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Kann ich den umtauschen?

Titel: Kann ich den umtauschen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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belehrt. Gar nichts hatte er getan.
    Amy war es gewesen, die sich die Mühe gemacht hatte, immer wieder ein neues Modell zu finden, und jetzt, da sie weg war, wollte sie noch eben sicherstellen, dass Alice das auch wusste.
    Und dann fiel Alice noch etwas ein.
    Sie war Amy einige Male persönlich begegnet und hatte über Jahre jeden Monat mehrmals mit ihr telefoniert. Und hatte dabei den Eindruck gewonnen, dass Amy eine richtig nette, sympathische junge Frau war. Eine sympathische Frau, die eigentlich nicht der Typ war, einer anderen absichtlich wehzutun.
    Weshalb sich natürlich eine weitere Frage aufdrängte:
    Was in aller Welt hatte Nathan ihr angetan, dass sie so aufgebracht war und zu solchen Maßnahmen griff?
    Sie bezweifelte, dass der Auftrag, Weihnachtsgeschenke für Alice zu besorgen, sie dermaßen aus der Fassung hatte bringen können.
    Da musste mehr dahinterstecken. Oder?
    Außerdem sah er sie irgendwie komisch an.
    In seinem Blick lag etwas, das sie noch nie dort gesehen hatte.
    Ein Anflug von schlechtem Gewissen.
    Und noch etwas. Es flackerte nur kurz auf, aber sie hatte es ganz deutlich gesehen, etwas, das so gar nicht zu seinem üblichen Mienenspiel passte.
    Angst.
    Sie hatte ihn noch nie ängstlich gesehen.
    Und auch Nathan Masters sah etwas bisher nie Dagewesenes in Alices Gesicht. Er war sonst ja eher daran gewöhnt, mit bewundernden Blicken bedacht zu werden, und fand es daher einigermaßen verstörend, sich plötzlich mit Zweifel konfrontiert zu sehen.
    Er fasste einen Entschluss.
    Â»Gut, ich muss dir noch etwas sagen, aber bitte versteh das jetzt nicht falsch.«
    Alice seufzte.
    Die Erfahrung lehrte sie, dass immer dann, wenn jemand seinen Satz auf diese Weise einleitete, eine Fortsetzung folgte, die sie alles andere als erfreulich fand.
    Â»Amy hatte sich ziemlich heftig verliebt …«
    Â»In dich?«, unterbrach Alice ihn.
    Â»Ja, in mich.« Er verdrehte die Augen, wobei Alice nicht wusste, ob sich das auf die Enthüllung oder die Unterbrechung bezog. »Das war natürlich in höchstem Maße unangebracht, für mich extrem unangenehm, und es hatte negativen Einfluss sowohl auf ihre Leistungen, wie du selbst sehen kannst« – er machte eine Kopfbewegung in Richtung Wörterbuch –, »als auch auf ihr Urteilsvermögen. Mir war das natürlich aufgefallen, und weil sie ja schon so lange für mich gearbeitet hat, hatte ich ihr eine Stelle in unserem Büro in Deptford angeboten, die sie im neuen Jahr antreten sollte. Leider war das offenbar überhaupt nicht in ihrem Sinne, und dann wurde unser Gespräch etwas, sagen wir: hitzig, und letztendlich musste ich dann doch das tun, was ich die ganze Zeit vermeiden wollte, nämlich sie zu entlassen.«
    Â»Und wann war das?«
    Â»Gestern hat sie ihre Sachen gepackt.«
    Â»Und darum kamst du gestern so spät?«
    Â»Jein. Bitte, Alice«, fügte er hinzu, als sie die Stirn runzelte. »Amy hatte sich ganz offensichtlich vorgenommen, mir das Weihnachtsfest zu verderben, wahrscheinlich, um es mir heimzuzahlen, aber ich will nicht, dass wir das zulassen. Es besteht wirklich kein Grund zur Sorge. Zerbrich dir nicht den Kopf. Und denk an unsere Abmachung …«
    Â»Wenn du zu Hause bist, möchtest du dich entspannen und nicht übers Geschäft reden«, leierte Alice prompt herunter. »Aber das hier ist etwas anderes …«
    Â»Nein, ist es nicht, Alice. Es ist auch nichts weiter als ein geschäftliches Problem, aber leider dringt es jetzt in meine Privatsphäre ein. Mit geschäftlichen Problemen befasse ich mich im Büro, nicht hier und schon gar nicht an Weihnachten.« Er schnappte sich das Wörterbuch. »Und weißt du, wie wichtig ich das finde? So wichtig!« Und damit warf er das Buch so unvermittelt ins Kaminfeuer, dass Alice richtig erschrak. Es ging sofort in Flammen auf.
    Â»Und jetzt zurück zu dem, was wirklich wichtig ist: du und ich und unser gemeinsamer Tag. Okay?«
    Alices kaum merkliches Nicken wirkte wohl etwas traurig, denn er nahm ihr Gesicht in die Hände.
    Â»Es gibt nichts, worüber du dir Sorgen machen müsstest, Alice«, versicherte er ihr ernst. »Vertrau mir. Okay?«
    Â»Okay«, flüsterte sie.
    Â»Okay?«, fragte er noch einmal. Offenbar war er mit ihrer halbherzigen Antwort nicht recht zufrieden.
    Sie nickte wieder, dieses Mal mit etwas mehr Nachdruck, und er

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