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Kann es wirklich Liebe sein

Kann es wirklich Liebe sein

Titel: Kann es wirklich Liebe sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Witemeyer
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einer Klammer befestigte.
    Gestern erst hatte Crockett eine gute Andacht über das Gleichnis des guten Samariters gehalten. Er hatte sie die ganze Zeit über mit seinen grünen Augen angeschaut, bis in ihr die Frage entstanden war, ob er sie als die Samariterin betrachtete, die ihm und seinen Brüdern Gutes brachte. Immerhin hatte sie sie vor Mitchell gewarnt. Oder war sie in seinen Augen eher der Bittsteller, der halb tot am Wegesrand lag? Wie auch immer, Jesus hatte seinen Jüngern das Gleichnis erzählt, um ihnen klarzumachen, dass sie ihre Nächsten lieben sollten. Wie genau wollten Travis und seine Brüder das anstellen, wenn sie sich vom Rest der Welt abschotteten?
    Dieses Schild musste verschwinden.
    „Meredith?“, rief Travis ihr entgegen, während er mit langen Schritten zu der Leine kam, die zwischen den Bäumen und dem Stall gespannt worden war. „Du musst sofort ins Haus gehen.“
    „Ich muss das hier nur noch schnell fertig machen. In ein paar Minuten –“
    „Sofort, Meredith! Mach, was ich sage!“ Die Härte in seiner Stimme überraschte sie und seine zusammengebissenen Zähne zeigten, dass er keinen Widerspruch dulden würde.
    Sie hatte zwar gelobt, ihrem Ehemann zu gehorchen, doch sie würde sich nicht grundlos von ihm herumkommandieren lassen.
    Meredith hob ihr Kinn. „Warum soll ich ins Haus, Travis?“
    „Weil“, knirschte er, „es gefährlich werden könnte und ich will, dass du sicher bist.“
    „Was könnte gefährlich werden?“
    Travis riss sich den Hut vom Kopf und wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn. „Verdammt, Meri. Tust du bitte, was ich dir gesagt habe?“ Ungehalten drückte er sich den Hut wieder zurück auf den Kopf und nahm sie dann beim Arm. „Ich weiß nicht, ob oder wie gefährlich es werden wird. Alles, was ich weiß, ist, dass Mitchell wieder Männer schicken wird, um mich zu einem Verkauf zu bewegen.“
    „Oder mein Onkel kommt auf einen Besuch vorbei.“ Meredith wehrte sich nicht dagegen, dass er sie in Richtung Haus führte. Sein Griff an ihrem Arm war zwar bestimmt, aber doch sanft. Doch sie wollte ihm klarmachen, dass sie von seinen Methoden nichts hielt.
    Als sie die Veranda erreichten, ließ er sie los. „Ich weiß, dass du noch nicht lange hier bist, Meredith, aber du bist jetzt eine Archer und du musst lernen, wie wir Archers die Dinge regeln. Wir erwarten immer das Schlimmste. Das hält uns am Leben. Und wenn dir jemand eine Anweisung gibt, stellst du sie nicht infrage, sondern befolgst sie. Lange Erklärungen rauben uns Zeit, die wir besser für unsere Verteidigung nutzen sollten. Dadurch werden wir verletzlich. Vertrau mir einfach, denn ich weiß, was gut für dich ist, Meri. Es dient nur deinem eigenen Schutz.“
    Sie starrte ihn böse an, damit ihm klar wurde, dass sie mit dem Ganzen alles andere als einverstanden war, nickte schließlich aber pflichtbewusst. „Na gut.“
    Travis tätschelte ihren Oberarm, als wolle er seine Zufriedenheit über ihr Verständnis ausdrücken, doch sein harter Gesichtsausdruck veränderte sich nicht. Ein Lächeln wäre ihr lieber gewesen. Aber sie würde mit diesem brüderlichen Klaps leben müssen, denn Travis war schon auf dem Weg zum Pferch, in dem sein Pferd gesattelt auf ihn wartete.
    „Eines Tages wirst du lernen müssen, dass nicht die ganze Welt da draußen böse ist“, sagte sie leise, unsicher, ob er sie noch hörte oder nicht – oder ob er sie überhaupt hören wollte. „Mit deinem Zaun sperrst du mehr Freunde als Feinde aus, Travis.“ Diese letzte Erkenntnis flüsterte sie nur noch.
    Sie würde Travis’ Anweisungen befolgen und ihm vertrauen, dass er sie beschützte, doch sie würde genauso den Gedanken folgen, die Gott ihr ins Herz gegeben hatte. Die Archers mochten Experten sein, wenn es darum ging, sich zu verteidigen, aber mit Gastfreundschaft hatten sie nichts am Hut.
    Meredith marschierte durch das Badezimmer in die Küche. Nachdem sie das Feuer im Ofen geschürt hatte, nahm sie eine Schüssel und maß drei große Portionen Mehl ab. Dann warf sie eine Prise Salz zu dem Mehl und rührte genug Schmalz und Wasser unter, um einen Teig herzustellen. Mit dem Nudelholz breitete sie anschließend den Teig aus, doch anstatt ihn dann in eine Kuchenform zu drücken, zerschnitt sie ihn und bestreute ihn mit den Resten der Zimt- und Zuckermischung, die sie noch von ihrer Hochzeit übrig hatte. Während die Plätzchen im Ofen buken, räumte sie die Küche auf und ging dann in ihr Zimmer,

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