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Kantaki 01 - Diamant

Kantaki 01 - Diamant

Titel: Kantaki 01 - Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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bemerkte subtile Veränderungen in Jonathans Haltung. Sein Sekretär bereitete sich auf den Kampf vor.
    »Es würde den Krieg nur verlängern, aber nichts an seinem letztendlichen Ergebnis ändern.« Thalsen deaktivierte den Projektor, und der Spiralarm der Galaxis verschwand. »Es käme zu noch mehr Opfern, zu noch mehr Zerstörung. Tut mir Leid.« Er betätigte einen anderen Schalter des Projektors, und daraufhin öffnete sich die Tür der Bibliothek. Vier in leichte graue Kampfanzüge gekleidete Angehörige der Sicherheitsabteilung von Orinja kamen mit schussbereiten Hefoks herein. Thalsen winkte ihnen kurz zu, und sie ließen die Waffen sinken, blieben aber wachsam. »Es tut mir Leid«, wiederholte er. »Ich bin an die Anweisungen des Koordinators gebunden. Lukert Turannen hat die Festnahme von Rungard Avar Valdorian und seine Auslieferung an die Allianz angeordnet. Es ist eine von Enbert Dokkars und Benjamin Valdorians Bedingungen für einen sofortigen Waffenstillstand.«
    »Benjamin«, hauchte Valdorian so leise, dass ihn die anderen nicht hörten. Die mentale Bewegung in ihm wurde stärker, und diesmal gelang es ihr, einen Teil der Ruhe aus ihm zu verdrängen.
    »Dokkar wird ihn hinrichten lassen«, sagte Jonathan.
    »Er stirbt ohnehin«, erwiderte Thalsen. »Sehen Sie ihn an. Er ist dem Tode näher als dem Leben. Wollen Sie sich für jemanden opfern, der in einigen Stunden oder höchstens Tagen tot ist? Ich bedauere dies wirklich, bitte glauben Sie mir, aber wir tragen Verantwortung den Lebenden gegenüber. Vor allem dieser Pflicht müssen wir gerecht werden.«
    Sie sprechen so über mich, als wäre ich bereits tot, dachte Valdorian und tastete mit der rechten Hand ganz langsam nach der Schublade des Schreibtischs. Er handelte, ohne zu denken, während der größte Teil seines Selbst beobachtete und zuhörte, noch immer weit von den Ereignissen entfernt.
    Benjamin, raunte es in ihm, und dieser Gedanke entzündete ein Feuer, dessen Hitze die Kühle zurückzudrängen begann. Vor dem inneren Auge sah er ihn noch einmal so, wie er ihn auf Guraki gesehen hatte: ängstlich und arrogant, verunsichert und überheblich, das aufgequollene Gesicht von Lastern gezeichnet. Ich hätte ihn wirklich erschießen sollen, dachte er und begriff gleichzeitig, dass er dazu vielleicht nicht einmal jetzt imstande gewesen wäre, trotz des wachsenden Zorns.
    »Es gilt, weiteres Blutvergießen zu vermeiden«, betonte Gord Thalsen und winkte erneut, woraufhin die vier Wächter näher kamen. Die Läufe ihrer Waffen wiesen noch immer nach unten. »Das ist wichtiger als alles andere.«
    Valdorians Finger erreichten die Schublade, ohne dass jemand Verdacht schöpfte. Mit einem leisen, kaum hörbaren Klicken öffnete sie sich. Langsam, ganz langsam zog er sie auf …
    »Schöne Worte«, sagte Jonathan. »Aber Sie wollen vor allem Ihren eigenen Hals retten. Darum geht es Ihnen.«
    Thalsen schüttelte den Kopf. »Nein. Ich bedauere dies wirklich, aber ich sehe keine andere Möglichkeit, den Krieg sofort zu beenden und vielleicht einen Teil des Konsortiums zu retten.«
    »Und Orinja«, fügte Jonathan spöttisch hinzu.
    »Ja, und Orinja.«
    Valdorian hielt den richtigen Augenblick für gekommen. Er griff in die Schublade und … fand nichts. Die Waffe, die darin gelegen hatte – sie fehlte.
    »Es tut mir Leid«, sagte Thalsen, diesmal zu Valdorian. »Ich kann mir vorstellen, was Sie jetzt empfinden. Sicher sind Sie zu allem bereit – was in Ihrer Situation kaum verwunderlich ist. Wir durften kein Risiko eingehen und haben alle versteckten Waffen aus der Bibliothek entfernt. Bitte kommen Sie jetzt mit. Wir haben einen speziellen Raum für Sie vorbereitet, in dem Sie …«
    »Eine Zelle?«, fragte Valdorian kalt, obgleich der Zorn heißer in ihm brannte. Er spürte, wie die Distanz zu den Ereignissen schrumpfte – die Realität packte ihn und setzte ihn wieder auf die Bühne des Geschehens. Damit einher ging dumpfer, stechender Schmerz, noch beschränkt auf die Peripherie seiner Wahrnehmung.
    »Ein Name ist so gut wie jeder andere«, sagte Thalsen. »Sie …«
    Ein leises Piepsen unterbrach ihn. Er holte einen Kom-Servo hervor, blickte aufs Display und betätigte dann erneut die Kontrollen des Projektors. Wieder entstand ein dreidimensionales Bild über dem Schreibtisch, und diesmal zeigte es einen Assistenten in der Uniform des Sicherheitsdienstes von Orinja.
    »Ein Kantaki-Schiff ist in die Umlaufbahn von Orinja geschwenkt«, berichtete der

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