Kann es wirklich Liebe sein
öffnete er den Mund, brachte jedoch keinen Ton hervor, als könne er ihre Dreistigkeit nicht glauben.
„Sie haben immer die gruseligsten Kriegsgeschichten erzählt, wenn ich mit meiner Mutter in Ihren Laden gekommen bin“, fuhr Meredith mit ungebrochenem Lächeln fort und bedachte auch Crockett, Jim und Neill mit einem freundlichen Gesicht. „Obwohl ich davon immer Alpträume bekommen habe, musste ich Ihnen zuhören. Sie haben wirklich eine außergewöhnliche Begabung zum Geschichtenerzählen.“
Sie streckte ihm das Tablett entgegen, als sie bei ihm angekommen war. „Zimtplätzchen? Sie kommen frisch aus dem Ofen.“
Er bewegte sich nicht, sondern starrte sie nur an, als wäre sie eine Kuriosität, die er nicht begreifen konnte.
Meredith hielt ihm weiter das Tablett hin, als hätte sie nichts Besseres zu tun, als einen alten, griesgrämigen Mann mit Süßigkeiten zu versorgen. „Wissen Sie, als ich noch ein Kind war, hätte Hiram Ellis mich fast davon überzeugt, dass Travis Ihnen die beiden Finger abgeschossen hat, weil sie sein Land betreten wollten. Ich bin froh, dass ich diesen Unsinn nicht geglaubt habe. Sie sind anscheinend schon seit längerem befreundet mit meinem Ehemann.“ Sie betonte das Wort Ehemann besonders deutlich. Bei diesem Spiel würde sie nicht zurückstecken. „Warum kommen Sie nicht ins Haus? Sie können mir noch mehr Ihrer Geschichten erzählen, während Travis und die anderen, jüngeren Männer den Wagen entladen.“
Mr Winston sah Travis anschuldigend an. „Meint sie das ernst?“
Travis nickte und ein Grinsen trat auf sein Gesicht. Er zwinkerte Meredith sogar zu, bevor er abstieg. „Ja, sie meint es ernst.“
„Sie weiß aber, dass es unhöflich ist, Gäste zu kränken?“ Der alte Halunke schickte ihr einen gemeinen Blick, bevor er sich wieder Travis zuwandte. Anscheinend hoffte er, sie so aus der Unterhaltung auszusperren.
Er wusste ja nicht, dass Meredith Hayes Archer niemals vor einer Auseinandersetzung zurückschreckte – ausgesprochen oder nicht. „Oh, sie würde niemals einen Gast kränken, Mr Winston“, antwortete Meredith, bevor Travis um den Wagen herumgegangen war. Sie trat an seine Seite. „Wie jede gute Gastgeberin ist sie empfindsam für die Vorlieben ihrer Gäste und spricht sie auf die gleiche Art und Weise an, wie sie von ihnen angesprochen wird. Etwas anderes könnte ihnen missfallen und das würde sie auf keinen Fall wollen.“
Jemand versuchte wenig erfolgreich, ein Lachen zu unterdrücken. Vielleicht Crockett. Doch Meredith traute sich nicht, ihre Augen von Mr Winston zu nehmen, um ihre Vermutung zu bestätigen.
Der Mann grunzte, dann schnappte er sich drei Zimtplätzchen und schob sie sich alle gleichzeitig in den Mund. Krümel rieselten in seinen Bart, doch er sagte nichts, während er kaute. Das war mehr, als sie von diesem unhöflichen Kerl erwartet hatte. Abgesehen davon, jetzt hätte er ihr auch auf die Schuhe spucken können und es hätte ihr nichts mehr ausgemacht. Sie hatte ihn übertroffen!
Ihr Lächeln wurde breiter, während sie beobachtete, wie er kaute. Sie erkannte einen Besiegten, wenn sie ihn sah. Er konnte nun nichts mehr sagen. Konnte nicht einmal mehr ihrem Blick standhalten.
Dann hielt er plötzlich inne und seine Augen richteten sich auf etwas hinter ihr. Er schluckte. Langsam. „Also, Travis“, sagte er mit zufriedener Stimme. „Hast du diese Harpyie geheiratet, bevor oder nachdem sie deine Scheune abgefackelt hat?“ Er warf sich den Rest der Plätzchen in den Mund und kaute mit einem siegessicheren Grinsen.
* * *
„Danach.“ Travis konnte einfach nicht widerstehen – er hatte zu viel Spaß an diesem Kräftemessen.
Meredith atmete scharf ein.
„Ich habe deine Scheune nicht angezündet und das weißt du!“ Sie drückte ihm das Tablett so plötzlich gegen den Bauch, dass er es fast fallen gelassen hätte. Dann wären all diese kleinen Köstlichkeiten in den Schmutz gefallen und das wäre eine Schande gewesen. Jim konnte vielleicht Eintopf kochen, aber backen hatte er nicht gelernt. Merediths Gebäcke waren traumhaft.
Als Travis das Tablett unter Kontrolle hatte, blickte er in die funkensprühenden blauen Augen seiner Frau. „Und ich bin keine Harpyie!“
Mit diesem Ausruf stapfte sie zurück zum Haus, wobei sie Crockett vorwurfsvoll anstieß, als er lachen musste. Er schaffte es, sich so lange zu beherrschen, bis Meredith die Haustür hinter sich geschlossen hatte, dann fing er schallend an zu lachen. Neill
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