Kann es wirklich Liebe sein
führte.
Kerosin!
Meredith rannte von der Veranda herunter und riss die Flinte hoch. Der Doppellauf zeigte in die Luft und sie stählte sich selbst gegen das, was gleich geschehen würde. Dann zog sie den Abzug. Der Schuss zerriss die Stille und hallte lange nach.
Das sollten selbst die Archers auf ihren Posten gehört haben.
Meredith ließ die Waffe wieder sinken und beobachtete zufrieden, wie die Schatten sich hektisch von der Scheune entfernten. Dann zerriss ein weiterer Schuss die Luft. Meredith schrie auf, als die Kugel den Staub kaum einen Meter von ihr entfernt aufwirbelte. Sie rannte zurück in die Dunkelheit der Veranda und ließ sich hinter dem Schaukelstuhl fallen, in dem sie vor wenigen Minuten noch friedlich geschlummert hatte. Sadie folgte ihr, als wolle sie sie beschützen.
„Braves Mädchen.“ Meredith umfasste den Hals der Hündin und zog sie zu sich hinter den Stuhl.
Da sie ihr Vorhaben nicht länger verheimlichen mussten, rannten Roys Männer nun laut rufend und sehr geschäftig um die Scheune herum, bis einer von ihnen ein Streichholz anzündete.
Dieser kleine Funken entzündete ein Leuchtfeuer der Angst in Merediths Brust. Denn er blieb nicht lange so klein. Er entfachte eine Fackel. Dann noch eine. Und eine dritte.
Sadie bellte trotz Merediths Versuchen, sie zu beruhigen. Das Maultier auf der Koppel schrie laut und trat gegen den Zaun, dass man es bis zum Haus hin knallen hörte. Meredith schloss ihre Augen und betete, bis das Geräusch von herangaloppierenden Hufen sie aufhorchen ließ.
Travis!
Zwei Reiter sprengten mit angelegten Gewehren aus dem Wald nahe dem Scheunentor. Schüsse zerrissen die Nacht und Rufe erfüllten die Luft. War einer der Reiter Travis? Und wo waren die anderen Brüder? Hielten sie sich im Schatten der Bäume auf? Wie viele von Roys Männern waren überhaupt hier? Meredith spähte zwischen den gedrechselten Holzstäben der Rückenlehne hindurch. Ihr Griff um Sadie hatte sich unbewusst so verstärkt, dass die Hündin sich schließlich frei machte. Wenn sie doch nur sehen könnte, was vor sich ging!
Bald kamen auch die anderen beiden Brüder hinzu und die Fackeln der Eindringlinge landeten im Staub, da Roys Männer sich nun mit Waffen verteidigen mussten. Für ein paar Minuten wagte Meredith zu hoffen, dass der Scheune nichts passieren würde, doch als Roys Männer auf ihre Pferde sprangen und Travis sie mit seinen Brüdern verfolgte, trug der Wind einen verbrannten Geruch zu ihr herüber. Einen Geruch, der viel stärker war, als es ein paar Fackeln im Staub hätten verursachen können.
Meredith kam hinter dem Stuhl hervor und ging vorsichtig die Verandastufen hinab. Da der eine Lauf der Waffe noch geladen war, legte sie das Gewehr an und schlich sich leise über den Hof. Sie ließ ihren Blick schweifen und hielt nach verdächtigen Schatten Ausschau. Gerade, als Meredith sich sicher war, dass keine Gefahr mehr drohte, schoss Sadie an ihr vorbei durch den Zaun hindurch und begann, das Scheunentor anzubellen.
Meredith verstärkte den Griff um die Flinte, biss sich auf die Unterlippe und folgte dem Hund langsam. „Ist jemand hier?“, rief sie laut.
Die einzige Antwort kam von Samson, dem Esel, der immer noch einen Riesenaufstand auf der Koppel machte. Auch die Kuh war nervös, lief hin und her und muhte von Zeit zu Zeit. Als Meredith ihre Ohren anstrengte, um ein Zeichen menschlicher Anwesenheit zu vernehmen, hörte sie ein anderes Geräusch – ein gedämpftes Knistern innerhalb der Scheune.
Schnell rannte Meredith auf die Scheune zu, kletterte zwischen den Planken des Zaunes hindurch und lief zu Sadie. Hitze schlug ihr entgegen, als sie vor dem Scheunentor stand.
Gierige Flammen leckten an den Innenseiten der Wände entlang.
Die Mistkerle hatten das Innere der Scheune in Brand gesetzt! Wut schoss glühend durch Merediths Adern, während sie ihren Rock zusammenraffte und zu der Reihe mit Wasser gefüllten Eimern lief. Travis und seine Brüder konnten nicht wissen, dass Roys Männer ihre Scheune angesteckt hatten, als sie die Verfolgung aufgenommen hatten. Also würden sie sich mit ihrer Rückkehr nicht beeilen. Es hatte für sie Priorität, die Angreifer zu erwischen. Das bedeutete, dass Meredith den Brand alleine bekämpfen musste.
Für den Fall, dass Travis noch nicht allzu weit weg war, um einen Warnschuss zu hören und seine Bedeutung zu verstehen, feuerte Meredith die letzte Kugel im Lauf ab und ließ die Waffe dann fallen. Schnell schnappte sie
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