Kann es wirklich Liebe sein
hatte sich freiwillig verwundbar gemacht, seine Instinkte ignoriert und das Geschick seiner Leute in die Hand Gottes gelegt. Und Gott hatte ihn belohnt, indem er ihm den Sieg schenkte.
Travis sah in die Ferne, wo er über dem Haus Rauch aufsteigen sah. Rief Gott ihn auf, das Gleiche zu tun?
Bexar ritt auf eine Lichtung, während Travis immer noch unschlüssig war. Dann zerrissen plötzlich zwei Schüsse die Stille. Travis zuckte zusammen.
Meri!
Travis gab Bexar die Sporen und das Tier galoppierte los. Die Hufe trommelten laut auf dem teilweise gefrorenen Boden, während sie sich dem Haus näherten – viel zu langsam, wie Travis fand. Er musste zu seiner Frau!
Ich habe sie dir anvertraut!, schrie er innerlich, während die Landschaft an ihm vorbeiflog.
Plötzlich wurde ihm bewusst, dass es ihr relativ gut gehen musste, wenn sie in der Lage war, zwei Schüsse abzufeuern. Aber selbst dieser Gedanke beruhigte ihn nicht. Er musste sie sehen, sie berühren. Erst dann wäre es ihm wieder möglich zu atmen.
Die Scheune kam in Sicht. Travis zügelte Bexar und zog sein Gewehr aus dem Holster. Sein Blick suchte die Bäume ringsherum nach einem Feind ab. Meredith bekam es nicht so leicht mit der Angst zu tun. Sie würde nicht ohne guten Grund schießen.
Als er hinter der Scheune nichts Auffälliges fand, lenkte er Bexar in den Hof. Da sah er sie endlich. Sie saß in dem Schaukelstuhl auf der Veranda, die Waffe in greifbarer Nähe, Sadie zu ihren Füßen. Sie war in Sicherheit. Und wunderschön.
Der Knoten in seinem Magen löste sich ein wenig.
In dem Moment, als sie ihn sah, erhob sie sich langsam, als müsse sie sich erst vergewissern, dass er es wirklich war. Dann lief sie die Stufen hinab, raffte ihre Röcke und rannte so schnell wie möglich auf ihn zu.
Travis konnte die Einzelheiten ihres Gesichtes noch nicht erkennen, doch anhand ihrer hektischen Bewegungen merkte er sofort, dass etwas nicht stimmte. Schnell lenkte er Bexar auf sie zu und sprang ab, als er nahe genug herangekommen war. Dann ergriff er ihre Arme und sah sie prüfend an. „Was ist passiert, Meri? Geht es dir gut?“
„Es geht nicht um mich, Travis.“ Meredith machte sich von ihm los und ergriff seine Hände. „Es ist Cassie.“
Er sah zum Haus hinüber. „Ist sie hier? Jim hat gesagt, er hätte sie in der Stadt gelassen.“
„Sie ist nicht hier. Sie ist auf meinem Land. Um Roy Mitchell zu heiraten.“
Er zuckte zusammen. „Was?“ Jim würde ausrasten. „Ich dachte, dein Onkel hätte ihr sein Wort gegeben, sie nicht zu einer Heirat zu zwingen.“
„Tante Noreen muss diese Sache irgendwie arrangiert haben. Sie hasst es, wenn sie nicht ihren Willen bekommt, und Cassies Hochzeit mit Roy ist die einzige Möglichkeit, ihren Lebensstandard aufrechtzuerhalten.“ Meredith sprach so schnell, dass Travis ihr kaum folgen konnte. „Sie muss Roy gewarnt haben, dass Onkel Everett seine Meinung geändert hat, ohne darüber nachzudenken, was der gemeine Kerl alles tun würde, um mein Land zu bekommen.“
Meri funkelte ihn an. „Ich denke, er hat sie entführt, Travis. Alles andere ergibt keinen Sinn. Mr Wheeler hat versucht, es so klingen zu lassen, als wäre es einvernehmlich. Aber ich kenne Cassie und sie würde nie –“
„Warte kurz.“ Travis kniff die Augen zusammen. „Wheeler war hier?“ Das war der Kerl, der Travis zu einem Verkauf hatte überreden wollen, und ohne Zweifel war er es auch gewesen, der die Scheune angezündet hatte. Er war hier gewesen? Hatte mit Meri geredet?
Sie nickte. „Roy hat ihn geschickt, um mir die Einladung zu überbringen.“
„Hat er dich angefasst?“ Travis brachte die Worte zwischen zusammengepressten Zähnen hervor. Wenn der Mistkerl Hand an sie gelegt hatte …
„Er hat sich nicht einmal getraut, abzusteigen.“ Ein Funkeln trat in Merediths Augen. „Durch Sadies Grollen und mein Gewehr haben wir ihm ein wahres Archerwillkommen bereitet.“
Travis grinste. Ihretwegen hatte er das Tor und die Schilder entfernt – und jetzt empfing sie ihren Besuch mit vorgehaltener Waffe.
Sadie bellte und jetzt erst bemerkte Travis, dass der Hund hinter Meredith stand. Er bückte sich und kraulte das treue Tier hinter den Ohren. „Hört sich so an, als hätten meine Mädels alles unter Kontrolle.“
Als er sich wieder aufrichtete, sah er, dass Meredith den Wald musterte. „Glaubst du, die anderen haben die Schüsse gehört? Jim wird wissen wollen, was mit Cassie los ist. Wir müssen uns eine Strategie
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