Kann es wirklich Liebe sein
Schicklichkeit kümmern. Ich vermute, dass niemand weiß, dass du hier bist, also wird dein guter Ruf wohl kaum in Gefahr sein.“
„Meine Cousine weiß es.“ Es war eine schwache Drohung, selbst in ihren eigenen Ohren, und sie war wahrscheinlich so überzeugend, als hätte sie ihm die Zunge herausgestreckt. Doch sie konnte seine Unverschämtheit nicht einfach so im Raum stehen lassen.
„Deine Cousine, was? Nun, ich bezweifle, dass ein Familienmitglied deinen Ruf riskieren würde.“
Schwere Schritte ertönten, als die anderen Brüder sich um sie herumscharten. Sie hatte keine Angst vor ihnen, aber auf so engem Raum von vier Männern umringt zu sein, förderte auch nicht gerade ihr Selbstvertrauen. Travis musste ihr Unbehagen gespürt haben, denn er setzte sich und berührte sanft ihre Schulter.
„Du hast nichts von uns zu befürchten, Meredith. Ich verspreche es.“ Ihre Blicke trafen sich und irgendetwas ging zwischen ihnen vor. Eine Erinnerung an die gemeinsame Erfahrung ihrer Jugend? Sie war sich nicht sicher, aber nichtsdestoweniger wusste sie, dass sie ihm vertrauen konnte.
Sie setzte sich ein wenig aufrechter hin und reckte ihr Kinn vor. „Was ist mit meinem Pferd?“
Travis lächelte und wandte sich an den jüngsten Archer. „Hol das Pferd der Lady, Neill.“
Der Junge stand neben dem Herd und hielt sich gerade einen Löffel Bohnen vor den Mund. Unbeirrt schob er sich erst den Löffel in den Mund und steckte ihn dann zurück in den Kochtopf. Meredith zuckte zusammen.
„Ich will nicht das ganze Gespräch verpassen, Trav. Das Pferd läuft schon nicht weg.“
„Wenn du dich beeilst, bist du wieder da, bevor wir hier alles verputzt haben.“
„Ihr würdet …? Nein, das dürft ihr nicht!“ Neill sah ihn finster an, dann warf er einen ängstlichen Blick in Richtung des Herdes. Meredith senkte den Kopf, um ihr Lächeln zu verbergen. Faszinierend, wie viel Macht Essen über die Entscheidung eines jungen Mannes hatte.
Travis zuckte mit den Schultern. „Wir haben einen Gast, was bedeutet, dass für jeden weniger da ist. Vielleicht bleiben für dich nur Reste, wenn du trödelst.“
Neill knurrte wie ein in die Enge getriebenes Tier. Nachdem er Travis noch einen letzten finsteren Blick zugeworfen hatte, schnappte er sich sein Gewehr und stürmte aus dem Haus. Travis schüttelte den Kopf und lächelte dem Jungen nach, doch als er sich Meredith zuwandte, war er wieder ernst.
Wie auf ein geheimes Zeichen hin ließen sich die anderen beiden Brüder an der gegenüberliegenden Seite des Tisches nieder und starrten sie wortlos an.
* * *
„Was haben die Männer für ein Ziel?“ Travis stählte sich innerlich gegen die Gefühle, die ihn überkamen, als er Meredith vor sich sitzen sah. Am liebsten hätte er sie beschützt und den Arm um ihre Schultern gelegt. Er hasste es, so barsch zu sein, aber es war unumgänglich, dass er alles über seine Angreifer in Erfahrung brachte. Und das möglichst schnell. Vielleicht wusste Meredith mehr, als ihr bewusst war, kannte Details, die ihr vorhin entfallen waren. Jetzt war nicht die Zeit, sie mit Samthandschuhen anzufassen.
„Meredith?“
Sie sah an ihm vorbei in Richtung Flur und für einen kurzen Moment dachte er, sie würde versuchen wegzulaufen. Doch dann fiel ihm ihre Besonnenheit von vor zwölf Jahren wieder ein und er entspannte sich. Sie faltete die Hände wie zum Gebet in ihrem Schoß und hielt den Blick auf die Brüder gerichtet, während sie antwortete.
„Die Scheune.“
Das ergab Sinn. Sie hatten schon fast alles eingelagert, was sie für den Winter brauchten. Der Heuboden und die Fässer mit den Körnern waren voll, und da in den letzten Nächten die Temperaturen immer weiter gefallen waren, hatten sie auch schon einen Großteil ihrer Tiere in der Scheune untergebracht. Die Scheune samt Inhalt zu verlieren, das würde ihn und seine Brüder im Winter das Leben kosten. Aber selbst durch diese Aussicht würde er sich nicht zu einem Verkauf überreden lassen. Nichts könnte ihn dazu bringen, sein Land im Stich zu lassen.
„Wie viele Männer kommen hierher?“, fragte Crockett.
„Ich weiß es nicht.“
Travis versuchte, die Sache anders anzugehen. „Wie viele Männer arbeiten für deinen Verlobten?“
Merediths Kopf fuhr zu ihm herum und ihre Augen schienen Funken zu sprühen. „Er ist nicht mein Verlobter – er war es nie. Und ich würde es sehr begrüßen, wenn du aufhören würdest, ihn so zu nennen.“
Travis hob entschuldigend die
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