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Kantaki 01 - Diamant

Kantaki 01 - Diamant

Titel: Kantaki 01 - Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Piloten, der völlig reglos in seinem Harnisch hing. Als er den Kopf des Mannes drehte, sah er die geborstene Helmscheibe. Die Augen des Piloten, grau wie die Valdorians, starrten ins Leere.
    »Jonathan?«
    Er löste die Gurte und achtete auf jede einzelne Bewegung, als er sich von der Konsole abstieß und umdrehte. Wenn eine scharfe Kante den Kampfanzug aufschlitze, brachte ihn das Vakuum innerhalb weniger Sekunden um. Vor so etwas gewährte der inzwischen längst aktivierte Individualschild keinen Schutz. Er hielt nur Energie und Objekte von ihm fern, die sich mit einer gewissen Geschwindigkeit bewegten.
    Weiter hinten im Shuttle schien sich die Dunkelheit zu verdichten. Selbst das Licht der Sterne, Strahlblitze und Explosionen im All, das durch den breiten Riss des rotierenden Wracks fiel, reichte nicht aus, um mehr zu erkennen als nur einige vage Konturen. Erneut zwang sich Valdorian zu langsamen, vorsichtigen Bewegungen, obwohl alles in ihm zur Eile drängte. Er erreichte die nächste Sitzreihe, und dort fand er seinen Sekretär, noch immer vom Sicherheitsharnisch umgeben. Er zog sich ein wenig tiefer und versuchte, einen Blick durch die Helmscheibe zu werfen. Jonathan sah ihn an, und seine Lippen bewegten sich, aber Valdorian hörte nichts. Er beugte sich vor, bis ein Klacken auf den Kontakt der Helme hinwies.
    »… kann mich nicht bewegen«, hörte er Jonathans leise Stimme. »Ich sitze im Harnisch fest.«
    Erst jetzt erinnerte sich Valdorian an die kleine, in den Helm integrierte Lampe – ein deutlicher Hinweis darauf, dass ihm die jüngsten Ereignisse einen Schock versetzt hatten. Mit einer knappen verbalen Anweisungen aktivierte er sie.
    Licht schnitt durch die Dunkelheit und fiel durchs Visier in Jonathans Gesicht. Valdorians Sekretär kniff geblendet die Augen zusammen.
    »Nicken Sie, wenn Sie mich hören können«, sagte Valdorian, während sich die beiden Helme nicht mehr berührten.
    Sein Sekretär reagierte nicht auf die Aufforderung.
    Valdorian tastete nach den Gürtelkontrollen, fand das gesuchte Schaltelement und betätigte es. »Können Sie mich jetzt hören?«
    »Ja, Primus, danke«, ertönte es aus dem kleinen Lautsprecher im Inneren des Helms. »Mit dem Sicherheitsharnisch stimmt etwas nicht. Ich kann mich nicht bewegen.«
    Das Licht machte es wesentlich einfacher, die Kontrollen zu finden. Valdorian löste die Gurte seines Sekretärs und deaktivierte auch die Kraftfelder, die ihre Energie aus einer Batterie bezogen, wenn die Bordsysteme ausfielen.
    »Sind Sie verletzt?«, fragte Valdorian.
    »Ich … ich glaube nicht.« Jonathan bewegte Arme und Beine.
    Valdorian schob sich an ihm vorbei durch den kurzen Mittelgang, erreichte die Luke und öffnete sie. Im Inneren des Shuttles herrschte das gleiche Vakuum wie draußen im All; er musste also keinen Druckausgleich herstellen.
    Es blitzte noch immer in der Schwärze, aber der Kampfbereich schien sich verlagert haben, fort von dem Planeten, dessen Nachtseite sich unter dem Wrack des Shuttles wölbte. Die Schiffe des Konsortiums versuchten, Cordobans letzten Befehl zu befolgen und sich zum siebten Planeten zurückzuziehen, aber die Verteidiger des Epsilon-Eridani-Systems setzten sofort nach. Schatten verdunkelten gelegentlich die Sterne, Hinweise auf große und kleine Raumschiffe, die durchs All glitten.
    »Man hat uns abgeschrieben«, sagte Valdorian. »Zum Glück.« Er wandte den Blick von der Schlacht ab, deren Ausgang feststand, sah stattdessen nach Kabäa. Das Licht von Städten glitzerte tief unten.
    Jonathan gesellt sich an seine Seite und sah ebenfalls hinaus in die ewige Nacht. »Zum Glück?«, wiederholte er.
    »Ein weiterer Treffer würde genügen, um den Shuttle zu desintegrieren, und uns mit ihm. Aber so haben wir noch eine Chance.«
    »Glauben Sie, Primus?«, fragte Jonathan.
    Ungeduldig unterdrückte Valdorian die letzten Nachwirkungen des Schocks und brachte die in einem fernen Winkel seines Selbst heulende Stimme der Verzweiflung mit einem mentalen Knebel zum Schweigen. Wer aufgab, verlor ganz sicher. Aber wer an Hoffnung festhielt und entsprechend handelte, konnte einen überraschenden Sieg erringen. Auch wenn die Umstände noch so ungünstig schienen.
    »Ja, das glaube ich, Jonathan«, erwiderte er. »Ich will es glauben. Unsere Kampfanzüge verfügen über sehr leistungsfähige Individualschilde und Levitatoren. Damit sind wir in der Lage, die Reibungshitze beim Eintritt in die Atmosphäre zu überleben und auf dem Planeten zu

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