Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kantaki 01 - Diamant

Kantaki 01 - Diamant

Titel: Kantaki 01 - Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
Vom Netzwerk:
Sie mir den Weg in die lineare Zeit zurück zeigen?«
    »Oh …« Die dunkle Gestalt wandte sich von den spielenden Kindern ab und lächelte. »Wärst du dann bereit, meine Hand zu nehmen?« Sie hob ihre schwarze Hand. »Wärst du bereit, zu mir zurückzukehren?«
    » Können Sie mir den Weg zeigen?«
    Der Schatten winkte, und erneut änderte sich die Umgebung. Sie standen auf einer Plattform, die im All schwebte, irgendwo im intergalaktischen Leerraum. Es befanden sich keine Sterne in der Nähe; zu sehen waren nur ferne Galaxien.
    Der Schatten zeichnete sich vage vor dem schwarzen Hintergrund ab, doch Valdorians Gesicht war deutlich zu erkennen. Seine Lippen formten erneut ein überhebliches Lächeln, als er beide Hände hob und sie so wölbte, als wollte er Wasser mit ihnen schöpfen. Aber sie enthielten keine Flüssigkeit, sondern ein zitterndes, glühendes Band.
    »Ein Faden?«, hauchte Lidia.
    »Ja«, bestätigte Valdorian. »Und der richtige. Der Faden, der dich wieder in die lineare Zeit bringen kann. Ich gebe ihn dir, wenn du mir versprichst, dass du zu mir zurückkehrst.«
    »Wollen Sie mir nur helfen, wenn ich auf Ihre Wünsche eingehe? Andernfalls lassen Sie mich hier, in der Leere?«
    Valdorians Stimme bekam einen fast flehentlichen Klang. »Ich bitte dich, Lidia. Lass mich nicht allein. Das kannst du mir nicht antun.« Die Arroganz kehrte zurück. »Wenn du dich weigerst, musst du alle Konsequenzen akzeptieren. Wenn du dich weigerst, trägst du die Schuld.«
    »Die Schuld woran?«
    »An allem.«
    »Hör nicht auf ihn«, ertönte eine andere Stimme, die eines Kindes.
    Lidia drehte sich um und sah Aida, ihre kleine Schwester, seit vielen Jahren tot. Das kleine Mädchen stand ebenfalls auf der Plattform im All und sah aus seinen großen Augen zu ihr auf. »Ich habe dir schon einmal den Weg gewiesen. Ich kann ihn dir erneut zeigen.«
    Lidia seufzte schwer. Sie wusste, dass sie sich nicht wirklich im All befand – sie wäre längst an explosiver Dekompression gestorben –, und Valdorian existierte hier ebenso wenig wie Aida. Sie waren Gestalt gewordene Metaphern, und Lidia glaubte, die Symbolik zu verstehen.
    »Nein«, sagte sie, und diese Antwort galt beiden, sowohl Valdorian als auch Aida. »Ich lasse mir von niemandem mehr den Weg zeigen. Ich muss ihn selbst finden.«
    Entschlossen trat sie von der Plattform …
     … und fand sich in einem leeren Zimmer wieder. Auch hier schien jedes einzelne Molekül der Luft zu glühen, und dadurch entstand ein gespenstisches, irreales Licht.
    Die Wände waren grau, und sie kamen mit einem dumpfen Knirschen näher.
    »Schluss damit«, sagte Lidia laut. »Schluss mit dieser Vision.« Wenn es wirklich eine Vision ist.
    Die grauen Wände kamen immer näher, und wieder spürte Lidia eine Kälte, die bestrebt zu sein schien, ihr alle Wärme aus dem Leib zu saugen.
    Trotzig blieb sie stehen und schloss die Augen, nicht dazu bereit, Unruhe und Furcht nachzugeben. Eine Wand berührte sie …
    Sie öffnete die Augen und fand sich an Floyds Grab am Rand der Wüste wieder. Trauer bestimmte ihr Empfinden, als sie auf die Steine hinabsah und wieder das Pfeifen des Windes hörte. Sie hatte nicht nur einen guten Freund verloren.
    »Leonard und Francy«, sagte sie leise, und der Wind trug die beiden Namen fort. Ein Sohn und eine Tochter, zwei Kinder, die auf der Wiese der Möglichkeit gespielt hatten und vielleicht tatsächlich irgendwo existierten, in einem der vielen Universen.
    »Aber nicht hier«, sagte Lidia, drehte sich um und kehrte zum schwarzen Berg des Kantaki-Schiffes zurück, das kurze Zeit später aufstieg und Floyds Welt verließ.
     
     

16
Kabäa
4. Planet des Epsilon-Eridani-Systems
Zentraler Bereich der Allianz
März 421 SN ·  linear
     
    Das Feuer von Tod und Vernichtung flackerte im All über der Nachtseite des Planeten. Blitze tasteten nach Gefechtsshuttles und Kampfschiffen. Die Bildschirme im wie transparent wirkenden Bug des Shuttles dienten auch als taktisches Display: Der Datenservo kennzeichnete die zahllosen Schiffe und Gefechtsplattformen, grün für Freund und rot für Feind.
    Es gab mindestens dreimal so viele rote Punkte wie grüne.
    »Man hat uns erwartet«, wiederholte der Pilot, als seine Finger über die Kontrollen huschten. Diesmal klangen die Worte nicht erschrocken und verblüfft, sondern zornig.
    Valdorian starrte auf die taktischen Anzeigen und begriff sofort, dass der Angriff scheitern musste.
    »Zurück!«, stieß er hervor, und seine

Weitere Kostenlose Bücher