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Kann es wirklich Liebe sein

Kann es wirklich Liebe sein

Titel: Kann es wirklich Liebe sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Witemeyer
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Knochen. „Reite voran.“
    Sie ritten in einer Reihe durch die Bäume hindurch und hielten sich an die festgetrampelten Pfade, die das geringste Risiko für die Pferde bedeuteten. Niemand redete mehr. Sie alle waren zu erschöpft und entmutigt, um jetzt noch mehr zu schaffen, als sich aufrecht im Sattel zu halten. Doch als sie die Anhöhe hinaufritten, hinter der sich ihr Haus befand, brach Neill das Schweigen.
    „Es war eine gute Idee, den Warnschuss abzugeben, Trav. Sonst hätten wir die Typen überhaupt nicht bemerkt.“
    „Das war ich nicht.“ Travis lenkte sein Pferd mit auf den Boden gerichtetem Blick um einen großen Felsen herum. „Ich habe das Mündungsfeuer vom Haus her gesehen. Ich vermute, dass Meredith den Schuss abgegeben hat.“
    „Meredith?“ Neills Stimme klang ungläubig. „Hast du ihr nicht gesagt, dass sie im Haus bleiben soll? Was hat sie da draußen gemacht und wo hat sie überhaupt die Waffe her? Du glaubst doch nicht, dass sie denen geholfen hat, oder?“
    „Natürlich hat sie ihnen nicht geholfen“, schnappte Travis. „Wenn sie das getan hätte, hätte sie uns wohl kaum gewarnt.“ Travis verkniff sich die Worte, die ihm sonst noch auf der Zunge lagen, schockiert über seine vehemente Reaktion. Neill kannte Meredith nicht. Nicht so wie er selbst. Doch sie hatte sich von irgendwoher eine Waffe besorgt. Ihre Loyalität anzuzweifeln war logisch – logischer, als ihr blindlings zu vertrauen und ihren Charakter aufgrund zweier kurzer Begegnungen einschätzen zu wollen.
    Travis verzog das Gesicht. War er wirklich so leicht zu beeindrucken, dass er sich von zwei strahlenden blauen Augen und einem hübschen Lächeln gefangen nehmen ließ? Er sollte seine Gefühle besser wieder in den Griff bekommen, bevor er noch etwas Dummes tat.
    „Sie hat vielleicht eine von Pas alten Flinten gefunden“, gab Crockett zu bedenken. „Der Schrank in der Abstellkammer ist nicht abge –“
    „Sei still!“ Jims angespannte Stimme ließ Travis herumfahren. „Ich rieche Rauch.“
    Rauch? Travis sog die Luft ein und Schrecken machte sich in ihm breit. Jetzt konnte er es auch riechen.
    Hatte ein Funken einer der heruntergefallenen Fackeln einen Nährboden gefunden? Er hatte kein Anzeichen für Feuer gesehen, als er mit seinen Brüdern die Verfolgung aufgenommen hatte. Hatte er sein Heim schutzlos zurückgelassen?
    Hatte er Meredith schutzlos zurückgelassen?
    Er schnalzte mit der Zunge, stieß seinem Pferd die Fersen in die Flanken und galoppierte in Richtung ihres Hauses.

Kapitel 7
    Als die Bäume dünner wurden, nahm der Gestank von Rauch immer mehr zu und ein beängstigender orangefarbener Schimmer erhellte die Nacht durch die Pinien hindurch. Travis verstärkte seinen Griff um die Zügel und presste sich an den Hals seines Pferdes, um es zu einem halsbrecherischen Tempo anzutreiben. So nah am Haus kannten Travis und sein Pferd jeden Zentimeter und Bexar gehorchte ihm, ohne zu zögern.
    Die Scheune kam in Sichtweite und Travis knirschte mit den Zähnen. Das Gebäude glühte von innen heraus wie eine Laterne und von Zeit zu Zeit leckte eine Flamme aus der noch verschlossenen Heubodentür, wie um ihn zu verspotten.
    Wie hatte er so dumm sein können? Er hatte nicht einmal darüber nachgedacht, das Innere der Scheune zu untersuchen, bevor er sich an die Verfolgung gemacht hatte. Er hatte einfach gedacht, er hätte die Männer rechtzeitig unterbrochen. Sein Hunger nach Gerechtigkeit hatte seinen Verstand ausgeschaltet.
    Travis lenkte sein Pferd zur Koppel hin und stieg nahe der Tränke ab. Eine Reihe leerer Eimer, Waschwannen und anderer Gefäße, in deren Oberfläche sich der Feuerschein spiegelte, empfing ihn dort.
    Sie war doch wohl nicht …
    Travis erklomm den Zaun. „Meredith!“
    Sadie schoss aus der Scheune auf ihn zu und umkreiste ihn bellend. Fast hätte sie ihn umgeworfen. Ein letztes Mal bellte sie, dann schoss sie zurück in die Scheune. Travis rannte hinter ihr her.
    Dicker Qualm waberte um die Dachbalken und der stechende Geruch von brennendem Holz umgab ihn. Er blinzelte durch den Rauch hindurch und suchte den Boden nach Meredith ab. Als er sie an der Westwand erblickte, wie sie mit einer Decke auf die züngelnden Flammen einschlug, übermannte ihn fast die Erleichterung und seine Knie drohten nachzugeben. Dann überkam ihn ein Zorn, der ihn wieder stärkte, und er stapfte auf Meredith zu, deren dunkelgrünes Kleid mittlerweile von Asche grau war.
    „Was glaubst du, was du hier tust?“

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