Kann es wirklich Liebe sein
Vielleicht hat sie ihm sogar vorgeschlagen, ihre Tochter zu entführen.“
Jim stapfte zu Travis und knurrte ihn an. „Wenn Mitchell Meredith hätte, gäbe es überhaupt keine Diskussion. Das weißt du.“
An der Art, wie die beiden sich anstarrten, konnte Meredith erkennen, dass sie das nicht hätte hören sollen, doch sie hoffte, dass sich Travis endlich richtig entschied. Cassie war in Gefahr. Es war Zeit, die Kavallerie zu schicken.
Endlich wandte Jim sich wieder ab und ließ Travis nachdenken. Die Anspannung im Raum war fast zum Greifen und Meredith musste sich zusammenreißen, um nicht nervös auf und ab zu schreiten. Sie betete dafür, dass ihr Mann die richtige Entscheidung treffen würde.
„Bevor Pa gestorben ist, habe ich ihm geschworen, die Familie und das Land zu beschützen. Ich werde die Ranch nicht unbewacht lassen oder euch in einen Hinterhalt schicken, ohne dass wir einen handfesten Beweis für Cassies Entführung haben.“
Jim wollte protestieren, doch Travis brachte ihn mit einem Blick zum Schweigen. Meredith war fassungslos. Für einen Archer kam das eigene Land wirklich an erster Stelle! Langsam schüttelte sie den Kopf, weil sie es nicht wahrhaben wollte.
„Aber“, fuhr Travis fort, „ich finde auch, dass ihr recht damit habt, dass wir Cassies Leben nicht gefährden können.“
Meredith atmete erleichtert aus. Bitte, Travis. Bitte, lass uns ihr helfen.
„Deshalb sollte Jim zu dem Treffpunkt reiten. Wir anderen bleiben hier, falls Mitchells Männer angreifen. Ein Mann alleine kann sich unbemerkt anschleichen, aber du hast auch niemanden, der dir den Rücken freihält.“
Jim nickte und es war klar, dass er trotz des Risikos reiten würde.
„Wenn Jim herausfindet, dass Cassandra tatsächlich dort ist, kommt er sofort zurück und informiert uns – wie viele Männer Mitchell hat, wo sie sie festhalten und so weiter. Wenn sie dort ist, holen wir sie da raus. Wenn nicht, bleiben wir hier und vereiteln Mitchells Pläne.“
Es war nicht gerade der heroische Akt, den Meredith sich gewünscht hatte, aber es gab noch Spielraum.
„Ich kann mit Jim gehen“, erklärte Meredith sich bereit. „Ich kenne das Land. Ich kann ihm den besten Weg zeigen, um ungesehen bis zum Haus zu kommen.“
Jim schien über das Angebot nachzudenken, bis Travis ihren Vorschlag zunichtemachte.
„Auf keinen Fall.“ Er starrte sie finster an. „Wenn Mitchell dich in die Hände bekommt, kann er sonst was mit dir anstellen. Er könnte dich benutzen, um an mich heranzukommen. Das können wir nicht riskieren.“
„Weil es unser kostbares Land aufs Spiel setzen würde, richtig?“ Heiße Tränen drängten sich in ihre Augen, doch sie zwang sie zurück. Alle Gefühle, die er für sie haben mochte, unterstanden seiner Liebe zur Ranch. Sie war eine Närrin gewesen, etwas anderes zu denken. „Das Land steht immer an erster Stelle. Stimmt doch, oder, Travis?“
Da sie die Tränen nun doch nicht länger verbergen konnte, rannte sie an ihm vorbei in Richtung Haus, doch bevor sie die Veranda erreichte, legten sich starke Arme um sie. Sie wollte sich wehren, doch der verletzte Blick in seinen Augen ließ sie innehalten. Auch wenn er sich ihrer Meinung nach zu rational verhielt, liebte sie ihn mit jeder Faser ihres Körpers.
„Meri, Schatz. Ich weiß, dass du dir Sorgen um Cassie machst. Das tue ich auch.“ Travis ’ Gesicht schwebte über ihrem, seine dunklen Augen waren traurig. „Aber ich mache mir genauso Sorgen um Jim, Crockett und Neill. Wir müssen Vorkehrungen treffen.“
Sie sagte nichts.
Er seufzte und legte seine Hände an ihre Wangen. Seine Daumen streichelten sie zärtlich und wischten ihre Tränen weg.
„Ich kann dich nicht mit Jim gehen lassen. Es ist zu gefährlich. Wenn dir etwas geschehen würde …“ Er sah zum Himmel auf. Seine Finger zitterten.
Auch Meredith zitterte nun. Sie wartete, bis er die richtigen Worte fand.
Schließlich sah er sie wieder an. „Wenn dir etwas geschehen würde, könnte ich mir das niemals verzeihen.“
Sie stieß ihren Atem zusammen mit den Hoffnungen aus, die sie gehabt hatte. Sie war also doch nicht mehr für ihn als jemand, für den er Verantwortung übernommen hatte.
„Ich muss wissen, dass du in Sicherheit bist“, fuhr er fort und nun wurde er leidenschaftlicher. „Ich würde mein Leben für dich geben.“
„Das weiß ich“, sagte sie und jetzt trat doch noch ein Lächeln auf ihr Gesicht. Ihr Kämpfer. So beschützend. So ehrenhaft. Er hätte für
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