Kann ich dir jemals widerstehen?
erste Mann zu sein,
mit dem sie diese Freuden erlebte. Andererseits kam er sich wie ein
elender Opportunist vor, der ihre Unerfahrenheit ausgenutzt hatte.
Sein
erster Eindruck von ihr vor zwölf Jahren hatte sich völlig
bestätigt. Sie war eine Frau, die nicht leichtfertig mit
jemandem schlief, eine Frau, die eine feste Bindung suchte. Und er
wollte sich nicht binden.
"Und
warum ist mir das letzte Nacht nicht eingefallen? Warum habe ich mich
nur von meiner Lust leiten lassen?" sagte er laut, plötzlich
ernüchtert.
Verdammt,
was hatte er getan? Wo hatte er sich da hineinmanövriert?
Denn
ob mit oder ohne Vertrag, er würde seiner Wege gehen, und sie
ihrer, so viel stand für ihn fest. Er trat unter den heißen
Wasserstrahl und senkte den Kopf. Hoffentlich würde sie nicht
gekränkt sein. Ihr wehzutun war nie seine Absicht gewesen.
Er
fluchte laut über sich selbst.
Aber
es war nun einmal nicht zu ändern. Er wurde ganz nervös bei
der Vorstellung, für alle Zeit an eine einzige Frau gebunden zu
sein. Das lag ihm nicht. Keinem in seiner Familie war das jemals
gelungen. Sein Großvater war zwar mit seiner Frau fünfzig
Jahre verheiratet gewesen, doch er hatte nebenbei diverse Geliebte
gehabt. Sein Vater hatte seinen vier – oder waren es
mittlerweile fünf? – Ehefrauen ebenfalls nicht treu sein
können. Immerhin hatte er sich jedes Mal erst scheiden lassen,
wenn ein neues Objekt der Begierde aufkreuzte. Oder die Frauen hatten
ihn verlassen. Webster wusste es nicht mehr so genau. Und seine
Mutter hatte natürlich auch einige Ehemänner vorzuweisen,
ob nun aus Spaß an der Freude oder um seinem Vater Konkurrenz
zu machen. Vielleicht spielten beide Motive mit hinein.
Nein,
es war den Tylers schlicht nicht gegeben, treu zu sein und ein Leben
lang mit einem einzigen Partner auszukommen.
Er
hörte, wie die Hüttentür aufging und wieder
geschlossen wurde.
Er
rieb den Wasserdampf von dem kleinen Spiegel und betrachtete sich.
Gerade noch war er glücklich gewesen, jetzt fühlte er sich
deprimiert. Du musstest sie ja unbedingt verführen, du Held,
nicht? dachte er reuevoll.
Tief
einatmend wickelte er sich das Handtuch um die Hüften und griff
nach seinem Rasierzeug. Tonya würde sich fragen, ob er sie hatte
kommen hören. Bestimmt war sie gespannt auf sein Verhalten an
diesem Morgen und würde wissen wollen, wie er über sie
beide nun dachte.
Genau
das war das Problem. Es konnte keine feste Beziehung geben. Und ihm
war beinahe schlecht vor Angst, denn er wusste absolut nicht, was er
zu ihr sagen sollte.
Tonya
hörte das Wasser im Bad laufen und atmete erleichtert auf.
Zumindest bedeutete es einen vorläufigen Aufschub. Sie konnte
die Situation nicht auf die leichte Schulter nehmen. In ihrem Leben
hatte sie nicht oft einen Morgen danach erlebt, und mit Sicherheit
keine Nacht wie diese.
Ihre
Wangen schienen zu glühen, und Hitze breitete sich rasch bis in
ihre Fingerspitzen und Zehen aus.
Sie
hatte mit Webster Tyler geschlafen und sich gefühlt, als wäre
es Liebe. Aber natürlich war es das nicht. Er war ein erfahrener
Liebhaber, das war alles. Er wusste mit Frauen umzugehen.
Eine
neue Hitzewelle durchströmte sie, als sie an seine zärtlichen
Lippen dachte und daran, was er alles mit ihr angestellt hatte.
Es
war nicht ihre Art, im Bett laut zu werden. Aber sie hatte ja auch
noch nie zuvor mit Webster geschlafen. Er hatte gesagt, es sei
wunderschön. Er hatte gesagt, dass sie schön war.
Doch jetzt, im hellen, kühlen Tageslicht kam sie sich kindisch
vor.
Kindisch,
weil sie sich vor zwölf Jahren in ihn verliebt hatte. Kindisch,
weil sie die ganze Zeit nicht darüber hinweggekommen war.
Kindisch, weil sie sich in der vergangenen Nacht hingegeben hatte,
auf einen bloßen begehrlichen Blick seiner funkelnden braunen
Augen hin.
Noch
kindischer wäre es, wenn sie sich noch einmal in ihn verliebte.
Doch das wird nicht passieren, sagte sie sich und verspürte
dabei einen leisen Stich in der Brust.
Seufzend
trat sie an den Ausguss, um sich die Hände zu waschen. In dem
Moment, als Webster die Tür des Badezimmers öffnete,
klingelte das Telefon.
Erschrocken,
weil es so lange keinen Laut von sich gegeben hatte, fuhr Tonya
zusammen. Oder lag es an Websters Anblick, an der Erinnerung an die
Nacht?
"Hier
bei Charlie Erickson."
"Hallo,
mein Mädchen."
Charlies
raue Stimme klang viel lebhafter als beim letzten Mal. Offenbar hatte
er sich wieder erholt.
"Charlie!"
Erfreut, ihn bei guter Gesundheit zu wissen,
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