ich da schon immer mal hinwollte (der Portugalvirus!), gibt es nur eines: sofort buchen und dann nichts wie raus aus Kälte und Liebeskummer!
Ein traumhaftes Hotel hoch über dem Meer soll dazu beitragen, dass ich mich wieder wohlfühle. Ich möchte die »Insel des ewigen Frühlings« erforschen und wieder zu mir selbst finden.
Es ist ganz und gar nicht eingeplant, was dann passiert.
Ein ortskundiger Portugiese sorgt nämlich dafür, dass ich mich erneut verliebe.
Zunächst in Madeira, später in ihn. So fing alles an.
Das Winterwunderland vor meinem Abflug auf die atlantische Blumeninsel ist zwar hübsch anzuschauen. Aber ich kann dem heute so ganz und gar nichts abgewinnen. Denn leider sind nicht nur Häuser und Bäume, Parks und Gärten dick verschneit. Sondern auch alle Straßen. Die Schneepflüge räumen zwar zügig, aber in den Verkehrsnachrichten spricht man von Winterchaos und langen Staus. Mein Flug geht um neun Uhr morgens; das heißt: einchecken spätestens um halb acht. Das heißt weiter: Abfahrt zum Flughafen Stuttgart im Normalfall um sieben Uhr. Aber bei diesem Wetter? Werden wir überhaupt durchkommen?
Sicherheitshalber sollte man vielleicht mindestens zwei Stunden mehr einplanen. Hoffentlich klappt alles – ich bin mehr als nervös und gestresst. Das liegt nicht daran, dass ich unter Reisefieber leide. Ich habe einfach keine Lust, dieses Jahr Weihnachten in Deutschland zu verbringen. Mit all den unangenehmen Erinnerungen.
Die Fahrt zum Flughafen ist ein leichter Albtraum. Ständiger Blick auf die Uhr, ob wir rechtzeitig ankommen. Diese Sorge ist allerdings wirklich völlig überflüssig: Der Flug nach Funchal wird nicht nur einmal verschoben. Es wird 11 Uhr, 14 Uhr, 16 Uhr. Immer wieder werde ich vertröstet. Das fängt gut an. Aber endlich ist es so weit – ich bin unterwegs nach Madeira.
Ich erspare Ihnen den Bericht über die etwas länger als üblich dauernde Anreise. Es sieht so aus, als ob mein Madeiraurlaub nicht unter einem guten Stern steht. Wegen schlechten Wetters müssen wir nämlich auf Gran Canaria ausweichen. Erst am nächsten Morgen geht es weiter, und das Chaos an den Flughäfen auf den Kanaren und Funchal und danach mit dem Mietwagen ist eine Story für sich. Ich finde es außerdem überhaupt nicht angebracht, dass Madeira mich mit einem Regensturm begrüßt.
Erst als ich fast sechsunddreißig Stunden später als geplant endlich im Hotel in Ponta do Sol ankomme, finde ich ein bisschen zur Ruhe. Und treffe zum ersten Mal auf António, der hier im Hotel Manager ist.
Bei Liebeskummer badet man ja gern ein wenig in Selbstmitleid. Mir geht es zumindest so. Nach ein paar Tagen und weil auf Madeira wirklich alles passt – ja, da sieht es dann schon ganz anders aus.
Die Regenstürme sind vorbei,
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