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Kantaki 01 - Diamant

Kantaki 01 - Diamant

Titel: Kantaki 01 - Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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die physikalischen Umstände nicht ganz und gar ausschlossen.
    »Die Sonden haben Relikte der La-Kimesch gefunden«, sagte einer der beiden Akuhaschi. Im Gegensatz zu dem anderen trug er einen Direal, der ihn direkt mit den wichtigsten Bordsystemen des Schiffes verband. Die vielen darin integrierten Elaborationsknoten und Analysemodule ermöglichten ihm eine schnelle Datenkorrelation.
    »Das ist kaum eine Überraschung«, klickte Mutter Rrirk. Sie verharrte neben den fünf Stufen, die zum Pilotensessel emporführten, blickte zu den Linsen und dachte dabei an das Partnervolk der Kantaki, das vor etwa zweihundertzwanzigtausend Großzyklen ausgestorben war. Die La-Kimesch hatten viele Sonnensysteme der Galaxis besucht.
    »Sind es aktive oder passive Relikte?«
    »Ausnahmslos passive«, erwiderte der Akuhaschi. Er drehte kurz den Kopf und sah Mutter Rrirk aus seinen beiden schwarzen Augenschlitzen an, die das verschrumpelt wirkende Gesicht vertikal durchzogen. »Ein Horgh-Schiff war hier«, fügte er hinzu.
    »Wann?«
    »Vor einem halben Großzyklus. Es hat die Signale der Sonden empfangen und unseren Prioritätsanspruch anerkannt.«
    Das geschah nicht immer, wusste Mutter Rrirk. Manchmal ignorierten die Horgh entsprechende Signale und boten geeigneten Kulturen ihre Transportdienste an, trotz eines etablierten Prioritätsanspruchs der Kantaki. In diesem Fall hatte das betreffende Sippenoberhaupt die Situation vermutlich nicht für profitabel genug gehalten, um einen Konflikt mit den Großen Fünf der Kantaki zu riskieren.
    »Wir haben alle Daten empfangen und ausgewertet«, berichtete der andere Akuhaschi.
    »Ich nehme sie entgegen.« Die alte Kantaki öffnete ihr Selbst dem Schiff, und erneut veränderte sich sein Gesang, wurde zu einer erzählenden Stimme. Bilder strömten in ihr Bewusstsein, Bilder, deren Bedeutung sie umgehend erfasste. Eine fremde Kultur, ein Volk, das sich »Menschen« nannte, vom Wissen nicht durchdrungen wie die Kantaki, nur gestreift, sanft berührt, noch ohne wahre Erkenntnis. Die Beobachter im All – die bei ihrem letzten Besuch zurückgelassenen Sonden – hatten den Werdegang der Bewohner des dritten Planeten aufgezeichnet. Kriege und Aggressivität bestimmten einen großen Teil ihrer Geschichte, und die Ereignisse der jüngsten Vergangenheit bildeten da keine Ausnahme. Vor zwei Orbitalperioden war ein Asteroid auf den dritten Planeten, die Erde, gestürzt, das Werk einer Gruppe, die der so genannte »Erleuchtete« um sich geschart hatte, ein Mensch namens Jonas Jacob Hudson. Die Neuen Illuminaten, wie sich die Anhänger dieser Sekte nannten, hatten eine größere Religionsgemeinschaft, die so genannten Moslems und eine ihrer Untergruppen, die »Islamisten«, auslöschen wollen, aber es war nicht zu der geplanten lokal begrenzten Katastrophe gekommen, sondern zu einer globalen.
    »Die Augen des Schiffes sehen etwas«, sagte Chsantahi und deutete zu den Projektionslinsen, obgleich er selbst auf eine visuelle Wahrnehmung verzichten musste.
    Auch Mutter Rrirk sah, ohne zu sehen – sie nahm den zusätzlichen Datenstrom in sich auf, noch während die beiden Akuhaschi die Kontrollen der Konsolen bedienten. Mit den Augen des Schiffes blickte sie ins All und beobachtete ein einfaches interplanetares Raumschiff, ausgestattet mit primitiver Technik, natürlich ohne die Möglichkeit, interstellare Entfernungen in kurzer Zeit zurückzulegen – in dieser Hinsicht hatten die Kantaki und Horgh ein galaktisches Monopol. Und nur wenige Geschöpfe ertrugen die Schockwellen, die Horgh-Schiffe bei ihren Sprüngen durch die Raum-Zeit verursachten.
    »Es sind Flüchtlinge«, sagte Mutter Rrirk, als sie die neuesten Informationen mit den aufgezeichneten Daten in Verbindung setzte. »Der ›Erleuchtete‹ und mehr als tausend seiner Anhänger fliehen vor dem Zorn der Menschen, die den Fall von ›Gottes Hammer‹ überlebten – so nannten die Neuen Illuminaten den Asteroiden.«
    Der Pilot vollführte eine bestätigende Geste und lauschte dem leisen Zirpen einer speziellen Datenstimme, die allein zu ihm sprach. Er bekam die gleichen Informationen wie Mutter Rrirk, konnte sie allerdings nicht annähernd so schnell verarbeiten.
    »Sie haben ein gewöhnliches interplanetares Raumschiff zu einem Generationenschiff umgebaut und wollen damit das Sonnensystem verlassen, in der Hoffnung, dass ihre Nachfahren irgendwann einen bewohnbaren Planeten finden«, klickte Mutter Rrirk. »Mir scheint, dies sind unsere ersten

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