Kann es wirklich Liebe sein
unterstützen. Sie taumelte ein wenig und ihr Humpeln wurde viel deutlicher als vorher. Travis sah stirnrunzelnd hinab auf ihr Bein, während sie stehen blieben.
„Hast du gesagt, dass du sie nach Hause gebracht hast? Du hast unser Land verlassen?“
„Sie hatte ein gebrochenes Bein. Was hätte ich denn tun sollen?“, verlangte Travis zu wissen. „Sie den Kojoten überlassen?“
„Natürlich nicht. Es ist nur …“ Crockett stand da und starrte seinen Bruder fassungslos an. Fast wirkte er komisch. „Ich hätte nie gedacht, dass du diese Grenze überschreitest.“
„Es war nur ein einziges Mal. Mach die Sache nicht größer, als sie wirklich war.“
Meredith nahm sich vor, diesen Ratschlag auch für sich selbst zu beherzigen, während Travis sie schließlich um Crockett herumführte. Die Tatsache, dass Travis ihre Begegnung vor seinen Brüdern geheim gehalten hatte, bedeutete nicht, dass zwischen ihnen beiden etwas Privates, Persönliches existierte. Wahrscheinlich hatte er nur nicht davon gesprochen, um seinen Brüdern keinen Grund zu geben, selbst den Familienbesitz zu verlassen und sich zu weit vom Haus zu entfernen. Es wäre kindisch, ihrer inneren Freude zu gestatten, sich zu schnell auszubreiten und ihren logischen Menschenverstand zu benebeln.
Zu schade nur, dass seine Hand auf ihrem Arm sich so wunderbar anfühlte und seine Gegenwart sie an all die heldenhaften Fantasien erinnerte, die sie als Mädchen gehabt hatte. Das machte den logischen Menschenverstand weit weniger attraktiv.
Hinter dem Haus wieherte ein Pferd und Meredith fiel Ginger wieder ein, die sie am Tor angebunden zurückgelassen hatte. Im Hinblick auf das, was Travis über die Kojoten gesagt hatte, wurde ihr klar, dass sie hier schon viel zu viel Zeit verbracht hatte.
Bevor er sie also zu der überdachten Veranda führen konnte, die das Häuschen umgab, machte Meredith sich von ihm frei und trat ein paar Schritte zurück. „Danke für die nette Gastfreundschaft, aber ich muss mich jetzt wirklich auf den Weg machen. Ich habe meine Stute am Tor gelassen und sie wird unruhig, wenn ich sie zu lange alleine lasse.“
Travis ’ Blick bohrte sich in den ihren. Verschwunden war das Mitgefühl, das sie als Kind erlebt hatte. Und auch die Dankbarkeit, die sie erwartet hatte, war nirgendwo zu sehen. Das Einzige, was in seinen grünbraunen Augen funkelte, war eiserne Entschlossenheit.
„Ich bringe dich nicht ins Haus, um dir unsere Gastfreundschaft anzubieten, Meredith.“ Travis überbrückte die Distanz zwischen ihnen mit einem langen Schritt. „Ich bringe dich ins Haus, damit du mir alles über deinen Verlobten und seine Pläne erzählst.“
„Aber …“ Meredith schaute von einem Bruder zum nächsten. Selbst der witzige Crockett wirkte nun unerbittlich. „Ich habe euch doch schon alles erzählt, was ich weiß.“
Wieder umringten die Archers sie und führten sie so in Richtung Haus. Bevor sie wusste, wie ihr geschah, war sie die Stufen hinauf und durch die Haustür gegangen.
Die Dinge entwickelten sich völlig anders, als Meredith sie geplant hatte. Der heldenhafte Travis ihrer Träume hätte sie niemals so behandelt.
„Es ist fast dunkel. Ich muss wirklich gehen. Es schickt sich für mich nicht, hierzubleiben.“ Ihr Aufbegehren stieß auf taube Ohren, als die vier sie in die Küche führten. Die Wärme des Herdes empfing sie zusammen mit dem Duft nach gebratenem Fleisch.
Travis zog einen Küchenstuhl heran und starrte sie an, bis sie sich setzte. Dann lehnte er sein Gewehr gegen die Wand und beugte sich zu ihr herab, eine Hand auf den Küchentisch gestützt, die andere auf ihrer Stuhllehne. „Es tut mir leid, Meredith, aber ich kann kein Risiko eingehen. Meine Brüder und mein Land zu beschützen steht für mich an erster Stelle. Immer.“ Aus seinen Worten sprach eine Ernsthaftigkeit und Besorgnis, der sie nichts entgegenzusetzen hatte. „Du bleibst hier und beantwortest meine Fragen, bis ich sicher sein kann, dass du mir alles gesagt hast.“
Merediths Gemüt erhitzte sich, doch sie hätte nicht sagen können, ob es daran lag, dass man sie zwang, hierzubleiben, oder daran, dass der Held ihrer Jugend sich so unritterlich benahm. „Also wird es ein Verhör.“
„Ein freundliches. Das verspreche ich.“ Er lächelte und für einen Moment verließ die Härte sein Gesicht und seine Freundlichkeit schimmerte durch. Doch zu schnell war der Augenblick auch wieder vorbei. „Wenn ich du wäre, würde ich mich nicht um
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