Kann es wirklich Liebe sein
überlegen. Die Zeit läuft uns davon.“
„Mach dir keine Sorgen. In ein paar Minuten reiten sie zwischen den Bäumen hindurch auf uns zu.“ Vor allem Jim. Sein Bruder war im Moment vollkommen nervös. „Aber jetzt erzähl mir erst mal von vorne, was Wheeler dir gesagt hat.“
* * *
„Da gibt es nicht viel zu erzählen.“ Meredith zitterte leicht und rieb sich die Arme. Ihr Tuch musste verrutscht sein, als sie Travis entgegengelaufen war. Seltsam, dass sie es erst jetzt bemerkte.
Travis zog seinen Mantel aus und legte ihr den schweren Stoff um die Schultern. Für einen kurzen Moment wurden seine Züge weicher, doch gleich darauf starrte er wieder finster vor sich hin. „Was hat er gesagt?“
„Er hat erzählt, dass Roy und Cassie zusammen mit ihren Eltern und ein paar Gästen auf dem Weg zum Land meines Vaters sind. Da er weiß, wie nahe Cassie und ich uns stehen, hat er Wheeler vorausgeschickt, um mich persönlich einzuladen. Um Cassandras Willen bittet er darum, dass wir die Missverständnisse vergessen und uns um fünf Uhr am Haus einfinden.“
Travis ’ Augen wurden groß. „Heute Abend? Das ist doch schon in ein paar Stunden.“
„Das fand ich auch verdächtig.“ Meredith fuhr mit ihren Armen in die Ärmel des Mantels und verschränkte sie dann über dem Bauch. „Ich habe Mr Wheeler erzählt, dass Cassie mir klar und deutlich gesagt hat, dass sie Roy nicht heiraten würde. Er hat nur gelächelt und gesagt, dass sie ihre Meinung geändert hat.“
Meredith versuchte, in Travis’ Gesicht einen Hinweis auf seine Gedanken zu finden, aber seine Miene war undurchschaubar. Sie hatte erwartet, dass er wütend werden würde oder versprach, Cassie zu retten, doch er starrte nur finster vor sich hin.
„Wir helfen ihr doch, oder?“ Meredith versuchte, Travis’ Blick einzufangen. „Ich kenne Cass. Sie würde ihn niemals freiwillig heiraten. Roy muss sie irgendwie bedroht oder manipuliert haben.“
„Natürlich hat er das“, knurrte Travis. „Und nicht nur deine Cousine. Er versucht auch, mich zu manipulieren. Deshalb können wir auch nicht Hals über Kopf losreiten.“
Travis ließ seinen Blick über den Wald schweifen. Da erklang plötzlich das Galoppieren mehrerer Pferde.
„Mitchell braucht beide Ländereien, um seine Pläne umzusetzen“, sagte Travis und wandte sich wieder Meri zu. „Wenn wir so handeln, wie er es erwartet, spielen wir ihm in die Hände. Wir brauchen Zeit, um uns unsere nächsten Schritte zu überlegen.“
„Aber –“
„Wir reden weiter, wenn die anderen da sind.“
Travis ging davon, um seine Brüder zu begrüßen, und Meredith hatte plötzlich das Gefühl, ausgegrenzt zu werden. Ihr Verstand sagte ihr, dass Travis recht hatte, aber ihr Herz verlangte, dass sich ihr Held aufs Pferd schwang, um ihre Cousine zu retten.
* * *
Eine Dreiviertelstunde später standen die Archers in der Scheune und diskutierten immer noch darüber, was am besten zu tun sei.
„Was, wenn du dich irrst, Travis? Ich möchte das Risiko nicht eingehen.“ Jim weigerte sich, nachzugeben, und Meredith war mehr als froh darüber.
„Wir können uns nicht einmal sicher sein, dass Mitchell sie überhaupt hat“, bestand Travis auf seiner Meinung. „Es ist wahrscheinlich nur ein Trick, um uns hier wegzulocken und die Farm ungeschützt zurückzulassen. Nur dass sie diesmal dann alles abfackeln, nicht nur die Scheune. Es ist doch die einzige Möglichkeit, die er noch hat, um uns hier zu vertreiben. Entweder das oder er schickt seine Männer, um uns auf Merediths Land zu erschießen. Tote können sich nicht gegen einen illegalen Verkauf wehren.“
Crockett stieß sich von dem Pfosten ab, an den er sich gelehnt hatte. „Du hast gesagt, dass es Cassie heute Morgen gut ging, als du sie verlassen hast. Richtig, Jim? Wheeler ist gerade mal eine Stunde nach dir hier angekommen. Mitchell hätte in dieser kurzen Zeit Cassie und ihre Familie verschleppen, einen Priester finden und zu Merediths Land reiten müssen. Ich glaube kaum, dass er das innerhalb einer Stunde geschafft hat.“
„Er könnte es aber, wenn er Hilfe gehabt hätte.“ Alle Augen wandten sich Meredith zu. „Ihr vergesst, dass Jim heute Morgen meine Tante beim Verlassen des Hauses gesehen hat. Sie will diese Hochzeit. Sie glaubt, damit ihre Familie finanziell absichern zu können. In ihren Augen ist Roy ein Heiliger. Ich kann mir vorstellen, dass sie gleich heute früh in sein Büro gestürmt ist und ihm alles brühwarm erzählt hat.
Weitere Kostenlose Bücher